Supersaurus

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Supersaurus

Skelettrekonstruktion im Museum of Ancient Life in Lehi, Utah

Zeitliches Auftreten
Oberjura (Unteres Tithonium)[1]
152,1 bis 147,7 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropoden (Sauropoda)
Diplodocoidea
Diplodocidae
Supersaurus
Wissenschaftlicher Name
Supersaurus
Jensen, 1985
Art
  • Supersaurus vivianae Jensen, 1985
Künstlerische Lebenddarstellung von Supersaurus
Panorama der Skelettrekonstruktion im Museum of Ancient Life

Supersaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Familie der Diplodocidae. Mit einer Körperlänge von schätzungsweise 35 Meter[1] handelt es sich um einen sehr großen Vertreter dieser Familie.

Erstmals beschrieben wurde Supersaurus 1985 von James A. Jensen anhand von fragmentarischen Überresten aus Colorado (USA); ein zweites, vollständigeres Skelett aus Wyoming wurde 2007 beschrieben. Beide Skelette kombiniert bilden 45 bis 50 % des gesamten Skeletts ab.

Die Skelette stammen aus der Morrison-Formation und können auf den Oberjura (frühes Tithonium) datiert werden. Somit teilte sich Supersaurus seinen Lebensraum mit den nahe verwandten, gut untersuchten Diplodociden Apatosaurus, Diplodocus und Barosaurus. Die einzige bekannte Art ist Supersaurus vivianae.

Der Name Supersaurus ist ein lateinisch-altgriechisches Mischwort und bedeutet „Überechse“ (lat. super – „über“, gr. sauros – „Echse“), was auf die beachtliche Größe des Typexemplars hinweisen soll.[2] So weist etwa der gefundene Schultergürtel (Scapulocoracoid) aufgerichtet eine Höhe von 2,44 Meter auf.[3] Der zweite Teil des Artnamens, vivianae, ehrt Vivian Jones, eine Amateurpaläontologin, die zusammen mit ihrem Mann zahlreiche wichtige Fundstellen in Colorado entdeckte, einschließlich des berühmten Dry-Mesa-Quarry, welcher das erste Skelett von Supersaurus barg.[3]

Supersaurus war ein großer, vierbeiniger Pflanzenfresser mit einem tonnenförmigen Körper, säulenartigen Beinen, einem sehr langen Hals und einem sehr langen und peitschenartigen Schwanz. Die Familie der Diplodocidae kann in zwei Unterfamilien unterteilt werden – die Apatosaurinae und die Diplodocinae, wobei die Apatosaurinae schwerer gebaut sind als die grazileren Diplodocinae. Supersaurus folgt dem Bauplan der Apatosaurinae: So waren die Rippen mit einer Länge von bis zu 3,05 Meter sehr lang, was auf einen tiefen und massiven Rumpf weist. Die Beinknochen waren ebenfalls verhältnismäßig robust gebaut.[4]

Supersaurus ist einer der größten bekannten Dinosaurier, deren überlieferte Fossilien vollständig genug sind, um verlässliche Größenschätzungen zu ermöglichen.[5] David Lovelace und Kollegen (2007) schätzen die Körperlänge auf 33 bis 34 Meter, unter der Annahme, dass Supersaurus in seinen Körperproportionen dem besser bekannten Apatosaurus glich. Gregory S. Paul (2010) kam auf bis zu 35 Meter.[1]

Mithilfe des geschätzten Körpervolumens, das mithilfe eines 3D-Lebendmodells bestimmt wurde, sowie der vermuteten durchschnittlichen Gewebedichte konnte das Körpergewicht auf 35 bis 40 Tonnen geschätzt werden. Das in Colorado entdeckte Exemplar war etwas größer als das zweite, in Wyoming entdeckte Exemplar.[6]

Von verwandten Gattungen unterscheidet sich Supersaurus vor allem durch den Bau der Wirbel. Die Halswirbel waren extrem verlängert: Jeder entdeckte, vollständige Wirbelkörper ist länger als 1 Meter, der längste gefundene Wirbelkörper misst 1,38 Meter. Während die Wirbelkörper der Halswirbelsäule bei anderen Diplodociden große seitliche Öffnungen (Pleurocoele) aufwiesen, waren diese Öffnungen bei Supersaurus stark verkleinert und nicht größer als 3 bis 8 Zentimeter im Durchmesser. Einzigartig waren auch die Wirbelkörper des hinteren Abschnitts der Rückenwirbelsäule, die ophisthocoel, das heißt auf der Vorderseite konvex und auf der Hinterseite konkav, waren – bei allen anderen Diplodociden waren diese Wirbelkörper amphiplat, das heißt an beiden Enden abgeflacht.[4]

Supersaurus war nahe mit der gutbekannten und zeitgenössischen Gattung Apatosaurus verwandt. Die genauen Verwandtschaftsbeziehungen beider Gattungen sind dennoch umstritten: So klassifizieren Lovelace und Kollegen (2007) Supersaurus als einen Vertreter der Apatosaurinae, zusammen mit Apatosaurus und Suuwassea; die Apatosaurinae stehen dabei der Diplodocinae (Barosaurus und Diplodocus) gegenüber.[7] John Whitlock (2011) widerspricht und argumentiert, dass verschiedene gemeinsame Merkmale zwischen Apatosaurus und Supersaurus Plesiomorphien seien, also ursprüngliche Merkmale, die von den Vorläufern der Diplodocidae übernommen wurden und in der weiteren Evolution dieser Gruppe verlorengegangen sind. Somit würden Apatosaurus und Supersaurus keine natürliche Gruppe bilden, sondern stünden als die ursprünglichsten Vertreter der Diplodocidae an der Basis des Stammbaums der Gruppe, während Diplodocus und Barosaurus die fortgeschrittensten Vertreter wären.[8]

Kladogramm, vereinfacht nach Lovelace und Kollegen, 2007:[9]

  Diplodocidae  
  Apatosaurinae  

 Suuwassea


   

 Supersaurus


   

 Apatosaurus




  Diplodocinae  

 Barosaurus


   

 Diplodocus


   

 Diplodocus hallorum („Seismosaurus“)





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Kladogramm, vereinfacht nach Whitlock, 2011:[8]

  Diplodocidae  

 Apatosaurus


   

 Supersaurus


   

 Dinheirosaurus


   

 Tornieria


   

 Barosaurus


   

 Diplodocus



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Forschungsgeschichte und Funde

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Supersaurus-Rückenwirbel im Museum of Ancient Life

Das erste Skelett wurde zwischen 1972 und 1979 von James A. Jensen im Dry-Mesa-Quarry geborgen,[10] einer bedeutenden Fundstelle in Mesa County westlich von Delta in Colorado. Die Knochen befanden sich bei ihrer Entdeckung nicht im Skelettverbund und waren mit verschiedenen anderen Sauropodenknochen vermischt, weshalb ihre korrekte Zuordnung lange unklar war. Jensen (1985) ordnete diese Fossilien anfangs drei neuen Sauropoden-Gattungen zu – Supersaurus, Ultrasaurus (später in Ultrasauros umbenannt) und Dystylosaurus.[10] Supersaurus basierte dabei auf einem Schultergürtel (Scapulocoracoide), dem zusätzlich ein Sitzbein, ein isolierter Schwanzwirbel sowie eine Serie aus 12 Schwanzwirbeln zugeschrieben wurden.[10] Später stellte sich heraus, dass die als Ultrasaurus beschriebenen Fossilien tatsächlich zu zwei verschiedenen Sauropoden gehörten – ein Scapulocoracoid konnte Brachiosaurus zugeschrieben werden, während sich die übrigen Fossilien, darunter das Typmaterial von Ultrasauros, als weitere Teile des Supersaurus-Skeletts herausstellten – damit gilt Ultrasauros heute als ein jüngeres Synonym von Supersaurus.[11] Dystylosaurus derweil basierte lediglich auf einem einzelnen Rückenwirbel, der ebenfalls dem Supersaurus-Skelett zugeschrieben werden konnte, auch diese Gattung wurde damit ungültig.[12]

2007 wurde ein zweites, zu etwa 30 % erhaltenes Supersaurus-Skelett beschrieben. Erst mit diesem zweiten Skelett konnten die Funde aus dem Dry-Mesa-Quarry neu bewertet und Zuordnungen zu Supersaurus bestätigt werden. Dieses Skelett (Exemplarnummer WDC DMJ-021) stammt aus dem Jimbo-Quarry nahe Douglas in Wyoming und schließt Teile der Hals-, Rücken- und Schwanzwirbelsäule, Fragmente des Kreuzbeins, des Beckens, des Oberschenkelknochens sowie vollständige Schien- und Wadenbeine mit ein.[12] Im Gegensatz zum Dry-Mesa-Quarry wurden im Jimbo-Quarry keine anderen Sauropodenfossilien entdeckt, aber das Skelett eines kleinen maniraptoren Theropoden. Vermutlich sind der Supersaurus sowie der Theropode durch einen Murgang an Ort und Stelle (in situ) begraben worden.[13]

  • James A. Jensen: Three new sauropod dinosaurs from the Upper Jurassic of Colorado. In: Western North American Naturalist. Bd. 45, Nr. 4, 1985, ISSN 1527-0904, S. 697–709, online.
  • David M. Lovelace, Scott A. Hartman, William R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, Digitalisat (PDF; 1,9 MB).

Einzelnachweise

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  1. a b c Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 191, Online.
  2. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide. Archiviert vom Original am 10. Juli 2011; abgerufen am 21. August 2014.
  3. a b James A. Jensen: Three new sauropod dinosaurs from the Upper Jurassic of Colorado. In: Western North American Naturalist. Bd. 45, Nr. 4, 1985, S. 697–709, hier S. 701–704: Supersaurus vivianae, n. gen, n. sp.
  4. a b D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 530–537: Description of the material.
  5. D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 541–542: Conclusions.
  6. D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 541: Size of the largest diplodocids.
  7. D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 538: Phylogenetic Analysis.
  8. a b John A. Whitlock: A phylogenetic analysis of Diplodocoidea (Saurischia: Sauropoda). In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 161, Nr. 4, 2011, ISSN 0024-4082, S. 872–915, hier S. 87–88 und 96, doi:10.1111/j.1096-3642.2010.00665.x.
  9. D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 540.
  10. a b c James A. Jensen: Three new sauropod dinosaurs from the Upper Jurassic of Colorado. In: Western North American Naturalist. Bd. 45, Nr. 4, 1985, S. 697–709.
  11. Brian D. Curtice, Kenneth L. Stadtman, Linda J. Curtice: A reassessment of Ultrasauros macintoshi (Jensen, 1985). In: Michael Morales (Hrsg.): The continental Jurassic. Transactions of the Continental Jurassic Symposium, October 21–23, 1996, Museum of Northern Arizona, Flagstaff, Arizona (= Museum of Northern Arizona. Bulletin Series. Bd. 60). Museum of Northern Arizona, Flagstaff AZ 1996, ISBN 0-89734-119-8, S. 87–95, Digitalisat (PDF; 378,55).
  12. a b D. M. Lovelace, S. A. Hartman, W. R. Wahl: Morphology of a specimen of Supersaurus (Dinosauria, Sauropoda) from the Morrison Formation of Wyoming, and a re-evaluation of diplodocid phylogeny. In: Arquivos do Museu Nacional. Bd. 65, Nr. 4, 2007, S. 527–544, hier S. 527–528: Introduction.
  13. David M. Lovelace: An Upper Jurassic Morrison Formation fire-induced debris flow: Taphonomy and paleoenvironment of a sauropod (Sauropoda: Supersaurus vivianae) locality, East-Central Wyoming. In: John R. Foster, Spencer G. Lucas (Hrsg.): Paleontology and geology of the Upper Jurassic Morrison formation (= New Mexico Museum of Natural History & Science. Bulletin. 36, ISSN 1524-4156). New Mexico Museum of Natural History & Science, Albuquerque NM 2006, S. 47–56, online.
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