Fierrabras

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Werkdaten
Titel: Fierrabras
Originaltitel: Oper in drei Akten

Salzburger Festspiele 2014

Originalsprache: Deutsch
Musik: Franz Schubert
Libretto: Joseph Kupelwieser
Literarische Vorlage: Fierabras; Buch der Liebe von Johann Gustav Gottlieb Büsching und Friedrich Heinrich von der Hagen; Eginhard und Emma von Friedrich de la Motte Fouqué
Uraufführung: 9. Februar 1897
Ort der Uraufführung: Karlsruhe
Spieldauer: ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Südfrankreich und Spanien zur Zeit Karls des Großen
Personen
  • König Karl (Bass)
  • Emma, seine Tochter (Sopran)
  • Roland, ein Ritter (Bass)
  • Ogier, fränkischer Heerführer (Tenor)
  • Eginhard, Ritter am Hofe Karls des Großen (Tenor)
  • Boland, Fürst der Mauren (Bass)
  • Fierrabras, sein Sohn (Tenor)
  • Florinda, seine Tochter (Sopran)
  • Maragond, in ihrem Gefolge (Sopran)
  • Brutamonte, maurischer Anführer (Bass)
  • fränkische und maurische Ritter und Krieger, Hofdamen, Jungfrauen, Volk

Fierrabras oder Fierabras (D 796; Klavierfassung der Ouverture op. 76) ist eine heroisch-romantische Oper von Franz Schubert in drei Akten mit gesprochenen Dialogen auf ein Libretto von Joseph Kupelwieser. Schubert komponierte die Oper in der Zeit vom 25. Mai bis zum 2. Oktober 1823[1]; sie wurde zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt.

Emma, Tochter Karls des Großen, liebt heimlich den von ihrem Vater abgelehnten Ritter Eginhard. Auch Fierrabras, der Sohn und Heerführer des Maurenfürsten Boland, gegen den Karl gerade erfolgreich in die Schlacht gezogen war, liebt Emma und bekennt sich auch zum Christentum. Als Gefangener des heldischen Franken Roland kommt Fierrabras an den Hof Karls, wird begnadigt, akzeptiert die Liebesbeziehung von Emma und Eginhard, setzt sich sogar selbstlos für sie ein und schließt Freundschaft mit Roland. Dieser liebt Fierrabras’ Schwester Florinda, die sich von allen maurischen Bindungen lossagt, um sich mit Roland vereinen zu können, besteigt mit diesem schließlich sogar den Scheiterhaufen. Eginhard und die fränkischen Ritter sollen auf Geheiß Karls mit den Mauren Frieden schließen, werden aber gefangen genommen und von Boland zum Tode verurteilt. Florinda bekennt sich zu den Franken, Eginhard kann entfliehen und Karls Heer gegen die Mauren anführen, unterstützt von Fierrabras. Die Mauren werden besiegt, trotzdem finden die Paare zueinander, nur Fierrabras verzichtet.

Nach dem Misserfolg der Uraufführung von Carl Maria von Webers Euryanthe am 25. Oktober 1823 wurde der für Anfang 1824 bereits angekündigte Fierrabras abgesagt. Franz Schubert erhielt auch kein Honorar für seine umfangreiche Partitur,[2] die er im Auftrag von Domenico Barbaja, Pächter der Wiener Hofoper, geschrieben hatte.[3] Ab 1829 kam es lediglich zur konzertanten Darbietung einzelner Nummern. Erst am 9. Februar 1897 erfolgte unter Felix Mottl die stark in die Werksubstanz eingreifende szenische Uraufführung im Hoftheater Karlsruhe. Viele Jahrzehnte später wurden dann musikalisch annähernd ungekürzte Theaterinszenierungen gewagt, die weithin Beachtung fanden:

Die Wiener Aufführung von 1988, wieder aufgenommen 1990 an der Wiener Staatsoper, kam aufgrund des Engagements von Claudio Abbado, damals Generalmusikdirektor der Stadt Wien, zustande. Die Produktionen von Zürich und Salzburg beruhen auf Initiativen von Alexander Pereira, der damals diese Institutionen leitete. Die Produktion von Konzert Theater Bern von 2019 ist der Initiative von Mario Venzago zu verdanken. Er hat die gesprochenen Texte teilweise gekürzt und rezitativisch musikalisch unterlegt (mit Original-Musiken von Franz Schubert).

Als Vorlage der Handlung diente Joseph Kupelwieser eine Prosafassung des mittelalterlichen Fierabras-Epos, die in Büsching-Hagens Buch der Liebe (1809) abgedruckt ist,[4] sowie die Sage um Eginhard und Emma (fassbar in Dramen von Friedrich de la Motte Fouqué (1811) und Helmina von Chézy (1817)). Weitere in der Schubert-Literatur diskutierte angebliche Vorlagen wie das Chanson de Roland, ein weiteres Emma-und-Eginhard-Drama sowie das Drama Die Brücke von Mantible von Calderón (1636) konnten von der neueren Forschung durch Textvergleich ausgeschlossen werden.[5]

Kupelwieser und Schubert schreiben in ihren handschriftlichen Quellen stets die romanistisch falsche Namensvariante „Fierrabras“. Die Editionsleitung der Neuen Schubert-Ausgabe hingegen verwendet die philologisch korrekte (fier-à-bras) – und daher gleichermaßen sinnvolle – Namensform „Fierabras“.

  • Thomas Denny: Vorwort zu Fierabras in der Neuen Schubert-Ausgabe, NGA.
  • Thomas Denny: Schubert’s Fierrabras und Barbaja’s Opera Business. In: Schubert. Perspektiven (2005), Heft 1, Steiner: Stuttgart 2005, S. 19–45.
  • Friedrich Dieckmann: Fidelios Erben. Fierabras und das biedermeierliche Bewußtsein. In: Oper heute. Ein Almanach der Musikbühne, Bd. 8; Berlin 1985, S. 77 ff.
  • Wolf-Dieter Hartwich: Der christlich-islamische Konflikt in Schuberts Fierrabras. Kulturwissenschaftliche Aspekte des Librettos und seiner Vorlagen. In: Otto Kolleritsch: „Dialekt ohne Erde.“ Franz Schubert und das 20. Jahrhundert. Studien zur Wertungsforschung, 34. Graz 1998, S. 150–175.
  • Christine Martin: Die Particell-Entwürfe zu Schuberts Fierabras und ihre Bedeutung für den Kompositionsprozeß der Oper. In: Schubert : Perspektiven (2007), Heft 1, Steiner: Stuttgart 2005, S. 1–16.
  • Liane Speidel: Franz Schubert – ein Opernkomponist? Am Beispiel des „Fierrabras“. (Wiener Schriften zur Stilkunde und Aufführungspraxis) Wien 2012 [zunächst als Dissertation unter ihrem Geburtsnamen L. Redenbacher: Warum war Franz Schubert als Opernkomponist nicht erfolgreich? eine Analyse am Beispiel des Fierrabras. Wien 2007.]
  • Werner Thomas: Bild und Aktion in Fierabras. Ein Beitrag zu Schuberts musikalischer Dramaturgie. In: Werner Aderhold u. a. (Hrsg.): Franz Schubert. Jahre der Krise. 1818–1823. Arnold Feil zum 60. Geburtstag. Bärenreiter, Kassel 1985, S. 85–112. Auch in: Werner Thomas: Schubert-Studien. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1990 ISBN 978-3-631-40687-8

Einzelnachweise

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  1. Franz Schubert. Verzeichnis seiner Werke in chronologischer Folge von Otto Erich Deutsch. Kleine Ausgabe. DTV, München, u. Bärenreiter, Kassel 1983, S. 194.
  2. Peter Gülke: Franz Schubert und seine Zeit. 3. Aufl. Laaber 2002, S. 152.
  3. Ernst Hilmar: Franz Schubert. Rowohlt, 4. Aufl. Reinbek bei Hamburg 2002, S. 44.
  4. Johann Gustav Büsching, Friedrich Heinrich von der Hagen (Hrsg.): Buch der Liebe. Erster Band. Hitzig, Berlin 1809, S. 143–268 (Digitalisat).
  5. Thomas Denny: Vorwort zu Fierabras in der Neuen Schubert-Ausgabe, NGA.