Deakzession

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Deakzession (aus lateinisch de „weg von“ und accedere „hinzukommen“, „wachsen“) bezeichnet die Aussonderung, Reduktion, Bereinigung, den Abbau oder Abgang von Beständen bzw. Sammlungen einer Bibliothek, eines Archivs oder eines Museums. Die Deakzession ist also eine Art der Bestands- oder Sammlungsbereinigung und bezeichnet damit den gegenteiligen Vorgang der Akzession (Erwerbung, Zugang).

Gründe und Kriterien für die Deakzession

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Eine regelmäßige Bereinigung des Bestands wird in Bibliotheken, Museen und Archiven zunehmend als wiederkehrende Arbeit erkannt, die bestimmten Regeln unterliegt und dokumentiert werden soll.

Gründe für die Deakzession sind:

  • inhaltliche Überalterung (Aktualitätsverlust)
  • physische Mängel (Beschädigung, Abnutzung, Papierzerfall)
  • unbefriedigende Benutzungshäufigkeit
  • Platzmangel
  • Verminderung von Dubletten[1]

Durch die regelmäßige Deakzession von Büchern, Medien, Archivalien oder Sammlungsgegenständen wird verhindert, dass der Bibliotheks- oder Archivbestand oder die Sammlung eines Museums an Attraktivität verliert.

Die Aussonderung von Beständen bzw. Sammlungsgegenständen hat zur Folge, dass:

  • der Bestand/die Sammlung übersichtlicher wird
  • Platz geschaffen wird für erhaltenswertere Bücher, Archivalien oder Gegenstände
  • der Bestand gepflegter wirkt (betrifft den Freihandbereich einer Bibliothek)
  • die Orientierung in einem kleineren Bestand leichter fällt

Formen der Deakzession

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  • Rückgabe an Schenker oder Leihgeber,
  • Tausch,
  • Verwendung zum anderweitigen Gebrauch im eigenen Museum (Museumspädagogik, Event, Ersatzteil etc.),
  • Verkauf,
  • endgültige Entsorgung (Vernichtung).

In der Bibliothek

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  • Kassation (Vernichtung von nicht als archivwürdig bewerteten Unterlagen),
  • Tausch,
  • evtl. Verkauf.

In Archivbibliotheken

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In Archivbibliotheken wie der Herzogin Anna Amalia Bibliothek oder der Staatsbibliothek zu Berlin gelten strenge Grenzen bei der Aussonderung.[3][4]

Aussonderungsaktionen führen teilweise zu Kritik und Protesten.[5][6][7] Vor allem für Archivbibliotheken werden Aussonderungen kritisch gesehen.[8] So ist bei historischem Altbestand der Begriff Dublette umstritten, da zum Beispiel Inkunabeln unikale Merkmale aufweisen und damit nicht als Dublette gelten dürfen.[9] Prinzipiell können alle im Hand- beziehungsweise Bleisatz gefertigten Drucke Unterschiede im Druckbild aufweisen, die durch Korrekturen, Änderungen aufgrund von Zensur oder den typographischen Kreislauf entstehen konnten.[10][11] Auch Bucheinbände können sich unterscheiden. Ebenso können Bücher aller Erscheinungsjahre Provenienzspuren enthalten. Auch in diesen Fällen handelt es sich nicht um echte Dubletten. Vor allem bei historischem Bestand müssen Richtlinien zum Kulturgutschutz beachtet werden.

Deakzessionen können auch aus politischen Gründen stattfinden und dienen damit der Zensur, wie zum Beispiel die Aussonderungen während der Zeit des Nationalsozialismus im Zusammenhang mit den Bücherverbrennungen.[12]

Einzelnachweise

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  1. Uwe Czubatynski: Betriebsorganisation. Konservierung, Zentralkatalogisierung, Kassation: Zum Problem der Aussonderung. In: Bibliotheksdienst. Band 38, Nr. 12, Januar 2004, ISSN 2194-9646, S. 1612, doi:10.1515/bd.2004.38.12.1612 (degruyter.com [abgerufen am 5. März 2020]).
  2. Roland Wagner: Aussonderungen an Universitätsbibliotheken. 15. November 2012, ISSN 1438-7662, doi:10.18452/2077 (hu-berlin.de [abgerufen am 14. September 2022]).
  3. Michael Knoche: Was sind Archivbibliotheken und wozu sind sie gut? (1). In: Aus der Forschungsbibliothek Krekelborn. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  4. Michael Knoche: Was sind Archivbibliotheken und wozu sind sie gut? (2). In: Aus der Forschungsbibliothek Krekelborn. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  5. Marius: Von entsorgten Büchern und Bibliotheken in Gefahr - Buch-Haltung. 5. September 2022, abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  6. Michael Knoche: Print-Bestände der Bibliotheken schrumpfen – Gespräch mit Corinna Roeder. In: Aus der Forschungsbibliothek Krekelborn. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  7. heise online: Software überlistet: US-Bibliothekare erfinden Kunden, um Bücher zu bewahren. Abgerufen am 14. September 2022.
  8. Klaus Graf: Kommentar zum FAZ-Artikel zu Eichstätt — “Aussonderungs- und Abgaberichtlinien im Altbestand” ? In: Archivalia. (hypotheses.org [abgerufen am 14. September 2022]).
  9. Klaus Graf: Über die Abgabe angeblicher Inkunabeldubletten durch Bibliotheken. In: Archivalia. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  10. New tech for old books: collating Thomas Browne | RCP Museum. Abgerufen am 14. September 2022.
  11. Arbeitshilfe Manifestationen: verschiedene Ausgaben versus Druckvarianten. Deutsche Nationalbibliothek, Arbeitsstelle für Standardisierung (AfS), 31. Juli 2019, abgerufen am 14. September 2022.
  12. Tobias Pohlmann: Erfüllungsgehilfen? Die Rolle der Bibliotheken im Rahmen der Bücherverbrennungen 1933. In: Perspektive Bibliothek. Band 1, Nr. 2, 2012, ISSN 2194-8992, S. 193–221, doi:10.11588/pb.2012.2.9462 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 14. September 2022]).
  • Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens (LGB). Hiersemann, Stuttgart 1987. (2. Aufl.)
  • Uwe Czubatynski: Betriebsorganisation. Konservierung, Zentralkatalogisierung, Kassation: Zum Problem der Aussonderung, Bibliotheksdienst 38/12 (2004), doi:10.1515/bd.2004.38.12.1612, Seiten 1612–1616.
  • Klaus Gantert, Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen, 8. Auflage, Saur, München 2008, ISBN 978-3598117718, S. 133f.
  • Dietmar Haubfleisch: „Die Weisheit von heute ist die Torheit von morgen“: Von der kultur- und gesellschaftspolitischen Verantwortung wissenschaftlicher Bibliothekare für die Wissensüberlieferung. In: Vom Sinn der Bibliotheken. Festschrift für Hans-Georg Nolte-Fischer. Hrsg. von Irmgard Siebert und Dietmar Haubfleisch. Wiesbaden 2017, S. 217–232.
  • Dirk Heisig (Hrsg.): Ent-Sammeln. Neue Wege in der Sammlungspolitik von Museen. OLV, Aurich 2007.
  • Henning Klauß: Tipps für die Durchführung einer Inventur in einer Bibliothek (PDF-Datei; 67 kB). - In: Bibliotheksdienst 42.2008 Heft 4, S. 365ff.
  • Alexandra Otten: Aussonderung in Bibliotheken. - in: Bibliothek. Forschung für die Praxis : Festschrift für Konrad Umlauf zum 65. Geburtstag / Herausgegeben von Petra Hauke ; Andrea Kaufmann ; Vivien Petras. - Berlin [u. a.] : de Gruyter Saur, 2017. - ISBN 978-3-11-051971-6 - S. 360–367
  • Rainer Plappert: Deakquisition von Medien – ein Baustein modernen Bestandsmanagements in wissenschaftlichen Bibliotheken. - in: Praxishandbuch Bibliotheksmanagement / Ed. by Griebel, Rolf ; Schäffler, Hildegard ; Söllner, Konstanze. - Berlin [u. a.] : de Gruyter Saur, 2014. ISBN 978-3-11-030326-1, S. 280–292.
  • Konrad Umlauf: Bestandsaufbau an öffentlichen Bibliotheken. Klostermann, Frankfurt am Main 1997.
  • Konrad Umlauf: Deaquisition. - in: Umlauf, Konrad; Vonhof, Cornelia (Hrsg.): Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Fachratgeber für die Bibliotheksleitung und Bibliothekare. Mitbegr. v. Hans-Christoph Hobohm. Loseblattausgabe. Hamburg 2016, Abschnitt 8.1.5.