Lübecker Weihnachtsmarkt

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Weihnachtsmarkt auf dem Markt (2005)
Lübecker Weihnachtsmarkt (Carl Julius Milde vor 1857)
Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz (1924)
Weihnachtsmarkt am alten Bahnhof (1924)

Der Lübecker Weihnachtsmarkt wurde erstmals 1648 urkundlich erwähnt und ist heute einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte Norddeutschlands. Er findet jährlich vom Tag nach Ewigkeitssonntag bis zum 30. Dezember in der Lübecker Altstadt statt.

Der Weihnachtsmarkt der Hansestadt Lübeck ist mit großer Wahrscheinlichkeit älter als seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1648. Anders als heute fand der Markt im 17. Jahrhundert jedoch ausschließlich an den jeweils letzten beiden Werktagen vor Weihnachten, Neujahr und Dreikönig statt. Ab dem Jahr 1872 wurde der Markt vom 21. Dezember bis zum 5. Januar und seit 1895 schließlich nur noch bis zum Silvesterabend abgehalten. Lokalität war nahezu durchgehend der zentral gelegene Markt am Rathaus. Seit 1847 wurden auch die angrenzenden Schrangen und nach dessen Bebauung 1855 der Koberg miteinbezogen. Zeitweise wurden Teile des Marktes auch auf der Parade und am Alten Bahnhof an der Obertrave abgehalten.

Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Weihnachtsmarkt vor allem von Handwerkern und deren Produkten geprägt sowie von reisenden Musikanten. 1803 beschrieb Garlieb Merkel ihn so[1]:

Auf den Marktplätzen waren hölzerne Buden aufgeschlagen, in denen Spielgeräthe, Confekt und warme Waffeln feilgeboten wurden, und sobald sie am Abende erleuchtet waren, strömte jung und alt dahin, sich in dem schönen Lichterscheine zu ergehen. Auf allen Gassen ertönte Musik...

Händler von außerhalb mussten nachweisen, dass die von ihnen angebotenen Waren von ihnen selbst hergestellt waren und keine Handelsware waren. Vor 1873 waren auswärtige Händler auch noch einer stärkeren Reglementierung unterworfen, indem diese ihre Waren nur bis zum Dunkelwerden anbieten durften, während einheimische lübsche Handwerker und Händler ihre Stände bis 23 Uhr abends geöffnet halten durften. Die zum Beispiel aus dem angrenzenden Holstein oder Mecklenburg stammenden Händler mussten auch eine höhere Standgebühr zahlen und – aus Angst vor möglichen Seuchen – zeitweise Gesundheitsatteste vorweisen. Die einheimischen Verkäufer hatten feste auf Lebenszeit zugewiese Plätze. Verkauft wurde schon damals in kleinen Holzbuden. Im Jahr 1829 kamen so 125 Verkäufer zusammen, die meisten von ihnen gehörten dem Handwerk an. Unter ihnen gab es beispielsweise Kuchenbäcker, Schuster oder Korbmacher.

Seit alter Zeit hatte sich der Weihnachtsmarkt mit seinem Budenzauber auf dem Lübecker Marktplatz erhalten. Allmählich war nun der Platz um den Marktbrunnen herum zu eng geworden. So wurde 1924 der Platz zwischen dem Holstentor und dem alten Bahnhof mit hinzugenommen, wo sich ein überaus reges Leben abspielte. Dies war auch deswegen der Fall, da diese Filiale des Weihnachtsmarktes sich durch Karussells, Luftschaukeln und andere Vergnügungsinstitute, die es auf dem Marktplatz nicht gab, auszeichnete.[2]

Weihnachtsmarkt Breite Straße
Niederegger in der Vorweihnachtszeit
Weihnachtsmarkt auf dem Markt
Maritimer Weihnachtsmarkt auf dem Koberg
Kunsthandwerkermarkt Heiligen-Geist-Hospital

Der Weihnachtsmarkt umfasst insgesamt etwa 150 Verkaufsstände in mehreren aufeinander folgenden Marktarealen in der Lübecker Altstadt. Die Märkte ziehen sich von der Obertrave beim Holstentor über die Petrikirche, Rathaus/Breite Straße/Sandstraße, den Marienkirchhof, den Koberg bis zum Heiligen-Geist-Hospital hin. Die Besucher kommen auch aus den nordischen Ländern. Die Märkte werden nicht alle gleichzeitig eröffnet.[3][4]

Die Lübecker Marketinggesellschaft vermarktet Lübeck in der Advents- und Weihnachtszeit unter dem Begriff „Weihnachtsstadt des Nordens“.[5]

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie fand der Weihnachtsmarkt 2020 nicht statt.[6]

Die Märkte haben unterschiedliche Schwerpunkte im Angebot:

  • Weihnachtswunderland an der Obertrave: Am Ufer der Obertrave gibt es ein spezielles Angebot für Familien inkl. Weihnachtsbäckerei und Kunsteisbahn für Kinder.
  • Kunsthandwerkermarkt in der Kulturkirche Petrikirche: Im Kirchenraum bieten etwa 80 Aussteller drei Wochen lang modernes Kunsthandwerk aus Seide, Bronze, Eisen, Stein, Glas, Holz und Leder an.[7] Das Angebot wechselt innerhalb der Ausstellungszeit.[8]
  • Weihnachtsmarkt Sandstraße.
  • Weihnachtsmarkt Breite Straße: Um die Fußgängerzone herum gruppieren sich Imbiss- und Verkaufsstände.
  • Vorweihnachtszeit bei Niederegger in der Breiten Straße.
  • Weihnachtsmarkt auf dem Markt: Einheitliche Ausstattung mit Weihnachtsbuden und beleuchteter Tanne. Hauptsächlich Essen und Getränke.
  • Historischer Weihnachtsmarkt Marienkirchhof an der Marienkirche: Dies ist ein historischer Weihnachtsmarkt in mittelalterlicher Kulisse mit Schmuckangebot und Handwerkern.
  • Märchenwald an der Marienkirche bei der Mengstraße: Umgeben von kleinen Tannenbäumen werden in kleinen Hütten Märchenszenen dargestellt und auf Holztafeln erläutert.
  • Weihnachtsmarkt auf dem Schrangen, zwischen Breite Straße und Königstraße.
  • Maritimer Weihnachtsmarkt auf dem Koberg (Lübeck): Riesenrad und vorwiegend Getränke in der Kulisse von Netzen, Holzfässern und Schiffswracks.
  • Kunsthandwerkermarkt Heiligen-Geist-Hospital: Dies ist ein Kunsthandwerkermarkt in hundert Kabäuschen in der Halle des historischen, ehemaligen Spitals mit 150 Kunsthandwerkern aus Deutschland, den Baltischen Staaten, Skandinavien, Schweiz und Frankreich. Veranstaltet wird der Markt von der Lübecker Ortsgruppe im Deutschen Verband Frau und Kultur. Die Kunsthandwerker bewerben sich um die Teilnahme. Der Kunsthandwerkermarkt ist aus Rücksicht auf das historische Bauwerk nur etwa 10 Tage geöffnet. (2014 vom 28. November bis 8. Dezember).[9] Das Kunsthandwerk ist aus den Materialien Glas, Holz, Keramik, Porzellan, Papier, Messing, Metall und Textil hergestellt. Zahlreiche Aussteller wechseln in der zweiten Hälfte der Ausstellungsperiode. Im Untergeschoss, in den Kellerräumen, werden Getränke und Waffeln verkauft.[10] Musik, Gesang und Lesungen begleiten die Verkaufsausstellung.[11]
  • Antjekathrin Graßmann: Alle Jahre wieder: Weihnachtsmarkt in Lübeck. In: Lübeckische Blätter 1986, Seite 349–352.
  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Das neue Lübeck-Lexikon: Die Hansestadt von A bis Z. Lübeck 2011.
Commons: Lübecker Weihnachtsmärkte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Garlieb Merkel: Briefe über Hamburg und Lübeck. Leipzig:Hartknopf 1801, S. 421
  2. Bilder vom Lübecker Weihnachtsmarkt. In: Vaterländische Blätter, Nr. 8, Jahrgang 1924/25, Ausgabe vom 11. Januar 1925, S. 32
  3. Alle Lübecker Weihnachtsmärkte auf einen Blick. In: Lübecker Nachrichten vom 26. November 2013, S. 24–25.
  4. Lübeck - Weihnachtsstadt des Nordens. In: Travemünder Mövenpost, Dezember 2014, S. 15.
  5. Lübeck – Weihnachtsstadt des Nordens. Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, abgerufen am 7. Dezember 2014.
  6. Corona: Weihnachtsmarkt in Lübeck abgesagt
  7. Michael Hollinde: Motto in St. Petri: Kreativität kennt fast keine Grenzen. In: Lübecker Nachrichten vom 28. November 2014, S. 13.
  8. Kunst und Handwerk in St. Petri. In: Wochenspiegel Lübeck Nord/Ost vom 29. November 2014, S. 6. Autorenkürzel kr.
  9. Kunsthandwerkermarkt im Heiligen-Geist-Hospital (Memento des Originals vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weihnachtsmarkt-luebeck.com, abgerufen am 7. Dezember 2014
  10. Deutscher Verband Frau & Kultur e. V., Gruppe Lübeck: Weihnachtsmarkt im Heiligen-Geist-Hospital zu Lübeck. Faltblatt 2014.
  11. Cosima Künzel: Kunst und Handwerk in Krypta, Kirchenhalle und Kabäuschen. In: Lübecker Nachrichten vom 28. November 2014, S. 13.

Koordinaten: 53° 52′ 0″ N, 10° 41′ 6″ O