Karin Steinberger

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Karin Steinberger (* 1967 in Gräfelfing bei München) ist eine deutsche Journalistin. Sie ist leitende Redakteurin für die „Seite 3“ der Süddeutschen Zeitung, auf der Reportagen erscheinen. Sie war an mehreren Dokumentarfilmen beteiligt.

Karin Steinberger wurde 1967 in Gräfelfing bei München geboren. Sie studierte Komparatistik und Sinologie an der LMU München und absolvierte eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München.[1]

Seit 1998 arbeitet Steinberger für die Süddeutsche Zeitung. Sie war zunächst Redakteurin in der Feuilletonbeilage „SZ am Wochenende“, später Reporterin des Reportage-Ressorts „Seite 3“.[1] 2020 übernahm sie die Leitung der „Seite 3“.[2]

2015 erhielt Karin Steinberger den EADS (Airbus)-Journalistenpreis (Ludwig-Bölkow-Journalistenpreis) für die Reportage „Fertig für den Himmel“ über den ersten Flug des Flugzeuges A380 von Airbus in der Süddeutschen Zeitung.[3]

Fall Jens Söring

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Karin Steinberger recherchierte seit 2006 im Fall des in den USA wegen zweifachen Mordes rechtskräftig verurteilten deutschen Staatsbürgers Jens Söring.[4] Sie veröffentlichte im Januar 2007 in der Süddeutschen Zeitung erstmals einen ausführlicheren Artikel über den Fall mit dem Titel „Vergessen hinter Gittern“. Der Journalist Stefan Niggemeier schrieb 2022 dazu, dieser habe „den Fall wieder ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gebracht und seine Wahrnehmung als Justizopfer geprägt … .“[5]

2015/16 drehte sie zusammen mit Marcus Vetter die Dokumentation Das Versprechen.[6] Das Hörspiel Das Versprechen. Der Fall Jens Söring unter der Regie von Iris Drögekamp wurde vom NDR und SWR produziert.[3]

Die Zeit sah 2016 in dem Film „nicht nur ein einzelnes Urteil“ infrage gestellt, sondern „vielmehr das Justizsystem der USA“. Steinberger sagte der Zeit: „Dort herrscht ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit“ … „Es geht nicht um Strafe, sondern eher um Rache.“[7] Unter anderem der Medienjournalist Stefan Winterbauer kritisierte, dass deutsche Medien bei der Berichterstattung über den Fall Söring den Plot übernähmen und meist „die Story eines wahrscheinlich unschuldigen Opfers und des unmenschlichen US-Justizsystems“ gezeichnet werde.[8] Steinbergers Koautor Vetter sagte über ihr Engagement für Söring: „Jens ist schon lange Teil von Karins Leben.“[9] Auch sprach Vetter von einer „Verbindung zwischen Karin und Jens“.[10]

2016 sprach Steinberger bei der Verleihung des Journalistenpreises des DJV Bayern über ihre Reportagen zu Jens Söring. Vom Juryvorsitzenden Robert Arsenschek auf ihre „journalistische Distanz“ angesprochen, sagte Steinberger: „Kein Problem. … Ich betrachte den Fall als Journalistin, es geht um das Verhalten der amerikanischen Justiz.“[11]

Wie Recherchen des NDR im Jahr 2023 ergaben, stand Steinberger im engen Kontakt zum Unterstützerkreis von Jens Söring. Sie war aktive Beraterin der Gruppe, wie aus dem bekanntgewordenen Mailverkehr zwischen Sörings „Freundeskreis“ und ihr hervorgeht. Unter anderem redigierte sie einen von Mitgliedern des Unterstützerkreises verfassten Leserbrief an die FAZ, in dem der amerikanische Jurist Andrew Hammel attackiert wurde;[12] der in Deutschland lebende ehemalige Strafverteidiger hatte 2019 in einem detaillierten Hintergrundbericht für die FAZ den Berichterstattern der deutschen Medien vorgeworfen, die Akten zu dem Fall nicht zu kennen und unkritisch Sörings Version vom Tatgeschehen zu wiederholen.[13] Eine ehemalige Unterstützerin Sörings teilte mit, Steinberger habe „sehr panisch“ und „sehr paranoid“ auf den Bericht Hammels reagiert.[14]

Ihre journalistische Neutralität und Distanz zum Objekt ihrer Berichterstattung stellte das Medienmagazin zapp wegen ihres persönlichen Engagements in dem Fall in Frage.[15] Die FAZ warf ihr „Kumpanei“ mit Söring vor.[16] Ende November 2023 räumte Wolfgang Krach, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, in der Sendung zapp Fehler ein und bat die Leserinnen und Leser der Zeitung um Entschuldigung.[17] Steinberger nannte ihren Mailverkehr mit dem Unterstützerkreis einen Fehler und entschuldigte sich dafür.[18]

Buchpublikationen

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  • Shiva und die falschen Babas. Indische Identitäten. Picus Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7117-1075-8
  • mit Heinrich Breyer: München. Reisen in Deutschland. Bucher Verlag, München 2015, ISBN 978-3-7658-1032-9
  • Lesereise Indien: Die Wut der Frauen und das beste Omelette des Subkontinents. Picus Verlag, Wien 2017, ISBN 978-37-1171-075-8

Einzelnachweise

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  1. a b Karin Steinberger Archive. In: Picus Verlag. Abgerufen am 5. November 2023.
  2. Die Süddeutsche Zeitung ordnet ihre Ressortleitungen neu berliner-zeitung.de, 9. Juli 2020.
  3. a b Justizdrama - Das Versprechen. hoerspielundfeature.de, abgerufen am 5. November 2023.
  4. Die mediale Karriere eines verurteilten Doppelmörders deutschlandfunk.de, 3. Oktober 2022.
  5. Stefan Niggemeier: Die erstaunliche Medienkarriere des verurteilten Doppelmörders Jens Söring. 22. Februar 2022, abgerufen am 5. November 2023.
  6. Karin Steinberger crew-united.com, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  7. Kaspar Heinrich: "Das Versprechen": Opfer einer Jugendliebe. In: Die Zeit. 25. Oktober 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. November 2023]).
  8. Stefan Winterbauer: Wenn Sie nur einen Artikel zum Fall Jens Söring lesen, dann bitte diesen in der "FAZ". In: MEEDIA. Abgerufen am 5. November 2023.
  9. „Vielleicht war's doch die große Liebe“ taz.de, 27. Oktober 2016.
  10. Die mediale Karriere eines verurteilten Doppelmörders deutschlandfunk.de, 3. Oktober 2022.
  11. Bayerischer Journalisten Verband. Abgerufen am 5. November 2023.
  12. Der Fall Jens Söring. Wie Journalisten an seiner Unschuldslegende mitstrickten faz.net, 25. November 2023.
  13. Andrew Hammel, Eine paradoxe Mischung aus Zynismus und Blauäugigkeit faz.net, 26. November 2019.
  14. „Süddeutsche“ räumt fehlende Distanz zu Jens Söring ein – aber nur intern uebermedien.de, 9. November 2023.
  15. Der Fall Jens Söring: Ein Mörder als Medienliebling | ZAPP. In: NDR. YouTube, abgerufen am 5. November 2023.
  16. Der Fall Jens Söring. Wie Journalisten an seiner Unschuldslegende mitstrickten faz.net, 25. November 2023.
  17. SZ-Chefredaktion entschuldigt sich für Fehler in Berichterstattung zu Jens Söring. In: NDR. 15. November 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  18. SZ räumt mangelnde Distanz in Berichterstattung zu Jens Söring ein Sonntagsblatt, 15. November 2023.