Briganten

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Ungefähres Siedlungsgebiet der Briganten auf einer Karte von England und Wales

Als Briganten (lateinisch Brigantes) wird ein loser Zusammenschluss keltischer Volksstämme im nordöstlichen Britannien bezeichnet. Sie siedelten in der Region des heutigen Yorkshire. Ihr Territorium umfasste zur Römerzeit etwa das Gebiet vom Fluss Don im Süden bis zum Hadrianswall im Norden und von der West- bis zur Ostküste Nordenglands. Verwaltungszentrum wurde nach der römischen Eroberung Isurium Brigantum, das heutige Aldborough. Die bekannteste Persönlichkeit der Briganten war Königin Cartimandua, über die der Geschichtsschreiber Tacitus berichtet. Die Briganten waren zunächst prorömisch eingestellt, ab dem ersten Jahrhundert gibt es Belege für Aufstände gegen die Römer.

Der Name Brigantes (Singular: Brigans) stammt aus dem Keltischen und bedeutet so viel wie die Hohen, Hochländer oder Hügelbewohner. Der Name bezog sich wahrscheinlich zunächst nur auf einen Stamm, bis Brigantes als Bezeichnung für die gesamte Stammesföderation verwendet wurde. Die Briganten sind möglicherweise mit dem Stamm der Brigantier aus Vorarlberg im heutigen Österreich und dem gleichnamigen Stamm der Briganten in Irland verwandt.[1]

Eine andere mögliche Erklärung des Namens ist, dass Brigantes auf den Wortstamm briga oder brica (protokeltisch für ‚Ort‘ oder ‚Siedlung‘) zurückzuführen ist. Alternativ könnte sich Brigantes auf die keltische Göttin Brigantia oder Brigit beziehen, d. h. Brigantes wären das „Volk der Brigit“. Die keltische Göttin Brigit wird, ähnlich wie die römische Minerva oder die irische Morrígan, mit Kulten der Fruchtbarkeit, Heilung und Wissen in Verbindung gebracht.[2]

Da die Briganten selbst keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen, ist die Forschung ausschließlich auf archäologische Funde, Luftbildarchäologie und römische Quellen angewiesen. Berichte über die Briganten stammen unter anderem von Tacitus und Claudius Ptolemäus. Während die Quellen im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung noch umfangreich genug sind, um ein Bild der Briganten zur beginnenden Römerzeit in Britannien zu zeichnen, werden sie danach spärlich.[3]

Geografische Ausbreitung

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Der griechisch-römische Geograph Claudius Ptolemäus schreibt, dass das Siedlungsgebiet der Briganten von Küste zu Küste gereicht habe. Er nennt als Siedlungen unter anderem die heutigen Städte York, Aldborough (North Yorkshire), Catterick, Ilkley und Binchester.[4]

Wenn man Widmungen an die namensgebende Göttin Brigantia als Fingerzeig für die geografische Ausbreitung der Briganten nimmt, kommen auch Orte wie Birrens in Dumfriesshire, Castlesteads nahe dem Hadrianswall und South Shields an der Mündung des Tyne als Siedlungen der Briganten in Frage. Wenn der Ort Birrens auf die Briganten zurückgeht, haben diese auch nördlich vom Hadrianswall gesiedelt. Weitere Widmungen an Brigantia in West Yorkshire belegen, dass wohl auch die Region um Leeds und dem oberen Tal des Flusses Calder in West Yorkshire zum Siedlungsgebiet gehörten.[4]

Historisch belegt ist, dass der Stamm der Parisi nördlich von den Briganten lebten und die Cornovii südwestlich der Briganten. Nimmt man noch die physische Geographie der Region hinzu, wo Berge und Hügel natürliche Grenzen bilden, und die Verteilung römischer Befestigungen, dann breitete sich die civitas der Briganten in römischer Zeit vom Fluss Don im Süden bis zum Hadrianswall im Norden und von der West- bis zur Ostküste Nordenglands.[5]

Die Briganten waren in vorrömischer Zeit vermutlich zunächst eine Vielzahl von einzelnen Stämmen; darauf deuten die überlieferten Namen für Untergruppierungen innerhalb der Briganten hin, so etwa die Carvetii im Tal des Eden, die Setantii auf der Halbinsel Fylde und die Tectoverdi und Lopocares im heutigen Northumberland. Für eine ursprünglich große Vielzahl an kleinen Stämmen spricht auch die sehr abwechslungsreiche physische Geographie im Norden Englands, mit dem Mittelgebirge der Pennines, vielen Tälern und eine Reihe von Flüssen, die die Region durchziehen. Als die Römer in Britannien einfielen, waren die Stämme bereits unter einer Führung, der Fürstin Cartimandua, vereinigt.[6]

Als Kaiser Claudius 43 n. Chr. Britannien eroberte, suchten die Briganten vermutlich früh den politischen Ausgleich mit Rom als Verbündetem. Besonders ausführlich überliefert sind die Ereignisse unter Cartimandua und ihrem Mann Venutius durch Tacitus. Offenbar verfolgten Cartimandua und ihr Mann Venutius zunächst eine prorömische Politik. In diesen Zusammenhang ist auch ihr Verhalten gegenüber Caratacus zu deuten, der nach einem gescheiterten Aufstand keltischer Stämme in Wales im Jahr 51 AD zu den Briganten floh, wohl in der Hoffnung, dort Schutz zu finden. Cartimandua lieferte Caratacus jedoch an die Römer aus.[7]

Diese Situation änderte sich 68 AD: Als Cartimandua in Konflikt mit Venutius geriet, rief sie römische Truppen zur Unterstützung. Tacitus berichtet, dass die herbeigerufenen römischen Truppen Cartimandua zwar retten konnten, aber dass mit Venutius Teile der Briganten gegen die Römer revoltierten und das Territorium der Briganten ein Konfliktherd wurde.[8] Cartimandua verschwindet daraufhin aus den Quellen. Es ist auch unklar, was aus Venutius wurde, eine weit verbreitete Annahme unter Historikern und Archäologen ist, dass er in der Gegend von Stanwick ein lokales Machtzentrum hielt, bis ihn die Römer endgültig besiegten.[9]

Unter Gnaeus Iulius Agricola, der 79–81 Statthalter in Britannien war, ist das Gebiet der Briganten endgültig durch römische Truppen besetzt. Bis Ende des ersten Jahrhunderts war Brigantia durch die römische Besatzung befriedet worden. Konflikte mit den Römern, die im Norden ausbrachen, gingen wahrscheinlich eher von den schottischen Stämmen aus.[10] Mit dem Bau des Hadrianswalls Anfang des 2. Jahrhunderts im Norden Englands ging vermutlich eine Romanisierung der Briganten einher. Die Etablierung von Isurium Brigantum (das heutige Aldborough) als administratives Zentrum stammt auch aus dieser Zeit.[11]

Die Besetzung ihres Gebiets als Hinterland des Hadrianswalls, so denken Historiker, ist vermutlich unter den Briganten auf Ablehnung gestoßen. Allerdings gibt es nur spärliche Belege für die Ereignisse im 2. Jahrhundert: Eine von heutigen Historikern eher als zweifelhaft eingeordnete Information stammt vom griechischen Geograph Pausanias, der von der Unterdrückung und Vertreibung der Briganten unter Kaiser Antoninus Pius berichtet. Brandherde an den Stätten einiger ehemaliger römischer Garnisonen stützen die These, dass die Briganten sich gegen die Römer auflehnten.[12]

Die Unruhen unter den Briganten hielten bis ins Jahr 206 an, als Kaiser Septimius Severus und sein Sohn Caracalla eine militärische Kampagne gegen die Kaledonier persönlich anführten und Eboracum (York) als Hauptstadt der Provinz Britannia Inferior etablierten. Es gibt danach keine Evidenz, dass die Briganten im dritten Jahrhundert gegen die Römer rebellierten.[13]

Die Römer zogen bis 410 aus Britannien nach und nach ab. In der Folge etablierten sich auf dem Gebiet der Briganten britannische Königreiche wie Elmet im heutigen West- und Süd-Yorkshire und Rheged im Norden von Brigantia.[14]

Die ältere historische Forschung ist auf der Basis archäologischer Ausgrabungen davon ausgegangen, dass die Landwirtschaft der Briganten hauptsächlich von Viehzucht geprägt war, im Gegensatz zu ihren südlichen Nachbarn, wo ein Mix aus Ackerbau und Viehzucht vorherrschte. Die neuere Forschung sieht dies etwas differenzierter und denkt, dass auch im Norden des heutigen Englands Ackerbau betrieben wurde, jedoch eher zur Selbstversorgung. Handel wurde von den Briganten wohl eher mit Tieren und Produkten tierischen Ursprungs betrieben.[15][16]

Archäologische Ausgrabungen deuten ferner darauf hin, dass die Briganten Blei durch Bergbau gewannen und Metalle (Bronze, Eisen) verarbeiten konnten. Weitere Industriezweige waren Töpferei, Ziegel- und Glasherstellung.[17]

Historische Quellen

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Commons: Briganten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • The Celtic Tribes of Britain - The Brigantes, auf www.roman-britain.org, 28. September 2010 (englisch)
  • Briganten, auf roman-britain.co.uk
  • Stephen J. Murray: From Dot to domesday, A history of Britain (englisch)
  • Stephen J. Murray: British tribes at the time of the Roman Conquest - Carvetii, Brigantes, Parisi. Archiviert vom Original am 19. April 2003; abgerufen am 12. Mai 2013 (englisch).
  • David Ross: Brigantes, auf www.britainexpress.com (englisch)

Einzelnachweise

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  1. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 1.
  2. Briganten, auf roman-britain.co.uk, aufgerufen am 23. November 2022.
  3. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 1, 15.
  4. a b Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 4–5.
  5. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 6.
  6. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 1–3.
  7. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 15–16.
  8. Miranda Aldhouse-Green: Boudica Britannia. Taylor & Francis, London 2006, ISBN 978-1-4058-1100-2, S. 129.
  9. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 19.
  10. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 21–23.
  11. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 25, 40–42.
  12. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 27–28.
  13. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 30–31.
  14. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 116.
  15. Herman Ramm: Native Settlements East of the Pennines. In: Keith Branigan (Hrsg.): Rome and the Brigantes: the impact of Rome on northern England. University of Sheffield, Sheffield 1980, S. 28–40, hier S. 31.
  16. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 37.
  17. Brian R. Hartley, R. Leon Fitts: The Brigantes. Alan Sutton, Gloucester 1988, S. 88.