Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Henge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Newgrange Henge

Ein Henge [hɛndʒ] (auch henge monument) ist eine spezielle Art von neolithischem Erdwerk. Es sind runde oder ovale Flächen mit einem Durchmesser von 20–480 m, die von einem Erdwall mit zumeist innenliegenden Graben begrenzt waren. Die meisten Henges haben einen einzelnen Graben; ein paar haben zwei und drei konzentrische oder gar keine Gräben. Der Begriff wurde 1932 von Sir Thomas D. Kendrick (1895–1979) geprägt, der später Kustos für die British Antiquities im British Museum wurde. Er benutzte dabei das Suffix von Stonehenge. Der Begriff henge stammt aus dem Angelsächsischen und bezeichnet eine torartige Struktur. Das 1925 entdeckte Woodhenge, ein Class I Henge (mit einem Zugang) und mit sieben konzentrischen Pfostenringen im Zentrum, wurde aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Stonehenge so benannt.

Einer, zwei oder vier (selten) Durchlässe durch die Umwallung führen zum Innenbereich. Dort können sich Portale, Steinkreise, Vier-Pfosten-Steinkreis (engl. Four-poster stone circle), Monolithen, Gruben, einzelne Pfosten, Anordnungen von Pfosten oder Menhire und Grabstätten befinden, wobei Letztere oft später hinzukamen. Angesichts der zur Verteidigung eher ungeeigneten Aufreihung von innerem Graben (selten in Irland) und äußerem Erdwall geht man von einer rituellen Funktion der Henges aus; die Wälle hatten möglicherweise den Zweck, die Vorgänge im Inneren von der Außenwelt abzuschirmen. Die Ringgräben von Henges waren in Gebieten mit steinigem Untergrund nur schwer herauszuarbeiten. Einzig der Ring von Brodgar, Orkney, weist einen in den Sandsteinuntergrund gearbeiteten Kreisgraben auf. Henges wie Durrington Walls, ein Class II Henge, sind Siedlungen.[1] Die meisten Henges sind heute weitgehend eingeebnet.

Avebury Henge
Rekonstruiertes Henge
The Bull Ring

120 Henge-Monumente finden sich in großer Zahl vor allem im Süden Englands, aber auch in Irland und anderen Regionen der Britischen Inseln einschließlich Schottlands (Kilmartin, Machrie Moor, Normangill) und der Orkneyinseln, sowie im spanischen Galicien (Henge von Roda). Anders als Causewayed camps oder Hillforts wurden sie meist in der Ebene errichtet, oft in der Nähe von Flussläufen und fruchtbarem Ackerland. Der Steinkreis von Castleruddery ist ein vergleichsweise kleines Henge im Westen des County Wicklow in Irland.

Atkinson definierte drei Klassen (classes) von Henges. Alle haben nur einen Wall. Darüber hinaus:

  • Klasse I Ein Eingang und ein Graben.
  • Klasse IA Ein Eingang und Doppelkreis von Gräben - die Denkmäler liegen zwischen den Flüssen Ure und Swale in North Yorkshire
  • Klasse II Zwei gegenüberliegende Eingänge, ein Graben.
  • Klasse IIA Zwei gegenüberliegende Eingänge, zwei oder mehr Gräben.
  • Klasse III Vier gegenüberliegende Eingänge, ein Graben.

Atypische Henges haben den Graben außerhalb des Walls (Mayburgh). Die großen Henges werden Giant Henges genannt.

Henges werden der späten Jungsteinzeit mit Grooved-Ware-Keramik zugeordnet. In Stonehenge, dem berühmten Monument in Wiltshire, konnten Aktivitäten der Glockenbecherkultur und der frühen Bronzezeit nachgewiesen werden. Stonehenge ist in seiner frühen Form ein sogenanntes atypisches Henge, denn der Graben verläuft außerhalb des Walls. Die Nutzung von Henges endet allgemein um 2500 v. Chr.

  • Richard J. C. Atkinson: The henge monuments of Great Britain. In: Richard J. C. Atkinson, Cecily M. Piggott, Nancy K. Sandars: Excavations at Dorchester Oxon. First report. Ashmolean Museum, Oxford 1951, S. 81–107.
  • Warwick Bray, David H. Trump (Hrsg.): The Penguin Dictionary of Archaeology. 2nd edition. Penguin, London 1982, ISBN 0-14-051116-4 (zahlreiche Auflagen).
  • Rodney Castleden: The Stonehenge people. An exploration of life in Neolithic Britain 4700–2000 BC. Routledge, London u. a. 1987, ISBN 0-7102-0968-1 (Auch: ebenda 2002, ISBN 0-415-04065-5).
  • Jan Harding: The Henge Monuments of the British Isles. Tempus, Stroud 2003, ISBN 0-7524-2508-0.
  • Julian Thomas: Understanding the Neolithic. Revised 2nd edition. Routledge, London u. a. 1999, ISBN 0-415-20766-5 (Reprint: ebenda 2003).
  • Alasdair Whittle: The Neolithic Period. In: John Hunter, Ian Ralston (Hrsg.): The archaeology of Britain. An introduction from the Upper Palaeolithic to the Industrial Revolution. Routledge, London u. a. 1999, ISBN 0-415-13587-7, S. 58–76, (Reprint: ebenda 2002).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Universität von Sheffield: Sheffield archaeologists unearth huge settlement at Stonehenge vom 31. Januar 2007 (englisch)