Nikandros aus Kolophon

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Nikandros (griechisch Νίκανδρος Níkandros, lateinisch Nicander, deutsch Nikander), auch Nikandros von Kolophon genannt (* um 197 v. Chr. in Kolophon, Ionien; † um 133 v. Chr. möglicherweise in Pergamon) war ein griechischer Arzt, Grammatiker und Dichter. Nikandros gilt als Verfasser der ältesten bekannten giftkundlichen Werke.[1]

Nikandros war der Sohn eines Damaios und soll, laut Dionysios von Phaselis, auch ein erbliches Priesteramt des klarischen Apollon ausgeübt haben.[2] Er lebte unter dem König Attalos II. und am Hofe Attalos’ III.

Es sind mindestens zwei, vielleicht drei Dichter mit dem Namen Nikandros, die im Zeitraum zwischen 270 und 135 v. Chr. lebten, zu unterscheiden. Der ältere war vielleicht der Großvater oder Onkel des jüngeren.

Von seinen zahlreichen Werken sind nur zwei vollständige Gedichte sowie Fragmente von Schriften über den pflanzlichen Landbau (Georgika, Vergil als Vorlage[3] für dessen Georgica dienend), über die Bienenzucht (Melissurgika) und über die Schlangenkunde (Ophiaka) erhalten. Vollständig überliefert sind die Lehrgedichte:

  • Theriaka (958, einem Hermesianax gewidmete, Verse in Hexametern über Bisse und Stiche giftiger Tiere, z. B. Schlangen und Skorpione sowie deren Behandlung mit Heilmitteln bzw. Antidoten (Gegenmitteln) – vgl. „Theriak“ als thēriakón antídoton), und
  • Alexipharmaka (630, einem Protagoras gewidmete, Hexameter über mit dem Mund aufgenommene Gifte pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft sowie Krankheitsbild und Gegenmittel).

Die beiden Versdichtungen beruhen auf den Schriften des Giftforschers Apollodoros von Alexandria (so Peri therion, um 300 v. Chr.) und stehen in der poetischen Tradition von Hesiod. Ihrerseits nahmen sie offenbar Einfluss auf Aemilius Macer sowie Lukan und Quintus von Smyrna. In beiden Gedichten tritt die Lehrabsicht deutlich hinter formalistischer Ästhetik und rhetorischer Sprachkunst zurück. Kontrastreich wechselt Nikander zwischen spannungsreichen und eher wissenschaftlich-nüchternen Passagen, prägt Wortneuschöpfungen, um dem Publikum die eigene Sprachfertigkeit zu versichern und schmückt dabei vor allem die Tierbeschreibungen reichlich aus.

Unter seinen nicht mehr erhaltenen Gedichten befanden sich auch Metamorphosen (Heteroioumena), die Ovid in sein Werk einfließen ließ. Auch in der Sammlung von Verwandlungssagen des Antoninus Liberalis sind einige enthalten.

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Wegner: Nikandros von Kolophon. 2005, S. 1051.
  2. Otto Mazal: Pflanzen, Wurzeln, Säfte, Samen. Antike Heilkunst in Miniaturen des Wiener Dioskurides. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1981, ISBN 3-201-01169-X, S. 20 f. (Die Paraphrase des Euteknios zu den Theriaka des Nikandros von Kolophon) und 21 (Die Paraphrase des Euteknios zu den Alexipharmaka des Nikandros von Kolophon).
  3. Wolfgang Wegner: Nikandros von Kolophon. 2005, S. 1051.