Artophorion

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Das Artophorion (griechisch: ἀρτοφόριον artophórion „Brotgefäß“[1]) ist ein liturgisches Gerät in der Orthodoxen Kirche. Es hat sich aus der Form der Pyxis entwickelt und ist etwa seit der Jahrtausendwende nachweisbar. Das Artophorion dient dazu, die Eucharistie für die Krankenkommunion und die Präsanktifikatenliturgie aufzubewahren. Verschiedene Formen kommen vor, am häufigsten die einer Miniatur-Kirche. In dieser Form wird das Artophorion im slawischen Raum als „Zion“ oder „Jerusalem“ bezeichnet. Daneben gibt es Artophorien als Lade oder als Miniatur-Sarg sowie als Taube. Je nachdem steht das Artophorion auf dem Altar oder hängt (als Taube) darüber.

Beispiele
Bild Ort und Zeit Museum Beschreibung
Antiochia am Orontes, um 970 Aachener Domschatzkammer Artophorion, sekundär als Reliquar genutzt. Das Kirchenmodell ist 39 cm hoch mit einer Seitenlänge von etwa 20 cm. Die Architektur ist der Heilig-Grab-Ädikula in Jerusalem nachempfunden.[2]
Konstantinopel, 1059–1067 Rüstkammer des Moskauer Kremls Artophorion, sekundär als Demetrios-Reliquar genutzt.
Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Moskau), 1486 (Replik) Staatliches Historisches Museum, Moskau
Transsilvanische Werkstatt, um 1510 Muzeul Național de Artă al României, Bukarest
Dem Kloster Timios Prodromos (Johannes der Täufer) in Serres 1616 gestiftet Benaki-Museum, Athen 22 cm hohes Kirchenmodell, Silber vergoldet, Details mit weißem, blauem und grünem Email eingelegt.[3]
Kloster Visoki Dečani, 1626 Nationales Historisches Museum (Bulgarien) Genaue Replik der Klosterkirche. Werkstatt Chiprovtsi.[4]
Adrianopel, 1667 Benaki-Museum, Athen Silberne Pyxide, Höhe mit Kreuz 15 cm, Durchmesser 12 cm.[5]
Adrianopel (Ostthrazien), vor 1668 Byzantinisches und Christliches Museum, Athen Zylinderförmig, 71 cm hoch. Holz mit silbernen, vergoldeten Beschlägen verkleidet. Aus dem persönlichen Besitz des Metropoliten von Adrianopel Neophytos, ab 1668 Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel.[6]
Moldau, 1668/69 Muzeul Național de Artă al României, Bukarest
Kloster der Panagia Ikosifinissa, Gemeinde Amfipoli, 18. Jahrhundert Nationales Historisches Museum (Bulgarien)
Walachische Werkstatt, 1784 Muzeul Național de Artă al României, Bukarest Nachbildung der Kathedrale von Curtea de Argeș
19. Jahrhundert Benaki-Museum, Athen 68 cm hohes Kirchenmodell. Silber teilvergoldet.[7]
Georghe Anghelachi, Rumänien, 1884 Ikonen-Museum Recklinghausen 26 cm hoch, Messing. „Über dem Schrein mit der Lade ein Aufbau mit drei Kuppeln, die von ornamentierten Kreuzen gekrönt werden.“[8]
Fedor Mishukov, Russland, 1912 Tretjakow-Galerie, Moskau
  1. Weitere Bezeichnungen: griechisch: κιβωτός kibōtós und kirchenslawisch: кївѡтъ kïvōt’ „Lade“; russisch хлебоносец „Brotträger“, дарохранительница „Gabenträgerin“.
  2. Ulrike Koenen: Byzanz: Knotenpunkt und Schmelzpunkt. Reflexionen über die Begriffe ‚Einfluss‘ und ‚Rezeption‘ an ausgewählten Beispielen des Kunsthandwerks. In: Andreas Speer, Philipp Steinkrüger (Hrsg.): Knotenpunkt Byzanz. Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen (= Miscellanea Mediaevalia. Band 36). De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 761–784, hier S. 762–766.
  3. Benaki-Museum: Post-Byzantine and Neo-Hellenistic art
  4. National History Museum Sofia: Christian Art Collection (Memento des Originals vom 5. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/historymuseum.org
  5. Benaki-Museum: Post-Byzantine and Neo-Hellenistic art
  6. Byzantine and Christian Virtual Museum: Wooden Ciborium (artophorion), Offering by Neophytos, Metropolitan of Adrianople
  7. Benaki-Museum: Post-Byzantine and Neo-Hellenistic art
  8. Kunstsammlungen der Stadt Recklinghausen: Ikonen-Museum. Aurel Bongers, 6. Auflage 1981, S. 199.