Christiane Luise Hegel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Christiane Luise Hegel (* 7. April 1773 in Stuttgart; † 2. Februar 1832 in Bad Teinach) war eine Frau des Bürgertums in Württemberg. Sie war die Schwester des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel.

Christiane Luise Hegels Vater war der Rentkammersekretär Georg Ludwig Hegel (1733–1799), ihre Mutter Maria Magdalena Louisa geb. Fromm (1741–1783). Sie wurde im Hegelhaus in Stuttgart geboren und verbrachte fast zwei Drittel ihres Lebens in Stuttgart; sie war drei Jahre jünger als Georg Wilhelm Friedrich Hegel und drei Jahre älter als der Bruder Georg Ludwig Hegel (1776–1812).

Als sie zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter, die bis dahin wesentlich zu ihrer Bildung beigetragen hatte. Im Alter von 20 Jahren stand sie in Kontakt mit ehemaligen Studienfreunden ihres Bruders, Mitglieder der Stuttgarter Hofmeisterszene, die über die Errichtung einer süddeutschen Republik diskutierten.

Als engste Freundin gilt Wilhelmine Hedwig Elsässer, verh. Hauff, die Mutter des Dichters Wilhelm Hauff, dessen Patin Christiane Hegel war. Für die unglückliche Liebe zu einem Mann, die sie aus der Bahn geworfen haben soll, gibt es keine authentischen Belege, möglicherweise handelte es sich hier um Gotthold Stäudlin (1758–1796).[1]

Im Herbst 1801 verließ Hegel die württembergische Residenzstadt Stuttgart, um als Erzieherin und Lehrerin für die fünf Töchter von Joseph Freiherr von Berlichingen in Jagsthausen engagiert zu werden. Gleichzeitig mit ihr war der Komponist Friedrich Silcher dort Hauslehrer. Bis 1814 wirkte sie als Gouvernante. Im Sommer 1815 verbrachte Christiane Hegel einige Wochen bei ihrem Bruder Georg Wilhelm Friedrich Hegel und dessen Familie in Nürnberg. Es war ihr letztes Zusammentreffen. Danach verbrachte sie fünf Jahre bei ihrem Vetter Louis Göriz, dem Dekan der evangelischen Diözese Aalen. Von Mai 1820 bis August 1821 war sie in der Königlich-Württembergischen Heilanstalt Zwiefalten mit „Kost und Logis bei Irrenmeister Fischer“. Nach ihrer Entlassung kehrte Christiane Luise Hegel wieder in ihre Heimatstadt Stuttgart zurück. Dort ließ sie sich als Privatlehrerin nieder und pflegte die früheren Kontakte der Familie.

Mitte November 1831 registrierte das Umfeld von Christiane Hegel eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes verbunden mit schwerer Depression. Im Dezember 1831 quartierte sich Christiane, auf Empfehlung ihres Arztes Karl Schelling, mit ihrer Magd im Kurort Bad Teinach im Nordschwarzwald ein. Drei Tage nach Unterzeichnung ihres Testamentes stürzte sich Christiane „wahrscheinlich in einem Anfall von Schwermut“ in der Nähe Bad Teinachs in die Nagold. Zwei Tage später wurde sie in Calw beerdigt. Im Testament setzte Christiane die drei Söhne Hegels als Erben ihres Kapitalvermögens ein. Mit dieser Erbeinsetzung von Hegels unehelichem Sohn Ludwig Fischer rief Christiane noch Unruhe in der Familie hervor. In Hegels Nachlass fehlen alle Originalbriefe von Christiane an ihn, nur drei Briefe an ihre Schwägerin sind überliefert.

Christiane Hegel schrieb Gedichte, die jedoch alle verschollen sind. Karl Rosenkranz, Friedrich Hegels erster Biograph, der einige davon noch gelesen hat, schrieb, dass manche „wahrhaft schön“ seien.

  • Wilhelm Raimund Beyer: Aus Hegels Familienleben. Die Briefe der Susanne von Tucher an ihre Tochter Marie Hegel. In: Hegel-Jahrbuch. 1966, S. 52 – 101 und Hegel-Jahrbuch. 1967, S. 114–137.
  • Alexandra Birkert: Hegels Schwester. Auf den Spuren einer ungewöhnlichen Frau um 1800. Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-0196-5. (Rezension von Heike Geilen auf literature.de)
  • Alexandra Birkert: … meinen silbernen Eßlöffel, und das einzechte silberne Caffeelöffele … Hegels Schwester als Privatpatientin in der „Staatsirrenanstalt Zwiefalten“. In: Schwäbische Heimat, 72. Jg. 2021, Heft 1, S. 3–10 (online)
  • Horst Brandstätter: Christiane Luise Hegel – Krankengeschichte einer Sympathisantin. In: Horst Brandstätter: Asperg. Ein deutsches Gefängnis. Wagenbach, Berlin 1978, ISBN 3-8031-2045-4, S. 46ff.
  • Hellmut G. Haasis: Im Schatten des großen Bruders III: Christiane Hegel. In: Hellmut G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Band 2. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, S. 825–830.
  • Hellmut G. Haasis: Christiane Hegel. Vom Leiden und Untergang einer Fußnote. In: Allmende. 17, 1997, S. 124–131.
  • Justinus Kerner: Das Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Erinnerungen aus den Jahren 1786 bis 1804. Braunschweig 1849. Hrsg. von Günter Häntzschel, S. 280 – 282. Nachdruck: Insel, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-458-32038-5.
  • Hans-Christian Lucas: Die Schwester im Schatten. Bemerkungen zu Hegels Schwester Christiane. In: O Fürstin der Heimath! Glükliches Stutgard. Klett-Cotta, Stuttgart 1988, ISBN 3-608-91451-X, S. 284–306.
  • Hans-Christian Lucas: Zwischen Antigone und Christiane. Die Rolle der Schwester in Hegels Biographie und Philosophie und in Derridas „Glas“. In: Hegel-Jahrbuch. 1984/85, 1988, S. 409–442.
  • Karl Rosenkranz: Georg Wilhelm Friedrich Hegels Leben. Berlin 1844, S 424 – 426. Nachdruck: WBG, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-13817-1.
  • Karl Schumm: Christiane Hegel. Die Schwester des Philosophen. In: Schwäbische Heimat. 4, 1953, S. 177–180.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Alexandra Birkert: Hegels Schwester. Auf den Spuren einer ungewöhnlichen Frau um 1800. S. 58.