Hermann Conradi

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Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof Würzburg

Hermann Conradi (* 12. Juli 1862 in Jeßnitz (Anhalt); † 8. März 1890 in Würzburg) war ein deutscher Schriftsteller des Naturalismus.

Hermann Conradi wurde als Sohn eines Kleinunternehmers in Jeßnitz geboren. Er war ein exaltiertes Kind, das häufig an Krankheiten litt und mehrmals die Schule wechselte. 1876 besuchte er das Gymnasium in Dessau, 1879 ging er auf das Gymnasium zum Kloster „Unser lieben Frauen“ in Magdeburg, das er mit dem Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis verließ. Schon in der Schulzeit gründete er den literarischen Verein „Bund der Lebendigen“, dem auch Johannes Schlaf angehörte, und veröffentlichte erste Texte im Magdeburger Tageblatt.[1] Eine danach begonnene Buchhändlerlehre brach er nach kurzer Zeit ab.

In Berlin studierte er ab 1884 Philosophie und Literatur. Hier schloss er sich dem Literaturkreis um die Brüder Hart an und verfasste zu der von Wilhelm Arent 1885 herausgegebenen AnthologieModerne Dichter-Charaktere“ eine programmatische Vorrede („Unser Credo“), die in Literaturkreisen wegen ihrer Radikalität Aufsehen erregte. Von ständigen Geldsorgen bedrängt, versuchte er sich in Neunkirchen als Redakteur der Saar- und Blieszeitung, gab die Stelle aber nach kurzer Zeit wieder auf.

Hierauf zog er nach Leipzig, wo zu seinen näheren Bekannten Adolf Bartels und Otto Erich Hartleben zählten. Hier erschienen 1887 sein Lyrikband „Lieder eines Sünders“ sowie sein erster RomanPhrasen“, in dem er seine Leipziger Bekannten schildert, was ihm viele, die sich wiedererkannten, verübelten. Ebenfalls 1887 vollendete er den Roman „Adam Mensch“, der aber wegen Differenzen mit seinem Verleger erst zwei Jahre später erschien. Conradi ging nach München, seine finanziellen Verhältnisse und seine Gesundheit (Asthma) verschlechterten sich derart, dass er sich in die Obhut der Familie eines Freundes in Lockwitz begab. 1889 hielt er sich erneut in Leipzig auf, wo sein Roman „Adam Mensch“ erschien, gegen den sogleich die Staatsanwaltschaft wegen „unsittlicher und gotteslästerlicher“ Stellen Ermittlungen einleitete. Conradi zog anschließend nach Würzburg. Hier arbeitete er an einer Dissertation und an einem neuen Roman („Ein moderner Erlöser“). An einer Lungenentzündung erkrankt, starb er im Alter von 27 Jahren. Sein Nachlass kam in die Landesbibliothek Dessau.

Geburtshaus in Jeßnitz
  • Ludwig Julius Fränkel: Conradi, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 511–515.
  • Paul Arthur Loos: Conradi, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 339 (Digitalisat).
  • Karl Apfel: Hermann Conradi. München 1923, OCLC 789555985 (Dissertation, Disputats, Universität München 1923, "1 Band").
  • Otto Hachtmann: Hermann Conradi, in: Mitteldeutsche Lebensbilder, 1. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1926, S. 433–453.
  • Günter Helmes: Literatur und Zensur am Beginn der "Moderne". Der Leipziger "Realistenprozeß" 1890. In: Helga Andresen, Matthias Bauer (Hrsg.): Sprachkultur. Carl Böschen Verlag, Siegen 2009, S. 171–179. ISBN 978-3-932212-75-8.
  • Helmut Kasten: Die Idee der Dichtung und des Dichters in den literarischen Theorien des sogenannten Deutschen Naturalismus (Karl Bleibtreu, Hermann Conradi, Arno Holz). Zur Geschichte der Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Idealismus und dem westeuropäischen Positivismus und Naturalismus in deutschen Dichtungstheorien zu Ende des 19. Jahrhunderts. K. Triltsch, Würzburg 1938; DNB 570427177 (Inaugural-Dissertation Universität Königsberg, Philosophische Fakultät, 21. Oktober 1938, 76 Seiten).
  • Manfred Stoppel: Adolf Bartels' Weg zur Heimatkunst: Eine revisionistische Betrachtung (nebst einem Band „Adolf Bartels-Auswahlbibliographie“) 3 Bände, Universität Innsbruck 1989, OCLC 247445595 (Diplomarbeit/Dissertation Universität Innsbruck 1991, 101 Seiten).
  • Karl Witt: Erlebnis und Gestalt in den Dichtungen Hermann Conradis. Eine Stiluntersuchung. A. F. Jensen, Kiel 1932, OCLC 23644523 (Dissertation Universität Kiel, Philosophische Fakultät, 1932, 133 Seiten).
  • Bernhard Spring: Anhalts Enfant terrible. In: Mitteldeutsche Zeitung, 1. August 2012, S. 13.

Einzelnachweise

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  1. Bernhard Spring: Anhalts Enfant terrible. In: Mitteldeutsche Zeitung, 1. August 2012, S. 13