Hildeprand

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Hildeprand, auch Utprand[1] (* um 710; † 744) war im Jahre 744 König der Langobarden.

Aufstieg am Hof König Liutprands, Preisgabe Ravennas, Gefangenschaft

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Die wichtigste Quelle zu Hildeprand ist die Historia Langobardorum des Paulus Diaconus. Darin wird Hildeprand als „nepos regis“, als Neffe des Königs Liutprand bezeichnet (Liber VI, 55). Das genaue Verwandtschaftsverhältnis ist allerdings unbekannt.

Liutprand übertrug ihm das Kommando über das Heer, das das byzantinische Ravenna eroberte, das allerdings kurz darauf 732 (auch 739 wurde genannt) an die Venezianer fiel, wobei Hildeprand in Gefangenschaft geriet und freigekauft werden musste.[2]

Möglicher Putschversuch gegen den erkrankten Liutprand, Mitkönig, Alleinherrschaft (744)

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Er nutzte daraufhin eine Erkrankung seines Onkels, um selbst nach der Macht zu greifen. Möglicherweise wurde er vom Hof dazu gedrängt. Die Akklamation fand außerhalb der Friedhofskirche Santa Maria ad Perticas in Pavia statt, und zwar ohne Beteiligung des Klerus. Dabei waren einige prudentes wegen ungünstiger Vorzeichen, so Paulus Diaconus, beunruhigt. Als ihm nämlich die Lanze als Symbol militärischer Führungsmacht übergeben werden sollte, landete ein Kuckuck auf der symbolträchtigen Waffe. Dabei waren rund um den Platz Pfähle eingeschlagen, auf denen sich hölzerne Tauben befanden, die an die Toten der Schlachten erinnern sollten. Dieser heidnische Einschlag war den kirchlichen Geschichtsschreibern suspekt. Dies könnte wiederum mit seiner antibyzantinischen Haltung zusammenhängen, zumal er aus der Gefangenschaft in Ravenna freigekauft werden musste. Dieses hatten die Venezianer für Byzanz zurückerobert.

Der König gesundete allerdings bald wieder und er akzeptierte trotz Bedenken die nun einmal vollzogene Wahl Hildeprands, „non aequo animo accepit“, wie es bei Paulus Diaconus heißt. Er beteiligte dementsprechend Hildeprand als eine Art Mitkönig an der Regierung.

Auf ausdrückliches Ersuchen des austrasischen Hausmeiers Karl Martell nahm Liutprand, vielleicht zwischen 737 und 738, an einer militärischen Kampagne gegen die muslimischen Überfälle im südlichen Frankenreich teil. Ab 739 begann eine neue Krisenzeit in den Beziehungen zu Papst Gregor III., und zum langobardischen Herzog von Spoleto, Transamund II.. Dieser war inzwischen ein Verbündeter des Papstes und der Byzantiner. In Spoleto wurde nach der Flucht des rebellischen Herzogs der königstreue Hilderich eingesetzt. Doch binnen sechs Monaten wurde dieser von Transamund gestürzt. Ähnlich unabhängig verhielt man sich im Herzogtum Benevent.



Liutprand starb im Januar 744, woraufhin Hildeprand die Nachfolge antrat, bald darauf aber mit einer Rebellion des Herzogs von Friaul, Ratchis, konfrontiert war, der Pavia besetzen und Hildeprand im Herbst desselben Jahres stürzen konnte.[2] Später ließ Ratchis seinen Rivalen ermorden.

Tod und Begräbnisort

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Hildeprand starb noch im Jahr 744. Bestattet wurde er in Sant’Antonino in Piacenza.[3]

Wikisource: Historia Langobardorum – Quellen und Volltexte (Latein)
  1. Origo Gentis Langobardorum 7, MGH SS rer Lang I, S. 6
  2. a b Stefano Gasparri: Hildeprand. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 16.
  3. Die Quelle dafür ist die Placentinae urbis ac nonnullarum nobilium tum in ea, tum per Italiam familiarum descriptio des Giovanni de'Mussis aus dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert. Gedruckt bei Lodovico Antonio Muratori: Rerum Italicarum scriptores, Bd. 16, Mailand 1730, Sp. 571E: „Et etiam ante fores dictae ecclesiae sepultus fuit Aliprandus Rex Langobadorum sub uno magno lapide“ (Digitalisat). Siehe Karl Heinrich Krüger: Königsgrabkirchen der Franken, Angelsachsen und Langobarden bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Ein historischer Katalog. Fink, München 1971, S. 410.
VorgängerAmtNachfolger
LiutprandKönig der Langobarden
744
Ratchis