Héctor Cazenave

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Cazenave

Héctor Cazenave (* 13. April 1914 in Montevideo; † 27. September 1958) war ein uruguayischer Fußballspieler, der in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in Frankreich spielte und 1937 die französische Staatsbürgerschaft angenommen hat.

Vereinskarriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Héctor Cazenave, teils auch als Jéctor Cazenave geführt, wuchs in Uruguay auf; als junger Mann gehörte er in den Jahren 1934 und 1935 dem Kader von Peñarol Montevideo an. 1935 feierte er mit den Aurinegros den Gewinn der Landesmeisterschaft.[1][2] 1936 kam er auf Vermittlung eines Landsmannes, der beim FC Sochaux eine Trainer- und Beraterfunktion innehatte, zu dem ostfranzösischen Erstligisten. In der Saison 1936/37 konnte er allerdings zu Sochaux' Vizemeisterschaft nur bei einem einzigen Punktspieleinsatz beitragen;[3] auch im Pokalwettbewerb dieser Saison stand er weder beim 2:1-Finalsieg gegen Racing Strasbourg noch in einem der vorangehenden sechs Hauptrundenspiele in der ersten Elf, und Einwechslungen gab es damals noch nicht.[4]

Dieser Reservistenstatus änderte sich im Sommer 1937 schlagartig, obwohl es in der international besetzten Mannschaft um die Schweizer Angreifer Roger Courtois und André Abegglen, in der auch weitere Spieler vom Río de la Plata wie Pedro Duhart, Miguel Lauri oder Ramón Ithurbide standen – die Mehrzahl von ihnen mit französischen Vorfahren –,[5] eine starke Konkurrenz gab. Der solide rechter Verteidiger Héctor Cazenave setzte sich von Saisonbeginn an durch und bildete – sehr bald auch in der Nationalelf – gemeinsam mit Étienne Mattler und Torhüter Laurent Di Lorto einen geschlossenen Abwehrblock,[6] der von der Presse etwas martialisch auch als „Maginot-Linie“ charakterisiert wurde.[7] Diese Saison schloss der FC Sochaux mit dem Meistertitel ab, wobei er sich sowohl auf den torhungrigsten Angriff (69 Treffer) als auch auf die stärkste Abwehr der Liga (26 Gegentore in 30 Punktspielen) stützen konnte.[8] Cazenave war in 29 der 30 Ligaspiele zum Einsatz gekommen.[9]

Die folgende Spielzeit 1938/39 war für ihn weniger erfolgreich, denn Sochaux, geschwächt durch mehrere Abgänge von Stammspielern, stand nach der Hinrunde auf einem Abstiegsplatz der Division 1und konnte sich bis zum Saisonende nur noch auf Rang 6 vorarbeiten.[10] Im Herbst 1939 führte der bevorstehende Kriegsausbruch dazu, dass die Elf regelrecht auseinanderfiel und am Spielbetrieb der notgedrungen dreigeteilten Liga nicht mehr teilnehmen konnte: viele französische Staatsangehörige wurden zur Armee einberufen, andere Spieler wie der Österreicher Camillo Jerusalem in Lagern für „feindliche Ausländer“ interniert,[11] und mehrere von Sochaux' Südamerikanern, darunter auch Héctor Cazenave, zogen es vor, in ihr Herkunftsland zurückzukehren.[12] Cazenave spielte dort anschließend noch von 1940 bis 1943 in 68 Spielen für Defensor.[13][2]

In der Nationalmannschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1937 debütierte Cazenave gegen die Schweiz in der französischen A-Nationalelf und bildete auch dort mit seinen Vereinskameraden Étienne Mattler und Laurent Di Lorto ein dermaßen gut eingespieltes Defensivdreieck, dass er auch in sämtlichen folgenden Länderspielen der Saison auf der rechten Abwehrseite an Stelle der Stammverteidiger Jules Vandooren und Maurice Dupuis aufgestellt wurde. In seinen sechs Spielen bis einschließlich Mai 1938 gewann Frankreich vier Begegnungen, spielte gegen den amtierenden Weltmeister Italien unentschieden[14] und verlor lediglich gegen England; eine solch erfolgreiche Serie hatten die Bleus seit 1904 noch nie gespielt. Deshalb gehörte Héctor Cazenave im Juni auch zum französischen Aufgebot für die Weltmeisterschaft 1938. Bei dem Endrundenturnier im eigenen Land bestritt er ebenfalls beide Spiele der Franzosen (3:1-Sieg über Belgien und im Viertelfinale 1:3 gegen Italien).[15] Anschließend wurde er vom Nationalmannschafts-Sélectionneur Gaston Barreau nicht wieder berücksichtigt.

  • Uruguayischer Meister: 1935
  • Französischer Meister: 1938
  • Französischer Pokalsieger: 1937 (aber ohne Einsätze)
  • 8 A-Länderspiele für Frankreich Oktober 1937 bis Juni 1938, WM-Teilnehmer 1938
  • Hubert Beaudet: Le Championnat et ses champions. 70 ans de Football en France. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2002, ISBN 2-84253-762-9
  • Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2009. Vecchi, Paris 2008, ISBN 978-2-7328-9295-5
  • Pierre Delaunay/Jacques de Ryswick/Jean Cornu: 100 ans de football en France. Atlas, Paris 1982, 1983², ISBN 2-7312-0108-8
  • L’Équipe/Gérard Ejnès: La belle histoire. L’équipe de France de football. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2004, ISBN 2-951-96053-0
  • Jean-Philippe Rethacker: La grande histoire des clubs de foot champions de France. Sélection du Reader’s Digest, Paris/Bruxelles/Montréal/Zurich 2001, ISBN 2-7098-1238-X

Anmerkungen und Nachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Planteles Históricos (Memento des Originals vom 1. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/campeondelsiglo.com (spanisch), abgerufen am 23. Mai 2013
  2. a b Marc Barreaud: Dictionnaire des footballeurs étrangers du championnat professionnel français (1932-1997). L’Harmattan, Paris 1998, ISBN 2-7384-6608-7, S. 54
  3. Almanach du football éd. 1936/37. Paris 1937, S. 47; Guillet/Laforge, S. 136
  4. L’Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007, ISBN 978-2-915-53562-4, S. 126
  5. Rethacker, S. 24
  6. Denis Chaumier: Les Bleus. Tous les joueurs de l’équipe de France de 1904 à nos jours. Larousse, o. O. 2004, ISBN 2-03-505420-6, S. 69
  7. Rethacker, S. 28; Beaudet, S. 23
  8. Rethacker, S. 29
  9. Guillet/Laforge, S. 137
  10. Beaudet, S. 24; dort auf S. 23 findet sich auch ein Foto der Stammelf von 1938/39 mit Cazenave.
  11. Guillet/Laforge, S. 139
  12. Jean Cornu: Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978, S. 144
  13. LOS MUNDIALES: Uruguay y Francia se vuelven a encontrar en una Copa del Mundo;la celeste no ha perdido (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.visionciudadana.com.uy (spanisch) vom 30. Mai 2010, abgerufen am 27. Oktober 2013
  14. Ein Foto aus dem Italienspiel mit Cazenave, Mattler und Di Lorto findet sich in L’Équipe/Ejnès, La belle histoire, S. 55.
  15. L’Équipe/Ejnès, La belle histoire, S. 307f.