Parkfriedhof Meiningen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Infotafeln zu bedeutenden Grabdenkmälern am Eingang.
Infotafeln zu bedeutenden Grabdenkmälern am Eingang.
Im Parkfriedhof

Der Parkfriedhof Meiningen ist der größte und bedeutendste der neun Friedhöfe in der südthüringischen Kreisstadt Meiningen. Integriert in einem weitläufigen Landschaftspark mit reichem Baumbestand fanden hier eine Reihe bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur ihre letzte Ruhestätte, darunter mit Herzog Georg II. der berühmteste Bürger der Stadt. Der Parkfriedhof ist als Ensemble ein Garten- und Kulturdenkmal und beherbergt weiter zahlreiche Einzeldenkmale.

Von 1835 bis 1838 ließ die Stadt den neuen Parkfriedhof an einem leicht ansteigenden Berghang östlich des Stadtzentrums und der Werrabahn als Ersatz für den alten im Südteil des Englischen Gartens befindlichen und zu klein gewordenen städtischen Gottesacker anlegen. Die offizielle Einweihung des Friedhofes fand am 12. August 1841 statt.[1] Im Jahr 1870 legte man abgegrenzt in einem schmalen Streifen am Nordrand den jüdischen Friedhof an. Der Friedhof wurde zunächst als reine Zweckanlage eingerichtet. Ab 1880 gestalteten die Hofgärtner Max Vieweg-Franz und Eduard Grau auf Veranlassung von Herzog Georg II. die Ruhestätte zu einem Parkfriedhof um. Neben zahlreichen Bäumen entstanden unregelmäßige Grabfelder, weite Rasenflächen, geschwungene Wege und Alleen. Von 1884 bis 1885 errichtete man die Friedhofskapelle und in den Jahren 1911 bis 1912 wurde das Krematorium erbaut.

Am 13. Juli 1924 fand die Weihe des zentralen Denkmals im Ehrenhain statt, das zur Erinnerung der Gefallenen des Ersten Weltkrieges nach einem Entwurf von Karl Behlert errichtet wurde. 1944 erfolgte die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof. Ein amerikanischer Luftangriff auf Meiningen am 23. Februar 1945 zerstörte große Teile des Friedhofes mit der Kapelle und dem Krematorium. Während man das Krematorium mit Feierhalle kurz danach in einfacher Form wieder aufbaute, war die Kapelle für immer verloren. Die Stadt ließ eine Gedenkstätte für die Meininger Bombenopfer des Zweiten Weltkrieges anlegen und zum Gedenken der Gefallenen dieses Krieges das Denkmal im 1924 errichteten Ehrenhain erweitern. Nahe dem ehemaligen Kapellenstandort erbaute die Sowjetarmee 1948 ein bis heute bestehendes sowjetisches Ehrenmal, in dem die Gräber von acht russischen Zwangsarbeitern integriert sind. Weitere fünf Grabstätten mit Gedenktafeln erinnern an Polen, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Nach der politischen Wende wurden Gedenksteine für die gefallenen Soldaten der in Meiningen stationierten Wehrmachtseinheiten (1993) und für die Opfer von Flucht und Vertreibung (1999) eingeweiht sowie der Ehrenhain durch den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ neu gestaltet. Die Stadt ließ weiterhin zwei Gedenksteine für die Opfer der sowjetischen Militärjustiz errichten. Einer erinnert an 49 politische Häftlinge, die in den Jahren 1950 bis 1952 in der Strafanstalt Untermaßfeld an Hunger und Krankheiten verstarben. 1991 entstand ein neues Funktionsgebäude auf dem Friedhof. In den 2000er Jahren wurde das Krematorium stillgelegt und das Gebäude ausschließlich als Trauerhalle und Segnungsstätte genutzt. 2007 legte die Stadt am Standort der ehemaligen Kapelle eine Gemeinschaftsanlage für Urnenbeisetzungen an. An der Nordseite des Friedhofs erbaute man 2010 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Trauerhalle das „Krematorium Südthüringen“, in dem sich für Trauerfeiern ein weiterer Abschiedsraum befindet. Seit 2000 entstanden eine Reihe von Urnengemeinschaftsanlagen, anonyme Wiesenbestattungsflächen und ein Friedhof für Sternenkinder.

Der zirka zehn Hektar große Parkfriedhof mit seinen weitverzweigten, verschlungenen Haupt- und Nebenwegen hatte 2007 einen Baumbestand von 758 Großbäumen.

Das neugotische Eingangsgebäude mit der Leichenhalle wurde zur Zeit der Gründung des Friedhofs im Jahr 1838 vom Architekten August Wilhelm Döbner erbaut. Bis 1992 diente es als Haupteingang des Parkfriedhofes. Das Einzeldenkmal befindet sich an der Westseite des Friedhofs an der Berliner Straße. Das mit einem großen Torhaus und zwei Gebäudeflügeln versehene Bauwerk ist mit einer Rosette im Treppengiebel, einem steinernen Relief mit Stadtwappen im gotischen Spitzbogen des Tores, Filialen und steinernen Schmuckelementen an der oberen Fassade unter den Traufen ausgestattet. Auf der Straßenseite des Tordurchgangs verschließt ein zweiflügeliges Holztor den Zugang zum Friedhof. Nach der Verlegung der Leichenhalle in das Krematorium befindet sich in dem Gebäude die Friedhofsverwaltung.

Friedhofskapelle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Friedhofskapelle befand sich im Südwestteil des Friedhofs und war ein aus Kalkstein errichtetes neugotisches Bauwerk. Die Bauarbeiten für die Kapelle begannen am 7. Mai 1884 unter Leitung des Architekten Erwin Theodor Döbner. Fertiggestellt am 9. September 1885 fand die feierliche Einweihung am 2. Oktober 1885 statt.[2] 1887 ergänzte man die Kapelle mit einer Sargversenkvorrichtung. Die Baukosten beliefen sich insgesamt auf 29.300 Reichsmark. Im Zweiten Weltkrieg wurde am 23. Februar 1945 die Friedhofskapelle bei einem Bombenangriff vollkommen zerstört. Nach dem Krieg erwog man keinen Wiederaufbau, die erhalten gebliebenen Natursteine wurden zum Wiederaufbau des ebenfalls am 23. Februar 1945 zerstörten Krematoriums mit Feierhalle verwendet.

Krematorium mit Feierhalle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Krematorium wurde in den Jahren 1911/12 erbaut. Der Architekt des am Nordrand des Friedhofs gelegenen Bauwerks war Carl Göbel. Das Gebäude wurde am selben Tag wie die Friedhofskapelle von Bombentreffern zerstört. In den Jahren 1947–1949 erfolgten der Wiederaufbau und eine Erweiterung des Krematoriums um eine Feier- und Aussegnungshalle als Ersatz für die Kapelle. In die Feierhalle gelangt man über eine breite Freitreppe und durch ein klassizistisch gestaltetes Portal mit ionischen Säulen. Anfang der 2000er Jahre legte man die Feuerungsanlagen still, in direkter Nachbarschaft übernimmt seit 2012 ein neuerbautes Krematorium (Krematorium Südthüringen ZEGE GmbH) die Einäscherung. Das alte Krematorium wird seitdem ausschließlich für Trauerfeiern und als Wirtschaftsgebäude genutzt.[3]

Ehrenmale und Grabdenkmäler bekannter Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Ehrenhain

Ein bedeutendes Ehrenmal ist der 1924 von Karl Behlert angelegte Ehrenhain für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Im Zentrum der als Rondell erbauten Anlage dient ein großer Fels mit Inschriften zum Andenken. Weitere Ehrenmale sind der 1945 angelegte Ehrenhain mit Grabanlage und Gedenkstätte für die Opfer der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, ein Ehrenmal der Sowjetarmee und Gedenkstelen für die Opfer der sowjetischen Militärjustiz.

Die bedeutendste und sehenswerteste Grabanlage im Parkfriedhof ist die Grablege des Herzogspaares Georg II. von Sachsen-Meiningen und Helene Freifrau von Heldburg. Des Weiteren fanden viele weitere bekannte Persönlichkeiten auf dem Meininger Parkfriedhof ihre letzte Ruhestätte: Darunter befinden sich der Dichter und Bibliothekar Ludwig Bechstein (1801–1860), Schillers Schwester Christophine Reinwald, der Dichter Rudolf Baumbach (1840–1905), der Musiker Richard Mühlfeld (1856–1907), der Komponist Günter Raphael (1903–1960, Grablege von 2005 bis 2012, Umbettung nach Berlin-Zehlendorf), der Regisseur Max Grube (1854–1934), der Architekt Karl Behlert (1870–1946), die Direktoren der Deutschen Hypothekenbank Bernhard Hessner (1856–1960) und Ludwig Kirchner (1858–1914) und die Prinzen und Prinzessinnen von Sachsen-Meiningen Friedrich (1861–1914), Ernst (1895–1914), Marie Elisabeth (1853–1923), Ernst der Ältere (1859–1941) und Katharina Freifrau von Saalfeld (1874–1945).

Die Stadt Meiningen nennt auf einer Infotafel folgenden kulturell wichtigen Gräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten. Ein Teil der Gräber steht unter Denkmalschutz, siehe Liste der Kulturdenkmale in den Meininger Parks#Parkfriedhof.

Person(en) Lebensdaten Beruf Bild
Ernst von Sachsen-Meiningen 1895–1914 Prinz
Julius Greif 1894–1981 Musiklehrer, Komponist, Chorleiter
Andreas Zöllner 1805–1872 Musiker, Komponist, Chorleiter
Ludwig Bechstein 1801–1860 Dichter, Historiker
Reinhart von Wechmar † 1488 Lehnsherr auf Ellingshausen
Christophine Reinwald 1757–1847 Schwester Schillers
Dr. Ottomar Domrich 1819–1907 Leibarzt des Herzogs Bernhard II. von Sachsen-Meiningen
Ottomar Günzel 1880–1959 Musikdirektor, Chorleiter, 1956 Ehrenbürger von Meiningen
Agnes Kann 1880–1897
Fritz Weigand 1903–1973 Schauspieler
Trude Graef 1897–1982 Journalistin
Helene Graef 1903–1981 Malerin
Karl Kiesewetter 1854–1895 Schriftsteller, Rosenkreuzer
Familiengrab Treiber
Dr. Hermann Pusch 1865–1936 Oberstudienrat, Heimatforscher
Carl Göbel 1857–1940 Architekt
Gustav Gland 1861–1942 Oboist, Kammervirtuos
Bernhard Hessner 1856–1960 Direktor der Deutschen Hypothekenbank
Emil Eusewig 1870–1945 Brauereibesitzer
Max Barth 1878–1935 Architekt
Rudolf Baumbach 1840–1905 Dichter, Schriftsteller
Familiengrab Dittmar
Marie Elisabeth von Sachsen-Meiningen 1853–1923 Pianistin, Komponistin
Ernst von Sachsen-Meiningen 1859–1941 Maler
Katharina von Saalfeld 1874–1945
Hans Hattop 1883–1960 Maler
Hans Hattop 1924–2001 Maler und Grafiker
Familiengrab Bibra-Irmelshausen
Richard Mühlfeld 1856–1907 Kammervirtuos, Musikdirektor
Günter Raphael 1903–1960 Komponist und Musiker (Grablege 2005–2012)
Gustav Leinhos 1835–1906 Kammervirtuos, Oboist
Ludwig Kirchner 1858–1914 Direktor der Deutschen Hypothekenbank
Gertrud Hertwig 1884–1947 Malerin
Josef Zbiral 1875–1932 Fagottist, Hofkapellmitglied
Max Grube 1854–1934 Schauspieler, Regisseur
Dr. Heinz Knüpper 1904–1980 Chirurg
Wilhelm von Kutzleben 1849–1908 Oberst, Flügeladjutant Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen
Georg II. von Sachsen-Meiningen 1826–1914 Herzog
Helene von Heldburg 1839–1923 Ehefrau von Georg II. von Sachsen-Meiningen
Hermann Franz und Sarah Franz 1803–1870 / 1808–1890 Eltern von Helene von Heldburg
Reinhold Franz 1840–1908 Leibarzt von Georg II. und Bruder von Helene von Heldburg
Friedrich von Sachsen-Meiningen 1861–1914 Prinz (überführt aus der Gruftkapelle im Englischen Garten)
Gedenkstätte für die Meininger Bombenopfer vom 23. Februar 1945
Heinrich von Bibra und Familie Freiherr
Otto Johannes 1865–1929 Leibarzt Georg II.
Romanus Hassel 1822–1897 Schauspieler
Karl Behlert 1870–1946 Architekt
Egon Haller-Sepp 1886–1952 Maler
Hermann Körschner 1907–1945 Maler
Erwin Theodor Döbner 1833–1892 Architekt
Georg Martin Brückner 1800–1881 Historiker, Pädagoge
Familiengrab Dreysigacker-Jühling
Louis Stoetzer 1842–1906 General
Eugénie Stoetzer 1860–1941 Malerin
Ellen Heilmann 1910–1919
Ernst Adolf Schaubach 1800–1850 Pädagoge, Geologe, Ehrengrab
Commons: Parkfriedhof Meiningen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kuratorium Meiningen (Hrsg.): Lexikon zur Stadtgeschichte Meiningen. Bielsteinverlag, Meiningen 2008.
  2. Arnold Ansorg: Chronik des Parkfriedhofs. Meiningen 1978.
  3. Ein Krematoriumsstandort mit Geschichte. In: Krematorium-Suedthueringen.de. Abgerufen am 12. Februar 2023.

Koordinaten: 50° 34′ 3″ N, 10° 25′ 18″ O