Mädchen mit rotem Rock

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Mädchen mit rotem Rock von Adolf Erbslöh 1910

Mädchen mit rotem Rock (auch Mädchen und Der rote Rock)[2] ist der Titel eines frühexpressionistischen Gemäldes des deutschen Malers Adolf Erbslöh (1881–1947) aus dem Jahre 1910. Es gehört seit 1949 zur Sammlung des Wuppertaler Von der Heydt-Museums.

Das Gemälde erinnert an eine antike Skulptur.[3] Es stellt eine junge Frau in einem Halbakt dar, die sich hinter dem Kopf die Haare zusammensteckt. Ein Träger ihres Hemdes ist herabgerutscht, sodass ihre linke Brust entblößt ist. Die Figur wird in einem Ausschnitt bis etwa auf Kniehöhe gezeigt. Sie trägt einen roten langen Rock, der den gesamten unteren Bereich des Bildes angeschnitten einnimmt. Oberkörper, Gesicht und Rock weisen eine leuchtende Farbigkeit auf, wobei der Maler die Zeichnung mit einer schwarzen Umrandung versah, was den Kontrast zum Hintergrund verstärkt. Das Gesicht der Frau erscheint stark gerötet, ebenso wie ihr rechter Oberarm. Der Faltenwurf der Kleidung ist nur durch kurze Pinselstriche angedeutet, ebenso der Hintergrund des Bildes, der rechts einen Schatten der Figur andeutet. Die Pose der Figur mit den erhobenen Armen erlaubt dem Künstler die Brust der Frau in der Bilddiagonale, zwischen dem Rock links unten und dem erhobenen linken Arm rechts oben, darzustellen. Sie wird damit neben dem nach unten geneigten Kopf zum zentralen Motiv des Bildes. Die Farbigkeit des Gesichtes ist durch kräftige Rottöne unterstrichen, damit nicht allein die Brust die Blicke des Betrachters anzieht.

Das im Hochformat in Öl auf Pappe gemalte Bild mit den Maßen 115 × 85,5 cm[4] (nach anderer Quelle 114 × 86 cm)[5] trägt oben links die Signatur A. Erbslöh. 10. Auf der Rückseite befindet sich eine mit brauner Farbe überdeckte Abbildung einer Mutter mit Kind und eine Signatur oben rechts A. Erbslöh Mädchen. Das Werk trägt die Inventarnummer KMV 49-50/6.

Bildbetrachtung

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In den Jahren 1909 und 1910 malte Erbslöh mehrere großformatige Einzelfiguren. Das Mädchen mit rotem Rock ist „eines der wichtigsten Bilder dieser Reihe. Das Bild ist von einer gesteigerten satten Farbigkeit durchpulst. Das Inkarnat lebt von schattenreichen Farbschattierungen, die sich von der Rotskala weit weg bewegen und bis ins Grünliche gehen und selbst in den Schattenpartien noch eine transparente Farbigkeit enthalten“[6]; ein Hinweis auf die früher praktizierte Malweise des Künstlers im Stil des Impressionismus, zu dessen „wesentlichen Errungenschaften die durchleuchtenden farbigen Schatten gehören“.[6] Das Schwarz, das die Vertreter des Impressionismus den Schattenlagen zuordneten, wird hier den Konturen vorbehalten. Man muss das Bild auch aus der Nähe betrachten, dieses „Grün neben Gelbgrün, Orange, Schwarz, Blau und Rosa zwischen Arm und Brust, um die jugendliche Frische dieser Malerei voll auszukosten; die Farbe ist schwungvoll aufgetragen, oft wie hingeschrieben, die Leuchtkraft in Oberkörper und Gesicht konzentriert. Das Thema ist alt, die Malerei repräsentiert das Neue“.[7]

Alexej Jawlensky 1909: Mädchen mit Pfingstrosen

„Mancher tote Meister würde vor Erbslöhs mächtigem Frauenakt erschauern“, hatte sein Künstlerfreund Franz Marc gesagt.[8] Das Bild fällt in die Zeit des künstlerischen Umbruchs, beeinflusst auch von Erbslöhs Freund Alexej Jawlensky und seinen kraftvollen Farben sowie dessen Faszination für das menschliche Gesicht. Die Nähe zu Jawlenskys im Jahr 1909 entstandenen Bild Mädchen mit Pfingstrosen lässt sich nicht übersehen.[9] Adolf Erbslöh und seine Malerkollegen in der Neuen Künstlervereinigung München, aus der später die Gruppe um den Blauen Reiter hervorging, befruchteten sich gegenseitig. Sie wollten „die Seele des Betrachters zum Vibrieren bringen“.[3] Erbslöh sagte: „Der Künstler bildet, was er sich vorstellt. Seine Vorstellungen sind die Kinder seiner Phantasie, des Urquells allen Schaffens. […] Der große Künstler wird stets die seinen Vorstellungen entsprechende, die ihm notwendige Form finden, und so wird die Form zum Ausdruck seines Inneren, zum Symbol seines Wesens“.[10]

Um 1910 wurden die Arbeiten der später berühmten Expressionisten „böse verrissen“.[3] Von „Unsinn“ war die Rede, von „Stuss“ und den sich als „unfähig erwiesenen Gehirnen“ der Künstler.[8]

Provenienz und Ausstellungen

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Außenbannerwerbung an der Fassade des Von der Heydt-Museums, Wuppertal, für eine Adolf-Erbslöh-Ausstellung mit einem Ausschnitt aus dem Gemälde Mädchen mit rotem Rock, 2017

Die Provenienz des Gemäldes ist wie folgt dokumentiert: Der Wuppertaler Kunst- und Museumsverein erwarb das Werk 1949 von der damaligen Berliner Galerie Franz.[11]

  • Adolf Erbslöh: Phantasie und Form. In: Die Kunst. Bruckmann, München April 1929, OCLC 10808719.
  • Hans Wille: Adolf Erbslöh 1881–1947. Mit einem Katalog der Gemälde. Kunst- und Museumsverein, Wuppertal 1967, OCLC 603696518.
  • Hans Wille: Adolf Erbslöh. Monobiographie. Bongers, Recklinghausen 1982, ISBN 3-7647-0339-3.
  • Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Der Blaue Reiter und das Neue Bild. Von der Neuen Künstlervereinigung München zum Blauen Reiter. Ausstellungskatalog, Städtische Galerie im Lenbachhaus, Prestel, München 1999, ISBN 3-7913-2065-3.
  • Brigitte Salmen, Felix Billeter: Adolf Erbslöh 1881–1947, Werkverzeichnis der Gemälde. Hrsg.: Karl & Faber, Hirmer, München 2016, ISBN 978-3-7774-2587-0, Seite 82 f.
  • Beate Eickhoff: Der Akt in der Kunst der Moderne. In: Beate Eickhoff und Gerhard Finckh (Hrsg.): Adolf Erbslöh: Der Avantgardemacher. Ausstellungskatalog. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2017, Seite 144 f.
Commons: Mädchen mit rotem Rock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Girl with Red Skirt (Memento des Originals vom 19. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.the-athenaeum.org auf the-athenaeum.org
  2. Werkverzeichnis 2016, S. 82
  3. a b c Claudia Kuhland: Adolf Erbslöh – Mädchen mit rotem Rock. In: Meisterwerke, WESTART 2010.
  4. Hans Wille: Adolf Erbslöh 1881–1947, 1967 und Adolf Erbslöh, 1982
  5. Erika Günther: Bildführer Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts. Von der Heydt-Museum Wuppertal. Hrsg.: Sabine Fehlemann. Wuppertal 1996, ISBN 3-89202-031-0, S. 70.
  6. a b Hans Wille: Adolf Erbslöh. Bongers, Recklinghausen 1982, S. 21–22.
  7. Hans Günther Wachtmann: Zu Erbslöhs Gemälden im Von der Heydt-Museum. In: Von der Heydt-Museum (Hrsg.): Adolf Erbslöh. Gemälde 1903–1945. Ausstellungskatalog. Wuppertal 1992, ISBN 3-89202-017-5, S. 45 f.
  8. a b Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Der Blaue Reiter und das Neue Bild. 1999, S. 37.
  9. Dieses Bild wurde übrigens von Adolf Erbslöh gekauft. Später stiftete Erbslöh das Bild dem Kunst- und Museumsverein Wuppertal. In den Dreißiger- und Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde es in Erbslöhs Haus in Irschenhausen versteckt. Nach dem Krieg gab Erbslöhs Witwe das Bild wieder nach Wuppertal zurück. Heute befindet es sich im Von der Heydt-Museum Wuppertal.
  10. Adolf Erbslöh: Phantasie und Form. 1929, S. 20.
  11. a b c d e f Uta Laxner-Gerlach: Die Gemälde des 20. Jahrhunderts. Hrsg.: Von der Heydt-Museum. W. Brockhaus KG, Wuppertal 1981, OCLC 902357789, S. 60 (Museumskatalog).
  12. Publié à l’occasion de l’exposition – L’expressionnisme en Allemagne et en France. De van Gogh à Kandinsky. (PDF, S. 77, 87 und 277. (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mbam.qc.ca)
  13. Los Angeles County Museum of Art/Zürcher Kunstgesellschaft (Hrsg.): Expressionismus in Deutschland und Frankreich. Von Matisse zum Blauen Reiter. Ausstellungskatalog. Prestel, München 2014, ISBN 978-3-7913-5339-5, S. 290
  14. Hans Günther Wachtmann, 1992
  15. Riesenerfolg für Wuppertaler Expressionisten in Rio de Janeiro. auf lokalseiten.de
  16. Franz Becker: Der Expressionistische Impuls Meisterwerke aus Wuppertals großen Privatsammlungen Von der Heydt-Museum Wuppertal in Musenblätter, 22. Februar 2008
  17. Les oeuvres de l’exposition au musée Marmottan-Monet de Paris à l’expo „Fauves et Expressionnistes“. auf van-gogh.fr
  18. Mädchen mit rotem Rock auf Musenblätter.de
  19. Los Angeles County Museum of Art/Zürcher Kunstgesellschaft (Hrsg.): Expressionismus in Deutschland und Frankreich. Von Matisse zum Blauen Reiter. Ausstellungskatalog. Prestel, München 2014, ISBN 978-3-7913-5339-5, Seiten 166, 265 und 290
  20. VdH-Museum: Adolf Erbslöh. Der Avantgardemacher[1], abgerufen am 3. "Oktober 2019