Kreuzabnahme (Rubens)

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Kreuzabnahme (Peter Paul Rubens)
Kreuzabnahme
Peter Paul Rubens, 1600–1602
Öl auf Leinwand
203 × 257 cm
Siegerlandmuseum Siegen[1], Oberes Schloss
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Die Kreuzabnahme ist ein in den Jahren 1600 bis 1602 entstandenes Ölgemälde des Malers Peter Paul Rubens und sein erstes großes Auftragswerk, geschaffen für die Privatkapelle der Eleonora de’ Medici Gonzaga (1567–1611), Herzogin von Mantua.

Der Entdecker des Gemäldes ist der auf den frühen Rubens spezialisierte Kunsthistoriker Justus Müller Hofstede.[2]

Pietà Bandini (Michelangelo)
Pietà Bandini
Michelangelo, 1547–1564
Marmor
Florenz

Das großformatige Altargemälde revolutioniert die üblichen Kreuzabnahmedarstellungen Jesu Christi des Cinquecento und vertieft den sakralen Eucharistiegedanken: Die kniende Frau im Vordergrund des Bildes als symbolische Verkörperung der Herzogin empfängt den Leib Christi wie eine Liebende zum Abendmahl (s. Johannes 6,54-59 EU).[3]

Stilistisch ist das Bild einem anderen Frühwerk Rubens’ vergleichbar, der etwa zur selben Zeit entstandenen „Kreuzaufrichtung“ für die Helena-Kapelle der Kirche Santa Croce in Gerusalemme, das denselben Durchblick auf die trauernde Frauengruppe gewährt.[4]

Darüber hinaus ist das Bild das erste Barockgemälde von einem Künstler nördlich der Alpen.

Kopie der Kreuzabnahme (Francesco Marcoleoni)
Kopie der Kreuzabnahme
Francesco Marcoleoni, 1611
Öl auf Leinwand (beschnitten)
127 × 143 cm
Privatsammlung
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Rubens kannte Michelangelos Kreuzabnahme (Pietà Bandini) von einem Stich Cherubino Albertis[5] und sah während seines Romaufenthaltes die sich damals dort befindliche Pietà.[6] Von Herzogin Eleonora Gonzaga mit der Darstellung einer Kreuzabnahme beauftragt, trat Rubens in einen absichtlichen Wettstreit (Paragone) mit dem Bildhauer und schuf eine erweiterte Komposition.[7] Rubens passte das Auftragswerk, bestimmt für das Oratorium der Herzogin Eleonora de’ Medici in Mantua, als Altarbild genau an die Maße der Altarwand an. Rubens als Maler des Bildes ist archivalisch belegt, da es 1611 nach dem Tode der Herzogin im Auftrag des Paolo Emilio Gonzaga von dem Hofmaler Francesco Marcoleoni für die Kirche Santa Maria Assunta in Susano bei Castel d’Ario kopiert wurde.

Der archivalische Text beschreibt die Kopie von Marcoleoni und das Original von Rubens folgendermaßen: [...] Un Christo che togliono di croce, che coppiò messer Francesco Marco Leone che viene da Pietro Paolo Fiamingo, et è originale nella capella di Santa Croce di sopra in Corte [...].

Nach frühen Skizzen (Eremitage, St. Petersburg) beschäftigte sich Rubens auch in späteren Schaffensperioden mit dem Thema der Kreuzabnahme: Darunter das berühmte Antwerpener Triptychon für die „Kolveniers“, die Kreuzabnahme in Lille, in St. Petersburg und in Arras (1610).[8]

  • Hans Gerhard Evers: Peter Paul Rubens. F. Bruckmann, München 1942, 528 S., 272 Abb., 4 Farbtafeln (Flämische Ausgabe bei De Sikkel, Antwerpen 1946). Zum Altarbild Kreuzabnahme in Antwerpen siehe S. 135ff.
  • Hans Gerhard Evers: Rubens und sein Werk. Neue Forschungen. De Lage Landen, Brüssel 1943.
  • Rubens, Eleonora de’ Medici Gonzaga e l’oratorio sopra Santa Croce. Pittura devota a corte. Ausstellungskatalog Mantua, Palazzo Ducale. Electa, Mailand 2005, ISBN 88-370-4007-5.
  • Justus Müller Hofstede: Rubens’ neu entdeckte Kreuzabnahme für Eleonora Gonzaga, Herzogin von Mantua. In: Gerhard Finckh, Ilka Hartje (Hrsg.): Peter Paul Rubens. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2012, ISBN 978-3-89202-085-1, S. 50–65.
  • Jan Braet (2005): Van het donker naar de klaarte. Knack Magazine, 35(36), S. 28–31.
  • Jan Braet (2005): Rubens was een herkauwer. Knack Magazine, 35(37), S. 116–121.
  • Jürgen Hohmeyer (2006): Der Mann mit den zwei rechten Händen. Weltkunst – Die Zeitschrift für Kunst und Antiquitäten, München, 76(8): S. 78–82.
  • Marijnissen, R. H., & Voorde, G. (2009): The masters’ and the forgers’ secrets: x-ray authentication of paintings from early Netherlandish till modern. Mercatorfonds. S. 340–346.
  • Jan Braet (2009): We moeten van onze pretentie af. Knack Magazine, 2. Dezember 2009, S. 74–78.
  • Logan, A. (2007): Rubens's drawings after Julius Held. Oud Holland, 120(3/4), 160–180.
  • Jaffé, D., McGrath, E., Bradley, A., & Ede, M. A. M. (2005): Rubens: a master in the making. National Gallery, S. 128–134.

Einzelnachweise

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  1. Westfalenpost: Premiere: Siegerlandmuseum stellt Rubens „Kreuzabnahme“ aus. Abgerufen am 4. März 2018.
  2. Neuer Rubens entdeckt?. News.ch vom 8. September 2005; Twijfels over nieuwe ontdekte Rubens. In: Nieuwsblad 8. September 2005: Rubens Frühwerk entdeckt. In: Der Standard 13. September 2005.
  3. Justus Müller Hofstede: Eucharistie unter dem Kreuz. Hrsg.: FAZ. Nr. 220, 21. September 2005, S. N3.
  4. Peter Paul Rubens: Die Kreuzaufrichtung (1601)
  5. Gigli Collection Florence Italy. Abgerufen am 4. März 2018 (englisch).
  6. Erich Hubala: Rubens und Michelangelo. Eine Bemerkung zum Christus der Antwerpener Kreuzabnahme von 1611-1612. Nordelbingen, XLI 1977, S. 64–76.
  7. Justus Müller-Hofstede: Rubens neu entdeckte Kreuzabnahme. Hrsg.: Sonderdruck aus dem Katalog der Ausstellung „Peter Paul Rubens“. Von der Heydt-Museum Wuppertal 2012–2013. S. 13 ff.
  8. [1]