Ernst Christoph Böttcher

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Ernst Christoph Böttcher (* 7. September 1697 in Groß Lafferde; † 9. Januar 1766 in Hannover) war ein deutscher Kaufmann,[1] Gründer des Königlichen Evangelischen Schullehrerseminars[2] und Mäzen.[1]

1733 erwarb Böttcher das Haus Kramerstraße 1, um dort seine Seidenhandlung zu eröffnen

Ernst Christoph Böttcher wurde zur Zeit des Barocks und zu Beginn des Kurfürstentums Hannover geboren als Sohn eines Bauern, Gastwirtes[1] und kaiserlichen Posthalters in Groß Lafferde,[3] in dessen Familie auch der spätere Pastor Johann Heinrich Böttcher hineingeboren wurde.[4] Eigentlich sollte schon Ernst Christoph Pfarrer werden, stattdessen ging er jedoch 1716 nach Braunschweig, um beim dortigen Seidenhändler Nettelbeck eine Lehre zum Kaufmann zu durchlaufen. Nachdem er später in Hannover in der Kramerstraße 2 beim Seidenkaufmann Heinrich Schmale gearbeitet hatte, erwarb Böttcher am 27. Juli 1729 zunächst das Bürgerrecht der Stadt Hannover, um 1733 das Gebäude Kramerstraße 1 zu erwerben, wo er dann eine eigene Seidenhandlung eröffnete.[1]

In der seinerzeit errichteten Aegidienneustadt (unten rechts auf der Karte) gründete Böttcher 1751 sein Lehrerseminar mit Freischule;
Stadtplan Hannover um 1750 von Matthäus Seutter nach Tobias Conrad Lotter

Durch den Handel mit dem Luxusgut Seide wohlhabend geworden, ließ der vom Pietismus beeinflusste Böttcher ein Haus erbauen an der Große Aegidienstraße 15, am sogenannten „Hundemarkt“[1] in der Aegidienvorstadt,[5] der unter Bürgermeister Christian Ulrich Grupen durch den Stadtbaumeister Ernst Braun und insbesondere den Festungsbaumeister Georg Friedrich Dinglinger geschaffenen ersten Stadterweiterung Hannovers.[6] Dort gründete[2] und stiftete Böttcher 1751[3] das hannoversche Lehrerseminar, das mit der damit verbundenen Freischule zu seinem ganzen Lebensinhalt wurde. Am 19. Januar 1762 bestätigte er dem hannoverschen Konsistorium alle seine Schenkungen und weiteren Stiftungen.[1]

Als Mitbegründer des Schullehrer-Seminars gilt der Theologe Gabriel Wilhelm Goetten.[7]

Ernst Christoph Böttcher blieb zeitlebens unverheiratet[3] und wurde 1766 auf dem St.-Nikolai-Friedhof beigesetzt.[1]

Das von Böttcher zur Zeit der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover unter dem in London residierenden König Georg II. gegründete[1] Königliche Evangelische Schullehrerseminar[2] ist nach Namens- und Standortänderungen heute Teil der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.[1]

Die 1897 im hannoverschen Stadtteil Herrenhausen angelegte Böttcherstraße ehrte den „Stifter des Schullehrerseminars“ posthum durch ihre Namensgebung.[8]

  • Christian Jakob Wagenseil: Ernst Christoph Böttcher. In: Der Gang der Vorsehung oder Wird es mit dem Menschengeschlecht besser oder schlimmer?, Leipzig: Friedrich Gotthold Jacobäer, 1789, S. 22f.; online über Google-Bücher
  • Kurzgefaßte Geschichte der neuesten Schuldienstverbesserungen in den Königl. Braunschweig-Lüneburgischen Churlanden. In: Neues Hannoverisches Magazin vom 2. Januar 1792, Hannover: Georg Christoph Schlüter, 1793, Spalte 1–16; online über Google-Bücher
  • Gottfried Heinrich Böttcher: Böttcher und Goetten, die Stifter des hannoverschen Schullehrer-Seminarii. I. Ernst Christoph Böttcher. Eine biographische Skizze. In Johann Christoph Salfeld (Hrsg.): Beyträge zur Kenntniß und Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens in den Königlich Braunschweig-Lüneburgschen Churlanden, 4. Band, 1. Heft, Hannover: Gebrüder Hahn, 1802, S. 271ff.; Digitalisat in der Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin
  • Johann Heinrich Böttcher: 6. Böttcher bauet und stiftet selbst die Freischule und das Schullehrer-Seminar zu Hannover 1751, in ders.: Böttcher und seine Stiftungen. Eine Festgabe zur Jubelfeier der hundertjährigen Gründung des Schullehrer-Seminars und dessen Freischule. (Hannover den 16. und 17. September 1851.) Den Mitbürgern und Zöglingen des Stifters dargeboten. Aus dem schriftlichen Nachlasse des Stifters zusammengestellt von Pastor Böttcher zu Kirchrode. (Mit einem Bildnisse, dem Siegel und der Handschrift Böttchers.) (Der Überschuss ist dem Schullehrer-Waisen-Fonds bestimmt.), Hannover: Carl Rümpler, 1851; Digitalisat der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
  • Burchard Christian von Spilcker: Fortsetzung. Schullehrer-Seminarium und Seminarien-Schule. In: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der königlichen Residenzstadt Hannover, Hannover Hahnsche Buchhandlung, 1819; 259–268; online über Google-Bücher
  • Karl Ludwig Grotefend: Böttcher, Ernst Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 201.
  • Helmut Zimmermann: Der hannöverschen Porträts zweite Folge. Illustriert von Rainer Osswald, Hannover: Harenberg, 1984, ISBN 3-89042-008-7, S. 19ff.
  • Dirk Böttcher: BÖTTCHER, (2) Ernst Christoph. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 62; online über Google-Bücher
  • Dirk Böttcher: Böttcher, (2) Ernst Christoph. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 73.
  • Christoph Hamann: Eine „Pflanzschule tüchtiger Jugendlehrer“. Ernst Christoph Böttcher und die Gründung des Lehrerseminars in Hannover 1751. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 93 (2021), S. 133–178.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Dirk Böttcher: BÖTTCHER, (2) ... (siehe Literatur)
  2. a b c Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b c Karl Ludwig Grotefend: Böttcher ... (siehe Literatur)
  4. Dirk Böttcher: Böttcher, (3) Johann Heinrich. In: Stadtlexikon Hannover, S. 73
  5. Wolfgang Eriksen, Adolf Arnold (Hrsg.): Hannover und sein Umland. Festschrift zur Feier des 100jährigen Bestehens der Geographischen Gesellschaft zu Hannover 1878 - 1978 (= Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover 1978), Hannover: Geographische Gesellschaft zu Hannover, S. 190; Vorschau über Google-Bücher
  6. Arnold Nöldeke: Weichbildentwicklung. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover, Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932 (Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. 22–40, hier v. a. S. 31f.
  7. Johann Christoph Salfeld: Dr. Gabriel Wilhelm Götten. Ein biographischer Versuch, in ders. (Hrsg.): Beyträge zur Kenntniß und Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens in den Königlich Braunschweig-Lüneburgschen Churlanden, Vierter Band, Drittes Heft, Hannover: Gebrüder Hahn, 1802, S. 301–424; Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  8. Helmut Zimmermann: Böttcherstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 44