Majuskelschrift

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Inschrift der Trajanssäule (Capitalis monumentalis)
Schriftvergleich – Artikel 2 und 3 der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
Text ausschließlich in Groß­schrift
Text in Groß- und Klein­schreibung

Majuskelschrift, Großschrift, Versalschrift oder Kapitalschrift bezeichnet eine Schriftart (Beispiel: VERSALSCHRIFT) wie auch eine Schriftauszeichnungsart z. B. bei Überschriften, die ausschließlich Majuskeln (Großbuchstaben, in der Druckersprache auch Versalien genannt) verwendet und keine Minuskeln (Kleinbuchstaben).

Ein Beispiel für eine Majuskelschriftart ist die Capitalis monumentalis, die sich im Römischen Reich bis etwa 100 v. Chr. ausbildete. Sie diente als Grundlage für die Entwicklung der heutigen Großbuchstaben.

Den Begriff der Majuskelschrift gibt es nur in Schriften, die einen Unterschied zwischen Majuskeln und Minuskeln kennen, also beispielsweise das lateinische, kyrillische, griechische und armenische Alphabet, nicht dagegen etwa bei der chinesischen Schrift. Majuskel- oder Versalschrift bezeichnet somit die konsequente Großschreibung aller Buchstaben, wohingegen mit Großschreibung normalerweise die Verwendung von Großbuchstaben in einer Schrift, die auch Kleinbuchstaben verwendet, gemeint ist.

Versalschrift kann verwendet werden, um ein gleichförmiges Schriftbild zu erreichen, etwa in Überschriften, in Firmennamen, auf Plakaten, Schildern und Inschriften. Auch in längeren juristisch wichtigen Texten wie etwa Allgemeinen Geschäftsbedingungen („Kleingedrucktem“) wird häufig Versalschrift verwendet.

Auf Ausweisen wie etwa Personalausweisen sind die Angaben üblicherweise in Versalschrift.

Einzelne in Versalien geschriebene Wörter oder Phrasen in einem ansonsten normal gesetzten Text sollen diese betonen. Jedoch gilt die Verwendung von Versalschrift in schriftlicher direkter Rede, etwa in Chats und Internetforen, allgemein als An- oder Herumschreien, wenn es zuvor nicht anderweitig gekennzeichnet wurde, und widerspricht demzufolge den Regeln eines gepflegten Umgangstons.

Manche Abkürzungen bestehen aus einer Aneinanderreihung von Versalien, beispielsweise die Abkürzungen von Parteien wie SPD, Organisationen wie UNESCO oder Unternehmen wie BMW.

In der handgeschriebenen Schrift wird Versalschrift hauptsächlich in der Druckschrift verwendet und wird dann Blockschrift genannt. Blockschrift ist wegen ihrer guten Lesbarkeit oft beim Ausfüllen von Formularen vorgeschrieben. Sie findet auch in den handgeschriebenen Sprechblasen von Comics Anwendung, insbesondere in englischsprachigen Comics. In der Schreibschrift wird Versalschrift außer bei Abkürzungen kaum verwendet.

Für die bequemere Eingabe von Text in Versalschrift gibt es auf Schreibmaschinen- und Computertastaturen die Feststelltaste.

Besonderheiten im Deutschen

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Schreibweise von ß in Majuskelschrift als ‚SZ‘ auf einer Munitionskiste der Bundeswehr, 2007
Schriftzug „DIENST-GEBÆUDE“

Für das Deutsche ist zu beachten, dass es das ẞ in Versalschrift – das große ß oder „große scharfe S“ – erst seit dem 21. Juni 2017 offiziell als Großbuchstaben gibt. Bis dahin musste jedes „ß“ durch „SS“ ersetzt werden (beispielsweise wurde „Weiß“ zu „WEISS“). Abweichend davon konnte, um Verwechslungen zu vermeiden, auch „SZ“ sowie in Dokumenten (etwa in Deutschland in Personaldokumenten und der Einkommensteuererklärung) auch bei Großbuchstaben das kleine ß verwendet werden (zum Beispiel „Heinz Große“ als „HEINZ GROßE“).

Teilweise wird in Versalschrift, etwa bei Inschriften, auch auf die deutschen Umlaute verzichtet, die im originalen lateinischen Alphabet nicht vorkommen, und anstatt Ä, Ö, Ü wird AE, OE, UE geschrieben oder eine Ligatur wie Æ.

Historische Majuskeln

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Historische Majuskelschriften werden in vier Zeitepochen eingeteilt:

  • Griechische Majuskel (9. bis 3. Jahrhundert v. Chr.),
    im Unterschied zur griechischen Unziale (3. Jahrhundert v. Chr. bis 12. Jahrhundert n. Chr.) und der späteren griechischen Minuskel
  • Römische Majuskel (Capitalis, 7. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.)
    und
  • Unziale (4. bis 8. Jahrhundert n. Chr.),
    die ebenfalls eine Majuskelschrift ist, Halbunziale als Übergangsform und Minuskel
  • Gotische Majuskel (13. und 14. Jahrhundert),
    eine rein epigraphische Schrift, der auf Inschriften frühgotische (Ende des 11. bis 13. Jahrhundert), gotische (14. Jahrhundert) und spätgotische (16. Jahrhundert) Minuskeln gegenüberstehen. Die „ältere Form der gotischen Inschriftenmajuskel“ stellt mehr eine Majuskel-Buchschrift bzw. eine Gotische Unziale dar.[1]
Unterlängen beim J Q, und Ç in der Schriftart Trajan

Die Buchstaben haben bei Majuskelschrift – im Gegensatz zu Kapitälchen – grundsätzlich alle gleiche Höhen, gelegentlich können manche Buchstaben aber auch Unterlängen besitzen (insbesondere bei der Unziale, aber auch sonst etwa als Unterlänge beim J oder Q) oder die Oberlänge überragen (vergleiche Liniensystem in der Typografie). Damit sich Majuskelschrift als Auszeichnungsart harmonisch in einen Fließtext einfügt, sollte sie um etwa zehn Prozent kleiner und leicht gesperrt gesetzt sein; dadurch wird ein gleichmäßiger Grauwert des Textes erreicht bzw. die aufeinanderfolgenden Majuskeln wirken optisch nicht größer als bei den übrigen normal gesetzten Wörtern. Selbiges kann auf Abkürzungen in Versalien angewendet werden.

  • Brigitte Labs-Ehlert: Versalschreibung in althochdeutschen Sprachdenkmälern. Ein Beitrag über die Anfänge der Grossschreibung im Deutschen unter Berücksichtigung der Schriftgeschichte. Kümmerle, Göppingen 1993, ISBN 3-87452-794-8.
Wiktionary: Majuskelschrift – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Frantisek Muzika: Die schöne Schrift in der Entwicklung des lateinischen Alphabets. I Gotische Unziale ab Seite 331, mit Abbildungen