Karl III. (Ostfrankenreich)

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Siegel Karls III.

Karl III. (* 839; † 13. Januar 888 in Neudingen) aus dem Adelsgeschlecht der Karolinger war von 876 bis 887 ostfränkischer König, von 879 bis 887 König von Italien, ab 882 König der Baiern, von 885 bis 888 westfränkischer König und von 881 bis 888 römischer Kaiser.

Der Name „Karl der Dicke“ (lateinisch Carolus Crassus) ist nicht zeitgemäß. Er wurde erstmals von den Annalista Saxo im zwölften Jahrhundert verwendet. Es gibt keinen zeitgenössischen Hinweis auf Karls Körpergröße, aber der Spitzname hat sich durchgesetzt und ist gebräuchlich in den meisten europäischen Sprachen (frz. Charles le Gros, dt. Karl der Dicke, it. Carlo il Grosso). Seine Zahl ist zeitgenössisch. Regino von Prüm, ein Zeitgenosse Karls, der seinen Tod verzeichnete, nennt ihn „Kaiser Karl, Dritter dieses Namens und dieser Würde“.

Er war der letzte karolingische Kaiser von legitimer Geburt und der letzte, der ein vereinigtes Königreich der Franken regierte. Der größte Erfolg seiner Regierungszeit war die Wiedervereinigung West- und Ostfrankens im Jahr 885. Unter seiner Herrschaft erstand – wenn auch nur für kurze Zeit – noch einmal das Reich seines Urgroßvaters Karls des Großen.

Die Zeitumstände waren jedoch ungünstig: Im Norden plünderten die Wikinger das Frankenreich aus. Karls Regierungszeit wurde von der Bedrohung durch Raubzüge der Wikinger in den Rheinlanden überschattet, denen er nicht effektiv begegnen konnte. In Italien rebellierten Adelige und bedrohten Sarazenen die Besitztümer der Franken und des Papstes, zudem Karl gute Beziehungen unterhielt. Karl erkaufte sich zweimal Frieden mit den Wikingern, unter anderem bei der Belagerung von Paris, die zu seiner Absetzung beitrug.

Karls Regierung war zudem nicht im gesamten Reich durchsetzungsfähig. Erschwerend kam hinzu, dass der Herrscher (wie man heute annimmt) an Epilepsie litt und sich sein Gesundheitszustand immer weiter verschlechterte. Sein wichtigster politischer Berater war Liutward von Vercelli.


Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl wurde 839 als dritter und jüngster Sohn Ludwigs des Deutschen († 876), König des Ostfrankenreiches als Urenkel des Reichsgründers Karls des Großen und dessen Gemahlin Hemma († 876) Tochter des Grafen Welf I. und damit die Schwester der Kaiserin Judith (Welfen).

Seine Brüder waren Ludwig III. der Jüngere († 882), König der Franken, Sachsen und in Teilen Lothringens und Karlmann († 880), König in Baiern und Italien. Hildegard, Ermengard und Bertha, seine drei Schwestern waren Äbtissinen in verschiedenen Klöstern.

Aus seiner Jugend wird ein Vorfall von dämonischer Besessenheit überliefert, bei dem er Schaum vor dem Mund gehabt haben soll, bevor er zum Altar der Kirche gebracht wurde. Das hat ihn und seinen Vater sehr getroffen. Er wurde beschrieben als: „... ein sehr christlicher Fürst, der Gott fürchtet, von ganzem Herzen seine Gebote hält, den Befehlen der Kirche sehr andächtig gehorcht, großzügig Almosen gibt, unaufhörlich Gebet und Gesang übt und immer darauf bedacht ist, das Lob Gottes zu feiern.“

Regierung in Alemannien 859 - 879[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

859 erhielt er die Grafenrechte im Breisgau in Alemannien. Karl heiratet 862 Richardis, die Tochter des elsässischen Grafen Erchanger aus der Familie der Alaholfinger. Die Ehe wird jedoch kinderlos bleiben, allerdings hatte er mit einer Konkubine einen unehelichen Sohn, Bernhard.

Die 860er Jahre waren Krisenreiche Jahre im Ostfrankenreich, es kam zu einem Aufstand von Karls Bruder Karlmann in Baiern dem sich wohl auch die anderen Brüder anschlossen: Dies führte zur Reichtsteilung von 865 in der Ludwig der Deutsche das Ostfrankenreich unter seine drei Söhne aufteilte: Karl erhielt sein Teilreich in Alemannien (Schwaben und Rätien), weiters sollte Lotharingien zwischen ihm und Karlmann aufgeteilt werden.

Als 875 Kaiser Ludwig II., König von Italien stirbt, entsendet Ludwig der Deutsche ein Heer unter Karl und Karlmann um die Königswürde für Karlmann in Italien gegen den Westfränkischen König Karl II. den Kahlen zu sichern, was jedoch zunächst erfolglos bleibt.

Nach dem Tod seines Vaters Ludwig des Deutschen 876 wurde in einer Konferenz in Ries das Reich wie geplant aufgeteilt. Drei Brüder regierten gemeinsam und vermieden Kriege um die Aufteilung ihres Erbes: ein seltenes Ereignis im Frühmittelalter. Karl III. übernimmt die volle Regierungsgewalt in seinem Teilreich Alemannien, obwohl Karls Anteil an Lothringen kleiner ausfällt als geplant. Unter den Karolingern war Karl III. sicherlich der Herrscher, der Alemannien und dem Kloster Reichenau am engsten verbunden war.

Machtübernahme in Italien und erste Regierungsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl profitierte von der Expansionspolitik seiner Brüder, da er nach deren Tod auch ihre Territorien in seinen Herrschaftsbereich eingliedern konnte. Im November 879 erhielt er von seinem Bruder Karlmann, König in Bayern und Italien, kurz vor dessen Tod (22. September 880) das Königreich Italien übertragen. Bayern erhielt zunächst der dritte Bruder Ludwig der Jüngere.

Im Süden bedrohten die Sarazenen die Besitztümer des Papstes in Italien. Karl unterhielt recht gute Beziehungen zu Papst Johannes VIII. Dieser wandte sich deswegen im Jahr 879 an die traditionelle Schutzmacht der römischen Kirche, an den ostfränkischen König, um Hilfe. Da von seinem Bruder, dem schwer erkrankten Karlmann, keine militärische Unterstützung mehr zu erwarten, wandte er sich an Karl. Johannes VIII. bot Karl die römische Kaiserkrone an, wenn er gegen die Sarazenen vorgehen würde. Nachdem Karlmann den Herrschaftsanspruch über Bayern an seinen Bruder Ludwig abgetreten hatte, zog Karl noch im gleichen Jahr mit seinem Heer über die Alpen und ließ sich vom italienischen Hochadel als König bestätigen und und zum König der Langobarden krönen. Von diesem Zeitpunkt an begann Karl seine Herrschaft in Italien, er verbrachte die meiste Zeit seiner Herrschaft bis 886 in seinem italienischen Königreich.

Er kehrte aber rasch wieder zurück, um sich den zahlreichen Krisen im Ostfrankenreich zu widmen. Da seine Ehe bereits 17 Jahre kinderlos geblieben war, plante Karl seit 879 ein anderes Mitglied des Karolingerhauses als Nachfolger aufzubauen.

Unter den Königen der Karolingerdynastie wurde aus Besorgnis über die Unruhen und Krisen eine Zusammenkunft in Gondreville einberufen. Ludwig III. und Karlmann II., Könige im Westfrankenreich, Söhne Ludwig II. des Stammlers, Karl III. und Vertreter Ludwig III. des Jüngeren nahmen teil. Sie beschlossen gemeinsam die inneren Aufstände von Boso von Vienne und die Verwüstungen in Lothringen durch Hugo, dem illegitimen Sohn von König Lothar II. von Lothringen niederzuschlagen. Am Ende des Treffen ließen die Teilnehmer den Worten Taten folgen, indem sie gemeinsam Hugos Truppen schlugen.

Weiter beteiligte sich Karl zusammen mit Ludwig III. von Frankreich und Karlman II., den gemeinsamen Königen Westfrankens, von August bis September an einer gescheiterten Belagerung von Boso in der Provence in Vienne. Die Provence, die seit 863 rechtlich Teil des italienischen Königreichs war, hatte sich unter Boso aufgelehnt und zum König von Niederburgund gemacht.

Zweiter Italienzug und Kaiserkrönung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. Juli 880 schickte Papst Johannes VIII. einen Brief an Wido II. von Spoleto, in dem er um Frieden bat, aber der Herzog ignorierte ihn und marschierte in den Kirchenstaat ein. Johannes VIII. antwortete, indem er Karl in seiner Eigenschaft als König von Italien um Hilfe bat.

Auf wiederholtes Drängen der des Papstes marschierte Karl im Jahr 880 erneut nach Rom. Am 12. Februar 881 wurde er von Johannes in der Peterskirche (in Anwesenheit seiner Gemahlin Richardis) zum Imperator erhoben, was seine Stellung im zerfallenden Karolingerreich zusätzlich stabilisierte. Die vom Papst erhoffte militärische Unterstützung leistete Karl jedoch nicht; seine Machtmittel reichten dafür anscheinend nicht aus.

Damit einher ging die Hoffnung auf eine allgemeine Wiederbelebung des Karolingerreiches, aber Karl erwies sich als der Aufgabe nicht gewachsen. Karl tat wenig, um gegen Wido II. von Spoleto zu helfen. Noch im November baten päpstliche Briefe Karl um Maßnahmen. Trotz vielfältiger Anstrengungen war er aber nicht zum effektiven Schutz des Papsttums in der Lage, das sich zunehmend von den Karolingern entfernte.

Nach dem Tod seines Bruders Ludwig III. des Jüngeren am 20. Januar 882 – dessen Söhne Ludwig († 879) und Hugo († 880), waren bereits verstorben, tritt Karl III. die Herrschaft im Gesamtreich an. Karls Ehe mit der Alemannin Richgardis ist kinderlos, so dass mit Arnulf und Bernhard, der Sohn Karl III., aus der Linie Ludwigs des Deutschen nur zwei uneheliche Königssöhne verblieben.

Im Februar 882 berief Karl III. einen Reichstag in Ravenna ein. Herzog Wido II., der Kaiser und der Papst schlossen Frieden und Wido II. und sein Onkel Wido Markgraf von Camerino gelobten, die päpstlichen Ländereien zurückzugeben. In einem Brief an Karl im März behauptete Papst Johannes VIII., dass die Gelübde nicht erfüllt wurden.

Im Frühjahr 882 kehrte Karl III. aus Italien ins Ostfrankenreich zurück.

Kampf gegen die Normannen im Rheinland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nachricht vom Tod Ludwig des Jüngeren lockte normannische Banden über die Maas, den Rhein und die Mosel. Trier wurde zur allgemeinen Überraschung eingenommen. Der Erzbischof von Trier, Bertulph, ein Sohn Gebhards vom Lahngau (Konradiner), der seine Flucht wiedergutmachen will, schließt sich Wala, dem Bischof von Metz, und Graf Adalhard II. von Metz an, doch sie werden bei Remich besiegt, und Wala kommt im Kampf ums Leben. Die eindringenden Wikinger können nun Lotharingien verwüsten.

Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt Karl eine Versammlung in Worms ab, um mit den Wikingern zu verhandeln. Heere aus ganz Ostfranken wurden im Sommer unter seinem Neffen Arnulf, Herzog von Kärnten, und Heinrich von Babenberg, zusammengestellt. Das Hauptlager der Wikinger wurde dann bei Asselt belagert. Karl III. nahm daraufhin Verhandlungen mit den Wikingerhäuptlingen Godfrid und Sigfred auf. Godfrid nahm das Christentum an und wurde Karls Vasall. Er war mit Gisela verheiratet, der Tochter Königs Lothar II. von Lotharingen. Sigfred wurde bestochen.

Aufstände in Italien und im Ostland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 882 bis 884 erfasste der Wilhelminerkrieg die Mark Panonnien (später Ostmark). Arnulf von Kärnten, Karls unehelicher Neffe, schloss ein Bündnis mit dem Rebellen Engelschalk II. gegen Aribo, den von Karl III. ernannten Markgrafen der Region.

Im Verlauf des Jahres 883 versucht Karl III. seine Nachfolge zu regeln und adoptiert den westfränkischen Karolinger Karlmann, der ein Neffe 2. Grades ist als Nachfolger.

Kaiser Karl III. zieht wieder nach Italien. Auf der kaiserlischen Synode in Nonantula, Ende Mai 882 wird Wido III., nun Herzog von Spoleto, des Verrats beschuldigt. Wido zieht sich nach Spoleto zurück und schließt darauf ein Bündnis mit den Sarazenen gegen Kaiser und Papst. Karl entsendet darauf Berengar von Friaul zunächst erfolgreich gegen Wido III., ehe eine Epidemie die ganz Italien erfasst ihn zum Rückzug zwang.

Am 22. April 884 ist Kaiser Karl III. auf der Bodenseeinsel im Kloster Reichenau und urkundet dort.

In den Kämpfen in Unterpanonnien erklärt sich Svatopluk I., Fürst von Großmähren bereit, Aribo, dem Markgrafen der Ostmark gegen den Wilhelminer Engelschalk II. zu unterstützen. Svatopluk leistet dem Kaiser persönlich 884 in Kaumberg den Treueeid. Dies führt zu einem Zerwürfnis zwischen dem Kaiser und seinem Neffen Arnulf von Kärnten.

Reichseinigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl III. in den Grandes Chroniques de France

Als Karlmann II. von Westfranken am 12. Dezember 884 plötzlich 18-jährig nach einem Jagdunfall stirbt, rufen die westfränkischen Großen unter Führung von Hugo dem Abt nicht seinen 5 jährigen Halbbruder Karl, dem letzten westfränkischen Karolinger zum König aus, sondern laden Kaiser Karl III. ein, das Königtum zu übernehmen. Karl nimmt dies gerne an, es ist das dritte Königreich, das ihm „in den Schoß fällt“.

Damit vereinigt Kaiser Karl III. das Reich seines Urgroßvaters Karls des Großen noch ein letztes Mal. Der Zerfall des Frankenreiches, bedingt durch dessen uneinheitliche Struktur, konnte aber nicht rückgängig gemacht werden.

Es ist wahrscheinlich, dass Karl am 20. Mai 885 dem Fest Christi Himmelfahrt, in Grand in den Vogesen in Südlothringen von Gilon, Bischof von Langres, in Gallien zum Rex gekrönt wurde. Obwohl Gilon sogar ein spezielles westfränkisches Siegel für ihn entwickelte, war Karls Regierung im Westen immer sehr zurückhaltend und er überließ die meisten Tagesgeschäfte dem höheren Adel. Im Juni 885 empfing Karl im Palast von Ponthion den Treueid von den großen Vasallen des westfränkischen Königreichs.

Von der Unruhe im Heer über die Nachgiebigkeit gegenüber dem Normannen Godfrid und angesichts der Unfähigkeit der Heerführer, den geächteten Hugo von Lotharingien zu ergreifen, fasst Karl III. Gegenmaßnahmen: Er lockt Godefrid 885 zu einem Treffen und lässt ihn töten. In Gondreville stellte er Hugo eine Falle, ließ ihn festnehmen und in ein Kloster sperren, nachdem er ihm blenden hatte lassen. Karl stellte seine Macht wieder her, indem er zwei große Versammlungen in Lotharingien abhielt, 885 in Toul und 886 in Metz.

Regelung der Nachfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod zahlreicher Verwandter fiel die Möglichkeit der Adoption weitgehend weg. Kaiser Karl III. versuchte 885, Bernhard, seinen unehelichen Sohn von einer unbekannten Konkubine von niedriger Geburt zum Erben zu machen. Er stieß jedoch auf den Widerstand mehrerer Bischöfe. Er hatte die Unterstützung von Papst Hadrian III., den er im Oktober 885 zu einer Versammlung nach Worms einlud, aber der Papst starb auf dem Weg dorthin, kurz nachdem er den Fluss Po überquert hatte. Hadrian wollte die hinderlichen Bischöfe für Karl entfernen, da er bezweifelte, dass er dies selbst tun und Bernhard legitimieren konnte. Der Hauptgegner Karls in dieser Angelegenheit war höchstwahrscheinlich Liutbert, Erzbischof von Mainz. Da Karl die „Bischöfe und Grafen von Gallien“ sowie den Papst zu einem Treffen in Worms zusammengerufen hatte, war es wahrscheinlich, dass er Pläne hatte, Bernhard zum König von Lotharingien zu machen.

Anfang 886 traf Karl den neuen Papst Stephan V. und verhandelte wahrscheinlich über die Anerkennung seines unehelichen Sohnes Bernhard als Erben.

Normanneneinfall und Belagerung von Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

885 ging ein großes dänisches Heer unter der Führung von Sigfred und Rollo an der Seine-Mündung an Land und forderte einen hohen Tribut, was Karl III. ablehnte. Daraufhin machten sich die Dänen über die Seine auf den Weg nach Paris.

Kaiser Karl III. befand sich zu dieser Zeit in Italien, und Odo, Graf von Paris, schmuggelte einige Männer durch die feindlichen Linien, um ihn um Hilfe zu bitten. Kaiser Karl III. entsandte Heinrich von Babenberg zur Entsetzung nach Paris.

Infolgedessen führte Heinrich 886 die erste Armee an, um die Belagerung zu entschärfen. sie war vom 9. Februar bis zum 1. Mai im Feld, aber ihre einzigen Aktionen waren Scharmützel mit Wikingern, die sich gelegentlich zu weit von ihren Befestigungen entfernten. Als im April eine Seuche in der Stadt ausbrach, der auch Bischof Gauzlin zum Opfer fiel, wurde die Lage für die Verteidiger kritisch. Graf Odo schlich sich an den Belagerern vorbei aus der Stadt, um zu Karl III. vorzudringen. Odo brachte in Erfahrung, dass Karl bereits auf den Weg nach Paris war, während Heinrichs Ankunft unmittelbar bevorstand.

Im Juli 886 führte Kaiser Karl III. selbst eine riesige Armee in Richtung Paris. Heinrich wurde wieder mit einer Vorhut abgeschickt, während der Kaiser noch in Metz war. Während dieser Expedition geriet Heinrichs Pferd in der Nähe von Quierzy in eine Falle, und er wurde von seinen Männern abgeschnitten und am 28. August getötet.

Im Oktober 886 erschien Karl III. vor Paris und schloss mit seinen Truppen das dänische Heer ein und schlug sein Lager in Montmartre auf. Anstatt die Dänen anzugreifen, eröffnete Karl Verhandlungen mit ihnen. Dabei erklärte er sich bereit, den Dänen die Summe zu zahlen, die Graf Odo nicht zu zahlen bereit gewesen war. Karl III. gestand den dänischen Wikingern die freie Fahrt auf der Seine zu und versprach ihnen, einen Tribut von etwa 350 Kilogramm Silber zu leisten. Entgegen diesen Vereinbarungen verweigerte Graf Odo den Wikingern nach wie vor die Nutzung der Seine, so dass diese ihre Schiffe an Land holten und sie bis zur Marne transportierten. Sie fuhren dann die Marne flussaufwärts, um Burgund zu plündern. Dies war auch Karls Absicht, da Burgund gegen seine Herrschaft revoltierte. Was Karl als geschicktes Taktieren erschien, wurde von der Pariser Bevölkerung als Verrat und Feigheit betrachtet.

Als sich die Wikinger im nächsten Frühjahr 887 aus Frankreich zurückzogen, gab Karl ihnen das versprochenes Silber. Karls Ansehen im Frankenreich war stark ramponiert. Diese Entscheidungen und seine Unfähigkeit, das Leid der belagerten Pariser Widerstandskämpfer durch ein sofortiges Eingreifen zu lindern, veränderten sein königliches Ansehen grundlegend.

Letzte Monate, Absetzung und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den April und Mai 887 war eine Versammlung der Großen in Waiblingen geplant. Papst Stephan V. sagte jedoch seine Teilnahme am 30. April 887 ab. Trotzdem kam Anfang Mai 887 Berengar von Friaul, der nach einer kurzen Fehde mit Liutward die Gunst des Kaisers verloren hatte, nach Waiblingen, schloss Frieden mit dem Kaiser und entschädigte für seine Taten des Vorjahres durch große Geschenke.

Karl gab schließlich seine Pläne für Bernhard auf und adoptierte stattdessen Ludwig Bosonides von der Provence als seinen Sohn und bestätigte in als König in Niederburgund auf einer Versammlung in Kirchen/Sieg im Mai 887. Seine Cousine Ermengard, Tochter Kaiser Ludwig II. und Ehefrau des verstorbenen Königs von Niederburgund Boso hatte ihren kleinen Sohn zu Kaiser Karl III. gebracht um ihn zu schützen.

Im Juni 887 wurde Liutward entmachtet, nachdem ihm Ehebruch mit Karls Ehefrau Richardis vorgeworfen wurde. Zuerst beschuldigte Karl seine Frau Richgard, eine Affäre mit seinem Erzkanzler Liutward, zu haben. Sie bewies ihre Unschuld in einer Feuerprobe und verließ ihn und zog sich in das Kloster Andlau zurück. Karl wandte sich gegen Liutward, der verhasst war, und enthob ihn seines Amtes und ernannte an seiner Stelle Liutbert den Erzbischof von Mainz. Liutward ging zu Arnulf von Kärnten über spielte aber dort keine politische Rolle mehr. Karls innerer Kreis begann dann auseinanderzufallen.

Im Juni oder Juli 887 traf Berengar in Kirchen ein, wahrscheinlich in der Hoffnung, zum Erben Karls erklärt zu werden; dies könnte tatsächlich für Italien so sein, wo er unmittelbar nach Karls Absetzung zum König ernannt wurde (oder sich selbst zum König machte). Odo, Graf von Paris, hatte möglicherweise einen ähnlichen Zweck, als er Karl in Kirchen besuchte.

Kaiser Karl III. litt schon seit einiger Zeit unter heftigen Krankheitsattacken und zunehmenden Siechtum. Die Krankheit, die Bedrohung durch Normannen, Slawen und die ungelöste Nachfolgefrage erschüttern Karls Autorität.

Im November berief er eine Versammlung nach Frankfurt ein. Die Großen des Reiches bleiben der Versammlung fern. Ein Boykott solchen Ausmaßes ist faktisch die Aufkündigung der Loyalität- eine Herrscherverlassung.

Dort erhielt er die Nachricht, dass ein Neffe, Arnulf von Kärnten, einen Aufstand angezettelt hatte und mit einer Armee von Bayern und Slawen in Ostfranken einmarschierte. In der darauffolgenden Woche brach seine gesamte Unterstützung in Ostfranken zusammen. Die letzten, die ihn im Stich ließen, waren seine treuen Alemannen, obwohl die Männer von Lotharingien seine Absetzung nie formell akzeptiert zu haben scheinen.

Grab im Chorbereich der Abteikirche St. Maria und Markus, Reichenau

Mit Unterstützung der fränkischen Adligen berief Arnulf einen Reichstag in Tribur ein und setzte Karl im November 887 unter Androhung militärischer Aktionen ab. Am 17. November war Karl nicht mehr an der Macht, obwohl der genaue Verlauf der Ereignisse unbekannt ist. Abgesehen davon, dass er seine Untreue tadelte, tat er wenig, um Arnulfs Machtergreifung zu verhindern – er war kürzlich wieder krank gewesen –, versicherte sich aber, dass Bernhard seiner Obhut anvertraut sei und möglicherweise auch Ludwig. Er bat um ein paar Ländereien in Schwaben, auf denen er seine Tage verbringen konnte, und erhielt so Naudingen (Donaueschingen).

Die verbliebenen Anhänger des Kaisers musste Arnolf teils gewaltsam unterwerfen, teils durch Drohungen, Ehrungen oder Zugeständnisse für sich gewinnen. Karls letzte Urkunde datiert vom 17. November, Arnolfs erste vom 27. November 887. Die Königswahl Arnulfs findet im Dezember in Forchheim statt.

Kaiser Karl III. starb am 13. Januar 888 in Neudingen an der Donau und wurde gemäß seinem Jugendgelübde im Chor der Abteikirche St. Maria und Markus des Klosters auf der im Bodensee gelegenen Insel Reichenau beigesetzt.

Er wurde nach seinem Tod ehrenvoll in Reichenau begraben und die Annales Fuldenses überhäufen seine Frömmigkeit und Frömmigkeit. In der Tat ist die zeitgenössische Meinung über Karl III. durchweg freundlicher als die spätere Geschichtsschreibung, obwohl es eine moderne Andeutung ist, dass sein Mangel an offensichtlichen Erfolgen das entschuldbare Ergebnis fast ständiger Krankheit und Gebrechen ist.

Nachfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der bayerischen (Regensburger) Fortsetzung der Annales Fuldenses ist zum Jahr 888 vermerkt, dass nach dem Tod Karls viele reguli (Kleinkönige) in Europa nach der Macht griffen. Das Imperium zerfiel nach seinem Tod schnell und wurde nie wieder hergestellt. Es zerfiel in fünf Nachfolgekönigreiche.

Es ist wahrscheinlich, dass Arnulf das ganze Reich begehrte, aber der einzige Teil, den er außer Ostfranken erhielt, war Lotharingien. Die Westfranken wählten Odo von Paris, obwohl er zunächst von Wido III. von Spoleto abgelehnt wurde, der sich auch in Lotharingien gegen Arnulf stellte. Wido strebte nach seinen Misserfolgen im Westfrankenreich das Königtum in Italien an, obwohl Berengar bereits gekrönt worden war. Ludwig Bosonides wurde in der Provence gekrönt, wie Karl es beabsichtigt hatte, und er suchte die Unterstützung Arnulfs und gewann sie, wahrscheinlich durch ein Bittgesuch an ihn. Odo unterwarf sich schließlich auch Arnulfs Vorherrschaft. In Oberburgund wurde ein gewisser Rudolf, ein Dux der Region, zum König gewählt, wahrscheinlich das Ergebnis seines Scheiterns in ganz Lotharingien. In Aquitanien erklärte sich Ranulf II. zum König und übernahm die Vormundschaft des jungen Karl des Einfältigen, des karolingischen Erben des Westens, der sich weigerte, Odos Wahl anzuerkennen.

In den Nachfolgekämpfen nach dem Tod Karls III. spielte Bernhard keine bedeutende Rolle, er wurde 891/92 getötet.

Ludwig Bosonides wurde 901 zum Kaiser gekrönt, hatte allerdings nur noch in Italien eine Machtbasis und wurde 905 von seinem Rivalen Berengar I. vertrieben und geblendet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilfried Hartmann: Die Söhne Ludwigs des Deutschen: König Karlmann, König Ludwig der Jüngere (III.), Kaiser Karl III. In: Gerhard Hartmann, Karl Schnith (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre Europäische Geschichte. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-074-9, S. 71–81.
  • Hagen Keller: Zum Sturz Karls III. Über die Rolle Liutwards von Vercelli und Liutberts von Mainz, Arnulfs von Kärnten und der ostfränkischen Großen bei der Absetzung des Kaisers. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 22, 1966, S. 333–384; auch in: Eduard Hlawitschka (Hrsg.): Königswahl und Thronfolge in fränkisch-karolingischer Zeit (= Wege der Forschung. Band 247). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, S. 432–494.
  • Simon MacLean: Kingship and Politics in the Late Ninth Century: Charles the Fat and the End of the Carolingian Empire (Cambridge studies in medieval life and thought. Series 4, 57). Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-81945-8.
  • Rudolf Schieffer: Karl III. und Arnolf. In: Karl Rudolf Schnith, Roland Pauler (Hrsg.): Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag (= Münchener Historische Studien. Abteilung Mittelalterliche Geschichte. Band 5). Lassleben, Kallmünz/Opf. 1993, S. 133–149.
  • DAMALS Das Magazin für Geschichte, 48. Jahrgang, 2-2016, darin: Historische Ereignisse des Monats: 881, 12. Februar, Karl III. empfängt Kaiserkrone.

Lexikonartikel

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl der Dicke – Sammlung von Bildern
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig der DeutscheKönig des Ostfrankenreichs
876–887
Arnolf von Kärnten
KarlmannKönig von Italien
879–887
Berengar I.
Karlmann von BayernKönig von Bayern
882–887
Arnolf von Kärnten
Karl der KahleRömischer Kaiser
881–887
Guido von Spoleto
KarlmannKönig des Westfrankenreichs
885–888
Odo von Paris