Generalgouvernement Belgien

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Das Kaiserliche Deutsche Generalgouvernement Belgien wurde nach der Besetzung weiter Teile Belgiens durch deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 26. August 1914 zur Verwaltung der okkupierten belgischen Gebiete geschaffen und bestand bis zum Herbst 1918.

Karte der deutschen Verwaltung Belgiens (1914–1918)

Das Generalgouvernement wurde durch einen Generalgouverneur geleitet, der direkt dem Kaiser unterstand. Es umfasste zunächst die neun belgischen Provinzen mit Ausnahme von Teilen Westflanderns sowie die in das belgische Gebiet einschneidenden französischen Landesteile um Maubeuge und Givet. Nach dem Übergang in den Stellungskrieg im Herbst 1914 wurden West- und Ostflandern, der Kreis Tournai und das Gebiet um Maubeuge wieder an die Etappe abgegeben. Ab dem 1. Juli 1917 wurde eine Trennung der Verwaltung nach flämischen und wallonischen Provinzen durchgeführt.

Der Generalgouverneur hatte sowohl die militärische Sicherung als auch die zivile Verwaltung des Landes zu gewährleisten. Auf militärischer Seite unterstützte ihn dabei der Chef des Generalstabes, auf ziviler Seite der Chef der Zivilverwaltung Max von Sandt. Die Presse der besetzten Teile Belgiens durfte nur noch beschränkt erscheinen. Zur Behebung des Arbeitskräftemangels im Deutschen Reich kam es 1916/17 zur Einführung von Zwangsarbeitsmaßnahmen. Diese wurden nach internationaler Kritik, und weil sie sich als nicht effektiv erwiesen, bald wieder eingestellt.

Generalgouverneure

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Königlicher Palast in Brüssel, Sitz des Militärgouvernements
Siegelmarke Der Verwaltungschef bei dem Generalgouverneur in Belgien

Zum Generalgouverneur mit Sitz in Brüssel bestimmte der deutsche Kaiser am 26. August den Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz, der aber wegen Differenzen über die Behandlung der Belgier diesen Posten schon am 28. November 1914 wieder aufgab. Ihm folgte von Ende 1914 bis zu seinem Tode 1917 Generaloberst Moritz von Bissing und nach dessen Tod 1917 Generaloberst Ludwig von Falkenhausen. Leiter der zivilen Verwaltung waren Max von Sandt und Tilo von Wilmowsky.

  • Sebastian Bischoff: Kriegsziel Belgien. Annexionsdebatten und nationale Feindbilder in der deutschen Öffentlichkeit, 1914–1918. Waxmann Verlag, Münster 2018 (Rezension von Ulrich Wyrwa).
  • Alan Kramer: Besatzung (Westen). In: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76578-9, S. 381 ff.
  • Jens Thiel: „Etwaige völkerrechtliche Bedenken dürfen uns nicht hindern.“ Zwangsarbeit und Deportation in Belgien während des Ersten Weltkriegs. In: Timm C. Richter (Hrsg.): Krieg und Verbrechen. Situation und Intention: Fallbeispiele (= Villa Ten Hompel Aktuell. Band 9). Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2006, ISBN 3-89975-080-2, S. 21–30.
  • Jens Thiel: „Menschenbassin Belgien“. Anwerbung, Deportation und Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte N.F. Bd. 20). Klartext, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-563-1.
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