Goran Hadžić

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Goran Hadžić (1992)

Goran Hadžić (serbokroatisch-kyrillisch Горан Хаџић; * 7. September 1958 in Vinkovci; † 12. Juli 2016 in Novi Sad[1]) war ein serbischer Politiker aus Kroatien und ein vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien verurteilter Kriegsverbrecher.[2][3]

Von 1992 an war er knapp zwei Jahre lang der Präsident der selbsternannten Republik Serbische Krajina, die während des Kroatienkrieges in den Jahren 1991 bis 1995 etwa ein Drittel des kroatischen Staatsgebietes umfasste.

Im Juni 2004 wurde Goran Hadžić vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien angeklagt. Die Vorwürfe beinhalten unter anderem Mord, Folter, Plünderung und die mutwillige Zerstörung von Dörfern im Zeitraum von August 1991 bis Juni 1992.[4] Im Juli 2011 wurde er in Serbien verhaftet.

Rolle im Kroatien-Krieg

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Goran Hadžić arbeitete vor seiner politischen Karriere als Lagerarbeiter. Anfänglich engagierte er sich im Bund der Kommunisten Jugoslawiens in Vukovar. Später wechselte er in die Srpska Demokratska Stranka (SDS).

Am 26. Februar 1992 wurde Hadžić zum Präsidenten der Republik Serbische Krajina gewählt. Er behielt dieses Amt bis zum Januar 1994.[5]

Nach dem Krieg floh er zunächst nach Serbien, wo er in Novi Sad eine Villa bewohnte, bis er am 4. Juni 2004 vom ICTY wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen angeklagt wurde.[4] Stunden nach Ausschreibung des Haftbefehls gegen ihn entzog er sich seiner Verhaftung durch Flucht.[6] Im Oktober 2010 erhöhte die serbische Regierung die Belohnung für Hinweise zum Verbleib von Hadžić auf 250.000 Euro.[7]

Als letzter der 161 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien angeklagten mutmaßlichen Kriegsverbrecher wurde Hadžić am 20. Juli 2011 in der Fruška Gora in der Nähe des Dorfes Krušedol[8] verhaftet[9] und zwei Tage später, am 22. Juli 2011, an das ICTY überstellt.[4] Er starb am 12. Juli 2016 im Alter von 57 Jahren in Novi Sad an einem Hirntumor. Seit April 2015 war er aufgrund seines Gesundheitszustandes vorläufig aus der Haft entlassen worden.

  • Goran Hadžić Case auf der Website des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (engl.)

Einzelnachweise

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  1. Преминуо Горан Хаџић. In: Politika (Политика). 12. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016 (serbisch).
  2. Hadžić osuđen na osam godina zbog zločina u Tenji. In: www.tportal.hr. HINA, 20. Juli 2011, abgerufen am 16. Dezember 2012 (kroatisch): „Hadžića je također u odsutnosti 1995. Šibenski županijski sud osudio na 20 godina zatvora zbog prekomjernog granatiranja šibenskoga i vodičkog područja zabranjenim ognjevima i orkanima 1992. i 1993. godine.“
  3. Tko je Goran Hadžić kojeg je za zločine Hrvatska osudila u odsutnosti? In: narod.hr. 14. April 2015, abgerufen am 7. November 2015 (kroatisch).
  4. a b c Case information sheet. (It-04-75) Goran Hadžić. (PDF; 92 kB) International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia, 12. November 2015, abgerufen am 13. Juli 2016 (englisch).
  5. Norman L. Cigar, Paul Williams: Indictment at the Hague. The Milosevic Regime and Crimes of the Balkan Wars. New York University Press, New York/London 2002, ISBN 0-8147-1626-1, S. 294 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Del Ponte sauer auf Serbien. In: die tageszeitung. 20. Juli 2004, S. 11.
  7. Serbien verzehnfacht Belohnung für Ergreifung von Mladic. In: NZZ Online. 28. Oktober 2010, archiviert vom Original am 3. November 2010; abgerufen am 13. Juli 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nzz.ch
  8. Hadžić krenuo po novac od jataka. In: B92. 20. Juli 2011, abgerufen am 13. Juli 2016 (bosnisch).
  9. APA: Letzter gesuchter Kriegsverbrecher festgenommen. In: Der Standard. 20. Juli 2011, abgerufen am 13. Juli 2016.