Ferdinand Sauter

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Zeitgenössischer Stich

Karl Willibald Ferdinand Johann Sauter (* 6. Mai 1804[1] in Werfen, Herzogtum Salzburg; † 30. Oktober 1854[2] in Hernals, Wien) war ein österreichischer Dichter.

Ferdinand Sauter und sein Bruder Anton Sauter wurden als Söhne eines fürsterzbischöflichen Rats geboren. Er erhielt eine humanistische Ausbildung, begann als Handlungslehrling und trat nach vollendeter Lehrzeit bei einem Kaufmann in Wels ein. 1825 kam er nach Wien, wo er in einer Papierhandlung einen Posten antrat. Er verlor diesen Posten und führte in der Folge ein kümmerliches Dasein.

Sauter hielt sich vornehmlich in den westlichen Vororten von Wien auf und war Stammgast im Gasthaus „Zur blauen Flasche“ in Neulerchenfeld. Mit seinen politischen, volksliedhaften, meist von Schwermut getragenen Gedichten machte er sich als Dichter-Bohemien des Wiener Vormärz einen Namen. Er gehörte zum Kreis um Nikolaus Lenau und Adalbert Stifter. Durch privates Unglück sank er immer mehr in Verbitterung. 1839 brach er sich den Fuß und hinkte seither. Sauter erhielt über Vermittlung seiner Freunde einen Büroposten bei der „Niederösterreichischen Assekuranz-Versicherungs-Gesellschaft“. Seine Wohnung hatte Sauter in Hernals, Hauptstraße 63 gefunden. Sauter verfasste im Revolutionsjahr 1848 auch politische Gedichte wie Geheime Polizei und unterstützte die Aufständischen in Wien.

Am 30. Oktober 1854 starb er in Hernals als erstes Opfer der Cholera, die damals in Wien und den Vororten ausgebrochen war. Seine Freunde setzten ihm einen Grabstein, dessen Inschrift – von ihm selbst verfasst – ebenso bekannt geworden ist, wie sein „Gassenlied“ mit dem Kehrreim „Auf der Gassen, auf der Gassen“. Er erlangte als Volksdichter der einfachen Leute in den Wiener Vororten Hernals und Neulerchenfeld eine außergewöhnliche Berühmtheit. Laut Josef Buchowiecki gehen die geflügelten Worte „Alleweil nobel Schani“, „Der Himmel voller Geigen“, „Verkaufts mei Gwand i bin im Himmel“ auf Aussprüche Sauters zurück.[3]

Die Sautergasse in Ottakring und Hernals ist nach ihm benannt.

Er ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe B, Reihe F, Nummer 23) in Wien.

Grabstätte von Ferdinand Sauter

Grabinschrift, von Sauter selbst verfasst

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Viel genossen, viel gelitten,
Und das Glück lag in der Mitten;
Viel empfunden nichts erworben
Froh gelebt und leicht gestorben.
Fragt nicht nach der Zahl der Jahre
Kein Kalender ist die Bahre.
Und der Mensch im Leichentuch,
Bleibt ein zugeklapptes Buch.
Darum Wand'rer zieh' doch weiter,
Denn Verwesung stimmt nicht heiter.

Sauter über sich selbst

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Immer lustig lebt der Sauter,
Treu ist sein Gemüt und lauter,
Tausend Hirngespinste baut er,
Und sich selber nicht vertraut er,
Alles was er hat, verhaut er,
Wie ein Vogel Strauß verdaut er,
Wenn oft Selchfleisch ißt mit Kraut er,
Schöne Mädchen gerne schaut er,
Wie ein Kater dann miaut er,
Leider aber schon ergraut er,
Immer mehr und mehr – versaut er.

Sauter schrieb Gedichte sowie ein Drama,[4] in seinen letzten Lebensjahren dichtete er aus dem Stegreif.

Werke im Auszug

Werke über Sauter

  • Alfred Fürst: Sonnenkinder im Regenwinkel. Ein Sauter-Roman, Vor-Verlag, 1925.
  • Rudolf Holzer: Der Himmel voller Geigen. Ein österreichisches Drama.[5] Wallishaussersche Buchhandlung (Karl Stary), 1946[6]; Premiere: 23. Oktober 1948 im Burgtheater unter der Regie von Ulrich Bettan.[7] Das Stück war maßgebend für die Vergabe des Volkskunst-Preises an Rudolf Holzer.[8]
  • Gedichte, herausgegeben von Alexander Julius Schindler (unter dem Pseudonym Julius von der Traun). Wien 1855 (books.google.com und auch online – Internet Archive).
  • Auswahl, herausgegeben von O. Stein, 1940.
  • Ferdinand Sauter, "Durchgefühlt und ausgesagt. Ausgewählte Werke". Eine erste quellenkritische Auswahl seiner Dichtungen. Besorgt und mit einem begleitenden Essay versehen von Ludwig Laher. Wallstein, Göttingen 2017.
  • L. Wegmann, F. Sauter. Ein Lebensbild des wienerischen Dichters nach Mitteilungen seiner Zeitgenossen zusammengestellt, Wien: Selbstverlag, 1904.
  • H. Deissinger und O. Pfeiffer, F. Sauter. Sein Leben und Dichten, Wien: Gerold, 1926.
  • Rudolf Holzer, Der Himmel voller Geigen. Österreichisches Drama in drei Akten. Wien: Wallishauser, 1946.
  • J. Buchowiecki, F. Sauter. Mit ungedruckten Gedichten und einer Bibliographie, Wien: Kerry, 1972.
  • W. Häusler – E. Lebensaft: Sauter, Ferdinand. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 446 f. (Direktlinks auf S. 446, S. 447).
  • Ludwig Laher, Aufgeklappt, Innsbruck: Haymon Verlag, 2003.
  • Ferdinand Sauter, in: Hans Heinz Hahnl: Vergessene Literaten. Fünfzig österreichische Lebensschicksale. Wien: Österreichischer Bundesverlag, 1984, S. 47–50.
Commons: Ferdinand Sauter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Salzburg, rk. Diözese (Hrsg.): Taufbuch Sterbebuch. Pfarre Werfen 1804, S. 396 (Online [abgerufen am 29. Oktober 2019] 1. Januar 1737 bis 31. Dezember 1806, Signatur TFBSTBIII II).
  2. rk. Erzdiözese, östl. Niederösterreich und Wien (Hrsg.): Sterbebuch. Pfarre Hernals 1854, S. 138 (Online [abgerufen am 29. Oktober 2019] 1. Januar 1852 bis 31. Dezember 1855).
  3. Josef Buchowiecki: Ferdinand Sauter. Kerry, 1972, S. 8.
  4. Wiener Stadtbibliothek (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtbibliothek.wien.at
  5. Österreichisches Forschungsinstitut für Wirtschaft und Politik (Hrsg.): Berichte und Informationen. Bände 126–150, 1948, S. unbekannt („[…] moderne Volksstück von Rudolf Holzer »Der Himmel voller Geigen« (Burgtheater), das den Dichter Ferdinand Sauter in den Mittelpunkt stellt.“)
  6. Wallishausser’sche Buchhandlung, Inh. Karl Stary@1@2Vorlage:Toter Link/www.wallishauser.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Direktor des Burgtheaters (Hrsg.): 175 Jahre Burgtheater. 1776-1951, Fortgeführt bis Sommer 1954. Arbeitsgemeinschaft Bundesministerium für Unterricht – Bundestheaterverwaltung – Direktion des Burgtheaters, 1955, S. 294.
  8. Wort in der Zeit. Band 4, Stiasny, 1958, S. 61 (Versehentlich mit „Franz Sauter-Stück“).