Hanns Dustmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Café Kranzler am Berliner Kurfürstendamm.

Hanns Dustmann (* 25. Mai 1902 in Herford-Diebrock; † 26. April 1979 in Düsseldorf) war ein deutscher Architekt.

Hanns Dustmann erwarb am humanistischen Friedrichs-Gymnasium Herford die allgemeine Hochschulreife und studierte in den Jahren 1922 bis 1928 an der Technischen Hochschule Hannover und 1924 kurzzeitig an der Technischen Hochschule München. Nach bestandenem Diplom arbeitete er in den Jahren 1928 und 1929 im Preußischen Hochschul-Neubauamt Hannover. Von 1929 bis 1933 war Hanns Dustmann Mitarbeiter von Walter Gropius[1] in Berlin sowie Angestellter im Reichsbankbaubüro Berlin bei Heinrich Wolff. Ab dem Jahre 1935 betätigte er sich als freischaffender Architekt und war zunächst nebenamtlich beim Kulturamt der Reichsjugendführung der NSDAP beschäftigt. Im Jahre 1937 wurde Dustmann schließlich Chefarchitekt des Kulturamtes und der Bauabteilung der Hitlerjugend. Von Baldur von Schirach wurde Dustmann zwei Jahre später zum „Reichsarchitekten der Hitlerjugend“ ernannt.

In den folgenden Jahren beschäftigte sich Hanns Dustmann mit den nationalsozialistischen Städtebauplänen für den Umbau Berlins und Groß-Wiens. In den Jahren 1938 bis 1943 arbeitete er im Büro Albert Speers und wurde 1941 einer der „Beauftragten Architekten des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“. In den Jahren 1940 bis 1942 war Dustmann Baureferent für die Neugestaltung Wiens unter Schirach verantwortlich, wo er im arisierten Palais Albert Rothschild ein Zweitbüro mit 40 Mitarbeitern unterhielt.[2] Am 1. Februar 1943 wurde er als ordentlicher Professor für Entwerfen an die TH Berlin berufen und ab dem Winter 1943 von Speer zur Wiederaufbauplanung von Düsseldorf, Frankfurt am Main, Mainz sowie zur Beratung der Planungen für Stuttgart und Friedrichshafen in den Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte herangezogen. Dustmann stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]

Anfang 1945 ließ sich Dustmann zunächst als selbstständiger Architekt in Bielefeld nieder, verlegte aber sein Hauptbüro 1953 nach Düsseldorf, wo er im Rahmen des Wiederaufbaus des im Krieg zerstörten Düsseldorf tätig wurde.[4]

Bis zu seinem Tod beschäftigte er sich vor allem mit der Planung von Banken, Versicherungen (Allianz, Victoria, Vorsorge) und Bürobauten wie von 1964 bis 1969 in der alten Bundeshauptstadt Bonn, wo er im Regierungsviertel das Gebäudeensemble Tulpenfeld errichtete. Auch der nicht durchgeführte Neubau des Hauptquartiers der BAOR in Bad Oeynhausen wurde 1951 von ihm geplant. Als Mitarbeiter von Friedrich Tamms war Dustmann mitbeteiligt im Düsseldorfer Architektenstreit.

Bauten und Entwürfe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
RWE-Hochhaus in Essen (Zustand 2016)
  • Eva-Maria Krausse-Jünemann: Hanns Dustmann: (1902–1979). Kontinuität und Wandel im Werk eines Architekten von der Weimarer Republik bis Ende der fünfziger Jahre. Dissertation. Kiel 2002
  • Arne Schmitt: Wenn Gesinnung Form wird. Essaysammlung zur Nachkriegs-Architektur der BRD. Spector, Leipzig 2012, ISBN 978-3-940064-56-1.[6]
    • Rezension: Radek Kolczyk: Alles aus Beton. A. S. fotografiert deutsche Nachkriegsbauten und sieht ihnen beim Altern zu. In: Dschungel. Beilage zu jungle world. 8, 21. Februar 2013, S. 12f. (mit Abb.)
Commons: Hanns Dustmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hanns Dustmann Diebrock, Westphalia, Germany 1902 - 1979 Dusseldorf, Germany. In: Harvard Arts Museums. Abgerufen am 4. Oktober 2019 (englisch).
  2. ORF-Dokumentation: Wien - Hitlers Stadt der Träume, 2017, Film von Anna Sigmund; https://www.youtube.com/watch?v=InzK_KSM1UY, abgerufen am 9. Februar 2019.
  3. Dustmann, Hanns. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 154f.
  4. Jörg Heimeshoff: Rheinische Kunststätten.Architektur der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf – Profanbauten ohne Schulen und Brücken (Heft 360). Schwann, Düsseldorf 1990, ISBN 3-88094-671-X, S. 21.
  5. WAZ: Abriss des RWE-Hochhauses
  6. aus Anlass der Ausstellung im Sprengel-Museum, Bereich Fotografie, bis März 2013. Auszüge, auch zu Dustmann, siehe Weblinks