May-Britt Moser

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May-Britt Moser mit ihrem Mann Edvard Moser und der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg (2014)

May-Britt Moser (* 4. Januar 1963 in Fosnavåg) ist eine norwegische Neurowissenschaftlerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Edvard Moser ist sie für ihre Arbeiten zur räumlichen Orientierung und zum räumlichen Gedächtnis bekannt, mit denen erstmals eine psychologische Funktion auf mechanistischem Niveau auf die Funktion von (einzelnen) Neuronen zurückgeführt werden konnte. Im Jahr 2014 wurde sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und John O’Keefe mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.[1]

May-Britt Moser und ihr Mann Edvard Moser studierten ab 1982 an der Universität Oslo Mathematik, Statistik, Programmieren, Neurobiologie und Psychologie. May-Britt Moser schloss ihr Studium der Psychologie 1990 ab. Beide erwarben an der Universität Oslo bei Per Andersen einen Doktorgrad in Neurophysiologie – May-Britt Moser 1995 mit der Arbeit Structural correlates of spatial learning in the hippocampus of adult rats. Vorher und nachher (als Postdoktoranden) waren sie gemeinsam bei Richard G. Morris an der University of Edinburgh. Eine weitere Postdoktoranden-Station führte sie zu John O’Keefe an das University College London.

1996 kehrten beide nach Norwegen zurück, um an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) in Trondheim Positionen als Associate Professor für Biopsychologie zu übernehmen, ab 2000 mit einer ordentlichen Professur für Neurowissenschaften. 2002 gründeten sie dort das Zentrum für die Biologie des Gedächtnisses, das 2007 in das Kavli-Institut für systemische Neurowissenschaften (Kavli Institute for Systems Neuroscience) umgewandelt wurde und dessen Direktor Edvard Moser ist und dessen Vizedirektorin May-Britt Moser bis 2012 war. Seit 2013 (und bis 2022) ist May-Britt Moser Leiterin des vom Norwegischen Forschungsrat über 10 Jahre mit 175 Millionen Norwegischen Kronen (≈ 24 Millionen Euro) geförderten Center for Neural Computation am Kavli-Institut (Zentrum für Neuronale Berechnungen, vgl. Computational Neuroscience).

May-Britt Moser und ihr Mann haben heute (Stand 2021) zusätzlich an der Medizinischen Fakultät der NTNU jeweils eine Professur für Neurowissenschaften inne. Das Ehepaar hat zwei Töchter.[2]

Das Ehepaar Moser befasst sich mit den Strukturen des (Ratten-)Gehirns, die an der räumlichen Orientierung beteiligt sind, an der Planung eines Weges und an der Erinnerung räumlicher Gegebenheiten (räumliches Gedächtnis). Neuronen, die an diesen Aufgaben beteiligt sind, finden sich im Hippocampus und im entorhinalen Cortex, in dem die Mosers 2005 grid cells (engl., übersetzt Gitterzellen) identifizierten. Die grid cells arbeiten abhängig von der Bewegung eines Individuums durch seine Umgebung. Das Koordinatennetz, das durch diese Zellen gebildet wird, setzt sich aus gleichseitigen Dreiecken zusammen. Die Entdeckung der grid cells gilt als eine der wichtigsten Entwicklungen in den Neurowissenschaften am Anfang des 21. Jahrhunderts. 2014 erhielt das Ehepaar gemeinsam John O’Keefe hierfür den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.[3] Grid cells wurden auch bei Mäusen und Fledermäusen (und Primaten[2]) gefunden und finden sich vermutlich bei allen Säugetieren, wenn auch der Nachweis dieser Zellen beim Menschen noch aussteht.

Das Ehepaar identifizierte weitere Zelltypen des entorhinalen Cortex, die jeweils für das Erkennen der Richtung der Bewegung oder das Erkennen der physikalischen Begrenzung der Umgebung spezialisiert sind. Die Mosers konnten auch zeigen, dass diese Informationen von den neuronalen Erregungskreisen des Raum-Gedächtnisses im Hippocampus verarbeitet werden. May-Britt und Edvard Moser klärten die Art und Weise auf, wie das Gehirn die Position des Individuums in seiner Umgebung berechnet, womit bisherige Denkungsarten diesbezüglich überwunden wurden.

Neuere Arbeiten befassen sich mit der Frage, wie die grid cells, die für die Registrierung der Bewegung im Raum zuständig sind, mit den place cells interagieren, einem von John O’Keefe beschriebenen Zelltyp, der auf das Erkennen bestimmter Orte spezialisiert ist.

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • Leopoldina Neugewählte Mitglieder 2016, Leopoldina, Halle (Saale) 2017, S. 32 (PDF)
Commons: May-Britt Moser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b May-Britt Moser bei der Nobel Foundation (nobelprize.org); abgerufen am 7. Oktober 2014.
  2. a b James Gorman: A Sense of Where You Are. The New York Times, 29. April 2013
  3. DER SPIEGEL: Weltfrauentag: Frauen in der Wissenschaft - verfolgt, verpönt, bewundert. Abgerufen am 14. März 2021.
  4. Medlemmer: Gruppe IV Generell biologi bei der Königlich Norwegischen Wissenschaftlichen Gesellschaft (dknvs.no); abgerufen am 1. Mai 2019.
  5. Medlemmer. In: dnva.no. Det Norske Videnskaps-Akademi, abgerufen am 14. Dezember 2022 (norwegisch (Bokmål)).
  6. Fondation Louis-Jeantet - Lauréats. In: jeantet.ch. Abgerufen am 11. Februar 2016 (französisch).
  7. Norwegian scientists win Perl-UNC Neuroscience Prize. In: unc.edu. The University of North Carolina at Chapel Hill, 3. Januar 2013, abgerufen am 14. Dezember 2022 (englisch).
  8. Louisa Gross Horwitz Prize bei der Columbia University (columbia.edu); abgerufen am 7. Oktober 2014
  9. May-Britt Moser bei der National Academy of Sciences (nasonline.org); abgerufen am 1. Mai 2019.
  10. May-Britt und Edvard Moser – Körber-Preisträger 2014 bei der Körber-Stiftung (koerber-stiftung.de); abgerufen am 1. Mai 2019.
  11. Mitgliedseintrag von May-Britt Moser (mit Bild und Lebenslauf) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 11. Juni 2022.