Röhrenvogelspinnen

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Röhrenvogelspinnen

Weibchen von Hexathele hochstetteri

Systematik
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Teilordnung: Tuberculotae
Überfamilie: Avicularioidea
Familie: Röhrenvogelspinnen
Wissenschaftlicher Name
Hexathelidae
Simon, 1892

Die Röhrenvogelspinnen (Hexathelidae) bilden eine Familie innerhalb der Ordnung der Webspinnen und zählen dort zur Unterordnung der Vogelspinnenartigen (Mygalomorphae). Die Familie ist in allen Tropen und Subtropen der Welt vertreten. Es handelt sich bei ihren Arten um mittel- bis große Vertreter dieser Unterordnung, die terrestrisch (bodenbewohnend) leben.

Röhrenvogelspinnen sind mittel- bis große Vogelspinnenartige (Mygalomorphae), die je nach Art und Geschlecht eine Körperlänge von 14 bis 28 Millimeter erreichen können. Die Spinnen sind variabel braun oder schwarz gefärbt.[1] Wie viele Spinnen besitzen auch die Vertreter dieser Familie einen ausgeprägten Sexualdimorphismus (Unterschied der Geschlechter).

Der cephale (am Kopf gelegene) Bereich des Carapax (Rückenschild des Prosomas, bzw. Vorderkörpers) ist entweder gewölbt oder flach, die Gestalt der Fovea (An die Muskeln des Saugmagens ansetzende Einkerbung) variiert von transversal über prokursiv bis grubenförmig. Die acht Augen sind in einer viereckigen Formation angelegt. Der Augenhügel kann deutlich ausgeprägt oder reduziert sein. Die Cheliceren (Kieferklauen) sind nach vorne hin verlängert. Ihre Klauenglieder haben jeweils eine oder zwei Zahnreihen. Rastella (an Harken erinnernde Strukturen am Ende der Cheliceren) fehlen bei den Röhrenvogelspinnen im Gegensatz zu anderen Vogelspinnenartigen. Das Labium (sklerotisierte bzw. verhärtete Platte zwischen den Maxillae und vor dem Sternum) ist entweder länger als breit oder quadratisch geformt und weist mehrere Höcker auf und die Maxillae (umgewandelte Coxen bzw. Hüftglieder der Pedipalpen) erscheinen länger als breit. Die Serrulae (Putzkämme) sind bei den Röhrenvogelspinnen ausgebildet. Das Sternum (Brustschild des Prosomas) hat eine herzförmige Gestalt. Es besitzt sechs sub- (fast) oder marginale (am Rand gelegene) Sigillen (Einbuchtungen).[1]

Alle Beine verfügen über Bedeckungen aus Trichobothria (Tastsetae), deren Basis korallenförmig erscheint. An den Tibien (Schienen) sind die Scopulae jeweils in zwei Reihen angelegt. Überdies besitzen de Tibien selbigen Beinpaares bei den Männchen einiger Arten der Familie je einen für Vogelspinnenartige typischen Sporn. Die Tarsen (Fußglieder) vom ersten Beinpaar können mit wenigen Stacheln ausgestattet sein. An den Beinen befinden sich je drei Tarsalklauen. Davon sind zwei jeweils paarweise zueinander angelegt und besitzen je eine Reihe aus Zähnen. Die dritte Klaue hat deutlich weniger Zähne als die beiden anderen und ist zudem vergleichsweise kurz und kurvig verlaufend. Bei weiblichen Röhrenvogelspinnen fehlen die Scopulae (Bedeckungen aus Haftsetae, bzw. chitinisierten Haaren), während sie bei den männlichen im Falle einiger Arten ausgebildet sein können. Die Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) der weiblichen Röhrenvogelspinnen besitzen gut entwickelte Tarsalklauen, die mehrere Zähne aufweisen.[1]

Das Opisthosoma (Hinterleib) hat eine ovale Gestalt. Die Atmung erfolgt über vier Buchlungen. Röhrenvogelspinnen besitzen sechs paarweise angelegte Spinnwarzen. Davon sind die posterioren (hinteren) lang und schmal geformt, ihre apikale (von der Körpermitte entfernt liegende) Segmente fingerförmig.[1] Die Spinnwarzen sind auch ein gutes Unterscheidungsmerkmal der Röhrenvogelspinnen zu den sehr ähnlichen Australischen Trichternetzspinnen (Atracidae), die nur zwei Paare von Spinnwarzen haben.[2]

Ein einzelner bei den Röhrenvogelspinnen peitschenförmig gebauter Bulbus (männliches Geschlechtsorgan) verfügt hier außerdem über ein vergleichsweise kurzes Cymbium (erstes und vorderstes Sklerit, bzw. Hartteil des Bulbus), der von zweilappiger Gestalt und bestachelt ist. Bei den Männchen der Familie sind je Bulbus zwei Haematodochae (membranöse, dehnbarer Teile des Bulbus) ausgebildet. Der Embolus (drittes und letztes Sklerit) ist verlängert. Die Weibchen der Familie verfügen über zwei geteilte oder miteinander verwachsene Spermatheken (Samentaschen).[1]

Verbreitung

Die meisten Arten der Röhrenvogelspinnen kommen in Australien, Neuseeland und Asien vor. Die Art Macrothele calpeiana kommt in Nordafrika und Spanien vor, zwei Arten gibt es in Südamerika und zwei weitere leben in Zentralafrika.

Die Vertreter dieser Familie leben typischerweise in selbstgegrabenen Erdhöhlen oder Astlöchern. Der Eingang zur Höhle wird normalerweise immer selbst bearbeitet. Die Spinnen machen einen Gang, den sie mit Netz ausspinnen. Dieses Verhalten kommt auch bei anderen Vogelspinnenartigen vor. Aufgrund der Größe der Spinnen sind diese mit Spinnennetz ausgekleideten Röhren sehr auffällig. Das ist der Grund, weshalb sie im englischen Sprachraum „funnel-web spiders“ heißen. („funnel“ für Trichter und „web“ für Netz). Die Höhlen werden vor allem an natürlichen Felsen gefunden. Sie kommen auch gerne in die Nähe von Häusern, wo sie in Gärten oder in der Hauswand geeignete Nischen finden. Sie sind nachtaktiv.

Hexathelidae nach Raven, 1980

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Nach Raven umfasst die Familie 12 Gattungen.[3]

Hexathelidae s.str. nach Hedin, 2018

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Hedin et al. definierten 2018 die Hexthelidae neu und stellten drei neue Familien auf, deren Gattungen zuvor zu den Hexathelidae gestellt wurden.[4] Aus der ursprünglichen Familie der Röhrenvogelspinnen resultierten demnach neben dieser die Familien der Australischen Trichternetzspinnen (Atracidae), der Macrothelidae und der Porrhothelidae.

Familie Hexathelidae s.str.
Der World Spider Catalog listet für die Hexathelidae s.str. aktuell 7 Gattungen und 45 Arten.[5] (Stand: Dezember 2018)

Familie Atracidae Hogg, 1901
Der World Spider Catalog listet für die Atracidae aktuell 3 Gattungen und 35 Arten.[6] (Stand: Dezember 2018)

Familie Macrothelidae Simon, 1892
Der World Spider Catalog listet für die Macrothelidae aktuell nur 1 Gattung mit 32 Arten.[7] (Stand: Mai 2019)

Familie Porrhothelidae Hedin, Derkarabetian, Ramírez, Vink & Bond, 2018
Der World Spider Catalog listet für die Porrhothelidae aktuell nur 1 Gattung mit 5 Arten.[8] (Stand: Dezember 2018)

  • Simon, E. (1892): Histoire naturelle des araignées. Paris. Vol. 1, S. 1–256.
  • Raven, R.J. & Platnick, N.I. (1978): A new genus of the spider family Dipluridae from Chile (Araneae, Mygalomorphae). J. Arachnol. Vol. 6, S. 73–77 (PDF).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Rudy Jocqué, Anna Sophia Dippenaar-Schoeman: Spider families of the world. Hrsg.: Königliches Museum für Zentral-Afrika. Peeters Publishers, Tervuren, ISBN 90-75894-85-6, S. 136.
  2. Michael R. Gray: A Revision of the Australian Funnel-web Spiders (Hexathelidae: Atracinae). In: Records of the Australian Museum. Band 62, Nr. 3, November 2010, ISSN 0067-1975, S. 290, doi:10.3853/j.0067-1975.62.2010.1556.
  3. Raven, R. J. (1980): The evolution and biogeography of the mygalomorph spider family Hexathelidae (Araneae, Chelicerata). J. Arachnol. Vol. 8, S. 251–266.
  4. Hedin, M., Derkarabetian, S., Ramírez, M. J., Vink, C. & Bond, J. E. (2018): Phylogenomic reclassification of the world’s most venomous spiders (Mygalomorphae, Atracinae), with implications for venom evolution. Scientific Reports. Vol. 8 (1636), S. 1–7. doi:10.1038/s41598-018-19946-2 (PDF).
  5. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 19.5 – Hexathelidae. Abgerufen am 22. Dezember 2018.
  6. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 19.5 – Atracidae. Abgerufen am 22. Dezember 2018.
  7. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 20.0 – Macrothelidae. Abgerufen am 14. Mai 2019.
  8. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 19.5 – Porrhothelidae. Abgerufen am 22. Dezember 2018.
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