Ian Watson (Autor)

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Ian Watson (2009)

Ian Watson (* 20. April 1943 in St Albans) ist ein britischer Science-Fiction-Autor.

Ian Watson wuchs als Einzelkind in North Shields auf und besuchte von 1948 bis 1959 die King’s School in Tynemouth.[1] Neben klassischer Literatur las er viel Science-Fiction, ohne dieses Genre jedoch übermäßig ernst zu nehmen.[2]

1962 heiratete er die Malerin Judy Jackson, ein Jahr bevor er am Balliol College in Oxford im Fach Englische Literatur zum Bachelor of Arts graduierte. Mit einer Arbeit über den Einfluss französischer Autoren auf Walter Pater erhielt er 1965 den Master of Arts.[1] Danach wirkte er bis 1967 am University College von Daressalam als Dozent. Von 1967 bis 1970 hielt Watson an verschiedenen Universitäten in Tokio Vorlesungen über Englische Literatur. Die dortigen chaotischen Verhältnisse, die von Technik und Umweltverschmutzung herrührten, veranlassten ihn dazu, sich nun ernsthaft der Science Fiction zuzuwenden.[2]

Von 1970 an lebte er in Oxford, dozierte an der Birmingham Polytechnic im Fach Future Studies (wozu auch Science-Fiction zählte),[3] experimentierte mit LSD und beschäftigte sich, angeregt von seinen Kollegen, mit Sozialanthropologie und Linguistik.[2] 1973 wurde er Vater einer Tochter.[1]

Der Erfolg seiner ersten beiden veröffentlichten Romane The Embedding, der den Prix Apollo im Jahr 1975 gewann,[4] und The Jonah Kit, für den er den British Science Fiction Award im Jahr 1978 erhielt,[4] veranlasste ihn, 1976 hauptberuflicher Schriftsteller zu werden.[3][2]

1979 zog er in ein kleines Dorf in Northamptonshire. In den 1980er Jahren engagierte er sich für die Labour Party (für die er bei Parlamentswahlen kandidierte[5]) und die Campaign for Nuclear Disarmament.[2] Am 14. April 2001 starb seine Frau Judy im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Lungenemphysems.[1][6]

Für seinen ersten Roman wurde er von kurzen Texten seiner Frau inspiriert, die er zu einer erotischen Satire mit dem Titel The Woman Factory erweiterte. Der Plan, ihn in der Olympia Press herauszubringen, zerschlug sich mit dem Bankrott des Verlags. Bis heute ist der Roman lediglich in französischer und, in einer überarbeiteten Version, in japanischer Übersetzung erschienen.[7]

The Embedding basiert auf Ideen der Generativen Grammatik. Anhand von Außerirdischen, die auf der Suche nach neuen sprachlichen Zugängen zur Wirklichkeit die Erde aufsuchen, wird hier unter anderem die Frage behandelt, inwieweit die Sprache Erfahrungen und Bewusstsein beeinflusst und was sie über die, die sie sprechen, aussagt.[4]

In The Jonah Kit geht es um Experimente, bei denen menschliches Bewusstsein auf Wale übertragen wird. In Miracle Visitors wird ein Zusammenhang zwischen UFO-Erfahrungen und mystischen Erlebnissen hergestellt. Unter Hypnose berichtet ein Psychologiestudent von einer Entführung durch Außerirdische und nennt dabei Namen, die sein Professor aus den prophetischen Büchern von William Blake kennt.

Watson schrieb außerdem die Romane God’s World und The Flies of Memory sowie mehrere Sammlungen mit Kurzgeschichten. Auch in diesen Werken kommt das Thema der Wahrnehmung, die Frage nach der wahren Natur der Dinge und die Suche nach Transzendenz immer wieder vor.[4] Watson verarbeitete darüber hinaus für Stanley Kubrick die Kurzgeschichte Super-Toys Last All Summer Long von Brian Aldiss zu einem Drehbuch, das schließlich zur Vorlage von Steven Spielbergs Film A.I. – Künstliche Intelligenz wurde.[8][9]

Im Jahr 1980 schrieb er zusammen mit Michael Bishop den Roman Under Heaven’s Bridge. Außerdem verfasste er eine Serie von Romanen, die im Warhammer-40,000-Universum spielen: Space Marine und die Inquisition-War-Trilogie aus Inquisitor, Harlequin und Chaos Child.

Das finnische Nationalepos Kalevala inspirierte ihn zu The Book of Mana, nach seiner eigenen Aussage der „ehrgeizigste (und umfangreichste) Roman (…), an den ich mich jemals gewagt habe“.[10]

Zusammen mit dem italienischen Autor Roberto Quaglia hat Watson seit 2003 erotisch-satirische Kurzgeschichten verfasst, die in verschiedenen Anthologien und Magazinen (u. a. in Weird Tales) publiziert wurden und in gesammelter Form im Frühjahr 2009 unter dem Titel The Beloved of My Beloved erscheinen werden.[11][12]

  • 1975: Prix Apollo für den Roman The Embedding
  • 1978: British SF Association Award für den Roman The Jonah Kit
  • 1987: Interzone Readers Poll für die Kurzgeschichte The People on the Precipice
  • 2010: British SF Association Award für die Kurzgeschichte The Beloved Time of Their Lives (zusammen mit Roberto Quaglia)
Warhammer 40,000 (Tie-ins zum Rollenspiel)
Romane
Sammlungen
Anthologien (als Herausgeber)
Bücher für jugendliche Englischlernende
  • Japan: A Cat’s Eye View (1969)
  • Japan Tomorrow (1977)
Lexika

Einzelnachweise

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  1. a b c d Bernhard Kempen in epilog: Ian Watson – Britischer Schriftsteller (* 1943) (Memento vom 16. April 2008 im Internet Archive)
  2. a b c d e Ian Watson: Dancing on a Tightrope. 23. September 1988
  3. a b Website von Ian Watson: Biography, abgerufen am 28. Oktober 2018.
  4. a b c d John Clute, Peter Nicholls: The Encyclopedia of Science Fiction. St. Martin’s Press, New York 1993, ISBN 1-85723-124-4
  5. Vgl. Heyne Science Fiction Magazin # 1, hrsg. von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, München 1981, ISBN 3-453-30777-1, S. 304.
  6. Quantum Cosmos: News about Ian Watson
  7. Ian Watson: Nachwort zur japanischen Übersetzung. 2001, abgerufen am 28. Oktober 2018.
  8. epilog: Bernhard Kempen im Gespräch mit Ian Watson (Memento vom 3. Mai 2008 im Internet Archive). 22. Mai 1999
  9. Ian Watson in The New York Review of Science Fiction: Plumbing Stanley Kubrick. Mai 2000; gekürzt in Playboy: My Adventures with Stanley Kubrick. August 1999
  10. Ian Watson in epilog: Wie ich den Sampo stahl (Memento vom 16. Oktober 2007 im Internet Archive)
  11. Website von Roberto Quaglia: Ian Watson & Roberto Quaglia
  12. Website zu The Beloved of My Beloved