Botokuden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Botokudenfrau mit Lippenteller (circa 1900)
Botokuden-Mädchen (1928)
Botokuden auf der Jagd (die Beute ist ein Hausrind, 1928)

Aymoré oder Botokuden (portugiesisch: botocudos, abgeleitet von botoque = Holzpflock, Faßspund) ist die historische Bezeichnung für Indianer, die in den Wäldern des südöstlichen Brasilien, hauptsächlich auf dem Gebiet des Bundesstaates Minas Gerais, lebten. Die gegenwärtigen Bezeichnungen lauten Krenak (auf Portugiesisch: Crenaques) oder Borun. Ihre Sprache und der Nachname der Mitglieder heißen ebenfalls Krenak. Die Zahl der Mitglieder betrug 2011 nach unterschiedlichen Angaben 600 oder 1000 Personen. Das prominenteste Mitglied war im 19. Jahrhundert Joachim Quäck (eigentlich Nuguäck).

Die Bezeichnung Botokuden leitet sich von dem unter einigen Indianerstämmen verbreiteten Brauch des Tragens von Lippentellern ab. Später wurde der Begriff jedoch generisch für alle Indianer Brasiliens verwandt, die sich der Zentralregierung bzw. den europäischen Kolonisten widersetzten.

Ursprünglich lebten die Botokuden als Jäger und Sammler in Gruppen von 50 bis 200 Mitgliedern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zunächst zu schweren kriegerischen Auseinandersetzungen mit vordringenden europäischen Siedlern und später dann zu Verfolgung und Diskriminierung, die praktisch zu ihrer Ausrottung führten.

2007 lebten laut Microsoft Encarta noch etwa 2000 Nachfahren der Botokuden meist als Bauern unter der Landbevölkerung.[1] Laut Jimmie Durham betrug die Mitgliederzahl im Jahr 2012 nur 600 Personen.[2]

Ihre Sprache und Kultur sind fast völlig ausgestorben.[3]

Umgangssprachlich wird das Wort Botokuden auch als abwertendes Synonym für eine ungebildete Person mit schlechtem Benehmen verwandt.[4]

  • Joachim Quäck: Die Lebensgeschichte des Botokuden Quäck, den Maximilian zu Wied-Neuwied 1818 aus Brasilien nach Neuwied brachte.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Reise nach Brasilien in den Jahren 1815 bis 1817. 2 Bände, Verlag Heinrich Ludwig Brönner, Frankfurt 1820–1821. Band 2. Maximilian zu Wied-Neuwied besuchte 1817 die Botokuden drei Monate lang. Anschließend nahm er den Botokuden Joachim Quäck (eigentlich Nuguäck) als seinen persönlichen Kammerdiener in sein Schloss Neuwied auf. Er beschreibt die Botokuden im 2. Band. Joachim Quäck wird im 2. Band auf den folgenden Seiten erwähnt: 42, 51, 55, 64, 66, 130, 131, 304.
  • J. C. H. King: Family of Botocudos Exhibited on Bond Street 1822. In Christian F. Feest: Indians and Europe: An Interdisciplinary Collection of Essays. University of Nebraska Press, 1999, ISBN 0-8032-6897-1, S. 243–251 (eingeschränkte Online-Version in der Google-Buchsuche)
  • Paul Ehrenreich (Berlin): Über die Botocudos der brasilianischen Provinzen Espiritu santo und Minas Geraes. (Mit Tafel I–II) 1, 49. In: Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Neunzehnter Band 1887. Mit 5 lithographirten Tafeln. Verlag von A. Asher & Co., Berlin 1887.
  • Bruno Rudolph: Wörterbuch der Botokudensprache. Fr. W. Thaden, Hamburg 1909. (Im Jahr 2010 wurde das Wörterbuch der Botokudensprache Krenak in die Portugiesische Sprache übersetzt)
  • Meyers großes Taschenlexikon in 24 Bänden. BI-Taschenbuchverlag 1992, Band 3, S. 318.
  • Susanne Koppel: Brasilien-Bibliothek der Robert-Bosch-GmbH: Katalog Band II: Nachlass des Prinzen Maximilian zu Wied-Neuwied. Teil 1: Illustrationen zur Reise 1815 bis 1817 in Brasilien. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1988, ISBN 3-421-02938-5, S. 34–39 und passim.
  • Jimmie Durham: Quacks Rückkehr. Essay über das indigene Volk der Krenak. In: Die Tageszeitung vom 24. April 2011
Commons: Botokuden – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Botokude – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Botokuden. In: Microsoft Encarta Online-Enzyklopädie 2009.
  2. Jimmie Durham: Essay über das indigene Volk der Krenak. Quacks Rückkehr. In: taz.de, 22. April 2011, abgerufen am 25. November 2013.
  3. Christopher Moseley: Encyclopedia of the World’s Endangered Languages. Routledge 2007, ISBN 978-0-7007-1197-0, S. 142 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
  4. Botokude im Duden