Josefine Lauterbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Josefine Lauterbach (* 22. März 1909 in Wien; † 4. November 1972[1]) war eine österreichische Mittelstreckenläuferin, Handballerin und Fußballerin.

Als Handballerin war sie als Stürmerin für ASV Hertha Wien aktiv, jenen Verein, auf dessen Sportplatz sie „aufgewachsen“ war.[2] Einsätze für die Kampfmannschaft von Hertha sind für sie ab 1926 nachweisbar.[3] Ende der 1920er-Jahre wurde sie mehrmals in Wien-Damenhandballauswahlmannschaften für Städtewettkämpfe einberufen, so gegen Budapest.[4] 1929 wechselte sie von Hertha zum ASKÖ-Verein Straßenbahn, den sie Anfang 1930 wieder verließ.[5] 1934 und 1935 spielte sie für den FC Wien.

Josefine Lauterbach
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 22. März 1909
Geburtsort Wien, Österreich
Sterbedatum 4. November 1972
Sterbeort Österreich
Karriere
Disziplin Mittelstrecke
Bestleistung 2:29,8 min (800 m)
3:24,4 min (1000 m)
Verein ASV Hertha Wien

Ab 1927 versuchte sie sich vorübergehend neben ihren Handballaktivitäten auch als Mittelstreckenläuferin: Über 800 Meter erzielte sie bei einem Damenleichtathletikmeeting im Mai 1927 in 2:52 min österreichischen Rekord.[6] Im August des gleichen Jahres verbesserte sie bei ihrem Erfolg bei den Österreichischen Leichtathletikmeisterschaften den österreichischen Rekord auf 2:29,8 min und blieb dabei nur um drei Sekunden über dem Weltrekord.[7] Daraufhin wurde sie für Leichtathletik-Länderkämpfe des österreichischen Damenteams einberufen.[8][9] Im Juni 1928 lief sie in 3:24,4 min österreichischen Rekord über die Distanz von 1000 Meter, diesen Rekord hatte sie bis 1933 inne.[10] 1928 nahm sie über die 800-Meter-Distanz an den Olympischen Spielen in Amsterdam teil, wobei ihre Teilnahme wegen finanzieller Probleme des Verbands lange unsicher war und ihr die Anreise erst kurzfristig durch die Spende einer Sportzeitung ermöglicht wurde.[11] Lauterbach schied jedoch als Sechste ihres Vorlaufs aus.[12]

Josefine Lauterbach
Personalia
Position Sturm
Frauen
Jahre Station Spiele (Tore)1
1935–1938 DFC Austria ? (>30)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Schon in ihrer Kindheit und frühen Jugend erlernte Lauterbach spielerisch Fußball auf dem Hertha-Sportplatz, unter anderem gemeinsam mit dem späteren Stürmerstar Matthias Sindelar. Als 15-Jährige nahm sie an einem Fußballspiel teil, das zu Ehren des Hertha-Internationalen Karl Ostricek veranstaltet wurde.[2] Als Mitte der 1930er-Jahre die ersten Damenfußballwettbewerbe in Wien durchgeführt wurden, spielte Lauterbach als Mittelstürmerin für den DFC Austria, errang 1936 den Meistertitel[13] und wurde Torschützenkönigin.[2] 1936 erzielte sie im Wiener Derby der Damenmannschaften von DFC Austria gegen DFC Rapid zwei Tore für die Austria, doch wurde das Spiel beim Stand von 4:1 für die Austria abgebrochen und mit 3:0 für die Austria gewertet, weil die Rapid-Torhüterin wegen starken Regens aus Angst um ihre Dauerwellen den Platz verließ.[14] In der Saison 1937/38 wurde sie mit dem DFC Austria abermals Meister, wobei sie mit 13 Toren Dritte in der Torschützenliste wurde.[15]

Lauterbach übte neben ihrer sportlichen Karriere eine Berufstätigkeit beim Wiener Schokoladenhersteller Küfferle aus. Von der Presse zur Vereinbarkeit von Hausarbeit und Fußball befragt, antwortete sie, dass sie den Ball und Socken gleichermaßen stoppen (gemeint war: Ball annehmen bzw. Socken stopfen) und Pullover und Fußballgegner gleichermaßen häkeln (wienerisch nicht nur für Handarbeit, sondern auch für: necken, ärgern) könne.[2]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Als Geburtsjahr wird in einigen modernen Sportdatenbanken ohne Quellenangabe 1903 genannt. Das widerspricht einem Zeitungsartikel von 1936 über Josefine Lauterbach, indem es heißt, dass sie 1924 schon als 15-Jährige Fußball spielte, was auf Geburtsjahr 1908/1909 hinweist. Im Geburtenbuch der Pfarre Wien X St. Johann Ev. (das ist jene Pfarre, die dem Sportplatz von Lauterbachs erstem Sportverein Hertha am nächsten lag), finden sich für Josefine Lauterbach die oben genannten Lebensdaten.
  2. a b c d Kochen oder Fußballspielen?. In: Illustrierte Wochenpost, 6. November 1936, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwp
  3. Handball.. In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 15. November 1926, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmo
  4. Handball. Aller guten Dinge sind – vier!. In: Sportblatt am Mittag / Sport-Tagblatt. Sport-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, 9. Oktober 1928, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wst
  5. Handball. Lauterbach.. In: Sportblatt am Mittag / Sport-Tagblatt. Sport-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, 20. Februar 1930, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wst
  6. Zwei neue leichtathletische Damenrekorde.. In: Das Kleine Blatt, 27. Mai 1927, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dkb
  7. Leichtathletikmeisterschaften in Hütteldorf.. In: Sportblatt am Mittag / Sport-Tagblatt. Sport-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, 8. August 1927, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wst
  8. Leichtathletik. Polen - Oesterreich. Der erste Damen-Länderkampf.. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 8. Oktober 1927, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  9. Der leichtathletische Damen-Länderkampf Oesterreich–Polen.. In: Sportblatt am Mittag / Sport-Tagblatt. Sport-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, 6. September 1928, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wst
  10. Leichtathletik-Rundschau.. In: Salzburger Chronik für Stadt und Land / Salzburger Chronik / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Die Woche im Bild“ / Die Woche im Bild. Illustrierte Unterhaltungs-Beilage der „Salzburger Chronik“ / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Oesterreichische/Österreichische Woche“ / Österreichische Woche / Salzburger Zeitung. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Österreichische Woche“ / Salzburger Zeitung, 30. Mai 1933, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch
  11. Die Olympischen Spiele. Die Abreise der österreichischen Kampfteilnehmer.. In: Kleine Volks-Zeitung, 24. Juli 1928, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvz
  12. Olympische Spiele 1928. Österreichs Vertreterin Fräulein Lauterbach.. In: Sportblatt am Mittag / Sport-Tagblatt. Sport-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, 2. August 1928, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wst
  13. D.F.C. Austria gewinnt die Damenfußballmeisterschaft. In: Illustrierte Wochenpost, 31. Juli 1936, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwp, mit Photo des Damenteams.
  14. Ja, die Dauerwellen.... In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 20. Juli 1936, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmo
  15. Rückblick auf die Damen-Fußballmeisterschaft.. In: Der Montag / Unparteiisches Montagfrühblatt / Mieter-Zeitung / Wiener Montag. Politisches Montagblatt / Der Montag. Unabhängiges, unparteiisches Montagblatt / Der Montag / Der Montag mit dem Sport-Montag, 28. März 1938, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mon