Alois Wolfmüller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
„Hildebrand und Wolfmüller“ von 1894 im Zweirad-Museum Neckarsulm
Briefmarke 1983
Gedenktafel in Landsberg am Lech
Das Geburtshaus Alois Wolfmüllers in der Herzog-Ernst-Straße 179 b in Landsberg am Lech

Alois Wolfmüller (* 24. April 1864 in Landsberg am Lech; † 3. Oktober 1948 in Oberstdorf) war deutscher Erfinder, Ingenieur und Luftfahrtpionier. Er entwickelte unter anderem das erste in Serie gegangene Motorrad der Welt.

Wolfmüller besuchte in Landsberg die Volks- und Realschule, wo er sich bereits Gedanken zum Vogelflug gemacht haben soll. Aus dieser Zeit wird berichtet, dass ein Lehrer einmal zu dem ausnahmslos sehr guten Schüler Wolfmüller gesagt haben soll: „Aus Dir wird einmal entweder ein großer Lump oder sonst etwas ganz Großes.“ 1880 beendete er die Schule, deren Zeugnis ihm gute Leistungen in Rechnen, Zeichnen und der deutschen Sprache bescheinigten.

Wolfmüller schwankte noch vor seinem Abschluss bei seiner Berufswahl zwischen dem Beruf des Malers und dem des Mechanikers. Er entschied sich letzten Endes in der mechanischen Werkstatt des Vaters in die Lehre zu gehen. Ab dem 21. Lebensjahr arbeitete Wolfmüller als Mechaniker, Reparaturarbeiter und Drechsler in verschiedenen deutschen Firmen. 1889 trat er zudem als Schüler einer Maschinenbauschule bei, die er als hervorragender Schüler 1891 ohne Abschlussdiplom verließ. Es wird vermutet, dass er aufgrund des Stellenüberschusses in diesem Bereich auf die Werksmeisterprüfung verzichtet hat. Darauf folgend arbeitete Wolfmüller wieder als Konstrukteur, unter anderem in der Gasmotoren Fabrik Benz und Co.

Als Zeitgenosse Otto Lilienthals korrespondierte er regelmäßig mit diesem in Briefen über Eigenschaften und Bauformen von Flugapparaten und deren Flügelbauformen und erwarb einen Normalsegelapparat von ihm. Er hat die Probleme Lilienthals mit der Gleitersteuerung gelöst. Otto Lilienthals Normalsegelapparat wurde mit Schwerpunktsteuerung durch Gewichtsverlagerung des Körpers gelenkt. Dieses Konzept wurde stets als problematisch empfunden. Wolfmüller löste dieses Problem an seinem Gleiter, indem er 1895 den Wolfmüller Gleitflugapparat als ersten Gleiter mit mechanischer Steuerung schuf. Dieses Konzept hat bis in die heutige Zeit Bestand.

Außerdem gilt er als der Erfinder des ersten seriengefertigten Motorrades der Welt („Hildebrand und Wolfmüller“) und ist damit auch im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Mit der Maschine nahm Wolfmüller zu Werbezwecken 1895 an mindestens zwei Rennen teil. Am 18. Mai 1895 startete er beim Esperimento di corsa di veicoli automotori, das von Turin nach Asti und zurück führte. Dieses Rennen gilt als erstes italienisches Automobilrennen überhaupt.[1] Hinter Simone Federmann, der auf einem Daimler-Automobil mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,5 km/h gewann, und Giovanni Battista Ceirano, der ebenfalls auf einer Hildebrand & Wolfmüller unterwegs war, belegte Alois Wolfmüller den dritten Platz. Von den fünf angetretenen Startern erreichten nur diese drei das Ziel.[2] Nur wenige Wochen später mussten sowohl Wolfmüller aus auch Ceirano beim Rennen Paris–Bordeaux–Paris etwa zur Rennmitte aufgeben.[1]

Fluggeräte von Alois Wolfmüller sind unter anderem in der Flugwerft Schleißheim[3], einer Außenstelle des Deutschen Museums zu besichtigen; Zweiräder sind im Zweirad-Museum Neckarsulm[4] und im Deutschen Museum[5] in München ausgestellt.

Alois-Wolfmüller-Str. in Schwabing-Freimann

1991 wurde in Schwabing-Freimann in München ihm zu Ehren die die Lilienthalallee kreuzende Alois-Wolfmüller-Straße, an der heute der BMW-Campus angrenzt, nach ihm benannt.[6] Seit dem 14. September 2021 gibt es gleicherorts auch eine Bushaltestelle mit diesem Namen.[7]

  • Werner Schwipps: Alois Wolfmüller – Erfinder und Flugtechniker, Aviatic Verlag 1991, Planegg.
Commons: Motorrad Hildebrand & Wolfmüller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Alois Wolfmüller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Hildebrand und Wolfmüller. In: adac.de. Archiviert vom Original am 18. Juni 2015;.
  • Ulrich Klenner: Knatterbock & Feuerstuhl – Das erste Serienmotorrad der Welt. (mp3-Audio; 23 MB; 24:26 Minuten) In: Bayern-2-Sendung „Land und Leute“. 26. Dezember 2023;.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b IN THE CURRENT FAMILY OWNERSHIP SINCE THE LATE 1960S,C.1894/1895 HILDEBRAND & WOLFMÜLLER, Engine no. 47. In: Bonhams. www.bonhams.com, 6. Januar 2011, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  2. May 18 Torino, Villanova d'Asti, Villafranca Asti, Asti, Torino - 93 km. racecarstory.netsons.org, 6. Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2022; abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
  3. Flugwerft Schleißheim (Memento vom 6. März 2008 im Internet Archive): Wolfmüller Gleitflugapparat, abgerufen am 28. August 2015
  4. Motorradgeschichte 1885–1929. In: www.zweirad-museum.de. Deutsches Zweirad- und NSU-Museum, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juni 2015; abgerufen am 18. Juni 2015.
  5. Das Motorrad von Hildebrand und Wolfmüller. Deutsches Museum, archiviert vom Original am 2. Februar 2008; abgerufen am 18. Juni 2015.
  6. Alois-Wolfmüller-Straße in München Schwabing-Freimann. Abgerufen am 3. September 2021.
  7. Redaktion mvg.de: Betriebsmeldungen der MVG. Münchner Verkehrsgesellschaft, abgerufen am 3. September 2021.