Anfangsunterricht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dem Anfangsunterricht kommt seit Bestehen der Grundschule eine spezifische Stellung und eine besondere Aufgabe innerhalb des Primarstufenunterrichts zu.

Als Zeitspanne ist der Anfangsunterricht nicht klar bestimmt. Hellmich bezieht die ersten beiden Schuljahre ein, Denzel setzt ihn mit dem ersten Schuljahr gleich, Hacker, Knörzer und Grass grenzen Anfangsunterricht auf die ersten Wochen nach der Einschulung ein.

Bedeutung für den Schüler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Anfangsunterricht prägt die Einstellung gegenüber Schule und schulischem Lernen nachhaltig und kann den weiteren Schulerfolg beeinflussen. Kinder im Anfangsunterricht erleben die Schule sowohl als neue Sozialsituation und als neuen Lernort.

Der Anfangsunterricht hat die Aufgabe, in grundlegende Lern- und Arbeitsweisen einzuführen und bei den Schülern eine positive Arbeitshaltung und Leistungsbereitschaft zu entwickeln. Besondere Herausforderungen für Lehrkräfte können dabei sprachlichen Probleme von Kindern mit Migrationshintergrund, Lernschwierigkeiten von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf und Schwierigkeiten beim Kompetenzerwerb bei Kindern mit auffälligem Verhalten sein. Wegen der Heterogenität der Schulanfänger hat der Anfangsunterricht unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen:

Pädagogisches Handeln

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die unterschiedlichen Lernbereiche des Anfangsunterrichts sind mehrere unterschiedliche Konzepte entwickelt worden, die in engem Zusammenhang mit dem offenen Unterricht stehen. Das können Tages- und Wochenplanarbeit sein oder Freiarbeit, Werkstattunterricht, Stationenlernen und Projektarbeit. Für eine Gestaltung individuell anschlussfähiger, einer den Schüler zum Lernen anregenden Umgebung, ist ein Beobachten, Deuten und Dokumentieren von Denk- und Handlungsweisen der Schüler notwendig.

Leistungsbeurteilung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lernleistung im Anfangsunterricht bezieht sich sowohl auf das Lernergebnis als auch auf den Lernprozess des einzelnen Schülers. Die Leistungsbeurteilung in Form einer verbalen Beurteilung zielt dabei auf eine Diagnose, Lernberatung und Lernförderung ab. Sie orientiert sich, an der sachlichen und vor allem an der individuellen Bezugsnorm und dient insbesondere als Rückmeldung für das Kind in seinem Lernprozess. Weitere Formen der Leistungsbewertung im Anfangsunterricht sind die Ziffernbewertung und der Entwicklungsbericht.

Modelle des Anfangsunterrichts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1990er Jahren werden immer wieder neue Modelle für den Anfangsunterricht entworfen. Ziele dabei sind eine Chancengleichheit hinsichtlich der Eingangsvoraussetzungen von Schulanfängern zu gewähren und zu verhindern, dass Kinder vom Schulbesuch für ein Jahr zurückgestellt werden. In den vergangenen Jahren sind in 15 Bundesländern im Rahmen von Modellversuchen unterschiedliche Modelle einer integrativen Schuleingangsstufe erprobt worden. Angestrebt wird dabei auf unterschiedlichem Wege, dass Schülern je nach Lern- und Leistungsentwicklung verschieden lange im ersten und zweiten Schuljahr verbleiben können. Die Mehrheit der Kinder besucht die Schuleingangsstufe für zwei Jahre. Besonders leistungsstarke Kindern können die Eingangsstufe in nur einem Jahr absolvieren, leistungsschwächere Schüler können drei Jahre in der Eingangsstufe verweilen.

  • Hartmut Hacker: Anfangsunterricht. In: Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Hrsg. v. Einsiedler, Götz, Hacker, Kahlert, Keck, Sandfuchs. Klinkhart, Bad Heilbrunn 2005, S. 461–466.
  • Petra Hanke: Anfangsunterricht. Beltz, Weinheim/Basel 2007.
  • Frank Hellmich: Einführung in den Anfangsunterricht. Kohlhammer, Stuttgart 2010.
  • Tassilo Knauf: Einführung in die Grundschuldidaktik. Lernen, Entwicklungsförderung und Erfahrungswelten in der Primarstufe. Kohlhammer, Köln/Stuttgart/Berlin 2001. ISBN 3-17015905-4
  • Günther Schorch: Studienbuch Grundschulpädagogik. Klinkhart, Bad Heilbrunn 2007.