Max Plaut (Jurist, 1888)

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Maximilian Friedrich Plaut (* 1. Juni 1888 in Kassel; † 31. März 1933 ebenda) war ein deutscher Rechtsanwalt und Notar.

Maximilian Friedrich Plaut[1] wurde als Sohn des Bankiers Leopold Plaut in Kassel geboren. Sein Vater war ein tiefgläubiger Jude und lange Zeit Gemeindeältester der jüdischen Gemeinde in Kassel.

Er besuchte das Wilhelmsgymnasium Kassel bis zum 27. September 1902, um danach eine „andere Schule“ zu besuchen.[2] Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen, Jena und Genf. Das Referendarexamen legte er am 18. Juni 1910 ab, und am 11. April 1911 wurde er mit der Dissertation unter dem Titel Der Übergang des Geschäftes einer offenen Handelsgesellschaft auf eines ihrer Mitglieder promoviert.[1]

Obwohl er während des Ersten Weltkriegs zum Militär eingezogen wurde, konnte er seine Referendarzeit am 15. Januar 1916 mit dem Zweiten Staatsexamen abschließen. Gegen Ende des Jahres 1918 kehrte er nach Kassel zurück und wurde am 7. Dezember 1918 beim Landgericht und Amtsgericht Kassel als Rechtsanwalt zugelassen und am 12. Januar 1927 zum Notar bestellt. Seine Kanzlei befand sich in der Kasseler Innenstadt in der Wolfsschlucht 24a im Henschelhaus.

Als die Nationalsozialisten erstarkten, geriet Plaut bereits dadurch, dass er öfter ihr Prozessgegner war, in deren Fokus, und es wurden z. B. im NS-Blatt Hessische Volkswacht Hetzartikel gegen ihn publiziert. So wurden beispielsweise die Entziehung des Notariates und berufsrechtliche Maßnahmen der Anwaltskammer gegen ihn gefordert. Ein führender Nationalsozialist in Kassel war der Rechtsanwalt Roland Freisler, seit 1932 Mitglied im preußischen Landtag und späterer Präsident des Volksgerichtshofes. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar warteten die Kasseler Nationalsozialisten noch den Beschluss des Ermächtigungsgesetzes am 23. März ab, um dann zur „persönlichen Abrechnung“ zu schreiten. Am Abend des 24. März[3] 1933 gegen 18 Uhr drang ein SA-Trupp in die Kanzlei von Plaut ein und verschleppte ihn in die Bürgersäle, eine Gaststätte, die bei Parteianhängern der NSDAP und Angehörigen der SA beliebt war und nun zum Ort von Folter und Misshandlungen wurde. Plaut wurde danach in seine Wohnung in der Wilhelmshöher Allee 55 gebracht, und der herbeigerufene Arzt musste ihn aufgrund der schwersten Verletzungen, die er bei den Misshandlungen erlitten hatte, unter anderem einer Quetschung der Nieren und der Lunge, unter dauerhafte Narkose setzen. Eine Woche später erlag er seinen Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin zwar „gegen Unbekannt“ wegen eines Tötungsdeliktes. Nach der Obduktion des Leichnams wollten die Mediziner sich jedoch nicht auf eine eindeutige Todesursache festlegen, und das Verfahren wurde schließlich eingestellt. Seine Beisetzung auf dem neuen jüdischen Friedhof in Kassel-Bettenhausen fand unter polizeilicher Beobachtung statt, und seine Witwe durfte erst nachträglich eine Todesanzeige aufgeben. Plaut gilt als erstes Todesopfer der Nationalsozialisten in Kassel.[4] Auch der Anwalt Julius Dalberg erlitt am 24. März am selben Ort diese Misshandlungen, die er nur knapp überlebte,[5] Dalberg wurde 1943 in Sobibor ermordet.[6]

Am 10. April 1933 teilte der Landgerichtspräsident dem preußischen Justizminister mit, dass der Rechtsanwalt und Notar Max Plaut verstorben sei, und er wurde am gleichen Tag aus der vom Landgericht geführten Anwaltsliste gelöscht.

Stolperstein für Max Plaut
Grab von Max Plaut auf dem neuen jüdischen Friedhof in Kassel-Bettenhausen

Da Plaut eine durchaus prominente Person war, wurden die tagelangen „Exzesse der Gewalt“, bei denen auch andere Personen misshandelt wurden, überregional bekannt. Kassel wurde daraufhin von amerikanischen Zeitungskorrespondenten besucht, die in Frankfurt am Main akkreditiert waren, um diesen Gerüchten nachzugehen. Diese verließen jedoch die Stadt wieder, nachdem sie durch Äußerungen über vorübergehend festgenommene Juden getäuscht worden waren, und da in Kassel selbst „Ruhe und Ordnung“ zu herrschen schien.

Am ehemaligen Standort der Bürgersäle in der Nähe des Rathauses Kassel wurde eine Gedenktafel aufgestellt, welche unter anderem an das Schicksal von Max Plaut erinnert.

Familie und Privatleben

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Max Plaut war mit der Schweizerin Elsa Plaut (Geb. Zivi) verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder (Alex, Anita & Edith). Nach dem Tod des Ehemanns kehrte die Witwe in ihre Heimat zurück, und ihren Kindern wurde zunächst erzählt, dass ihr Vater bei einem Unglück verstorben sei.

Plaut spielte Geige und war im Kasseler Musikleben aktiv. Zwischen etwa 1921 bis 1931 schrieb er für die Kasseler Neuesten Nachrichten überregional beachtete Musikkritiken.

  • Martina Schröder-Teppe, Rechtsanwaltskammer Kassel (Hrsg.): Wenn Unrecht zu Recht wird … Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte im Bezirk der Rechtsanwaltskammer Kassel nach 1933. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 2006, ISBN 978-3-8313-1433-1.
  • The Brown Book of The Hitler Terror and the Burning of the Reichstag, Prepared by the World Committee for the Victims of German Fascism. Victor Gollancz, London 1933, S. 239, S. 344, Buchauszug, S. 239.

Einzelnachweise

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  1. a b Dissertation von Max Plaut auf Google Books.
  2. Archiv Wilhelmsgymnasium Kassel. Schülerhauptverzeichnis 1886–1905. Lfd. Nr. 64/1600.
  3. Weisenborn gibt hier, zuerst im Jahr 1953, irrig den 27. März an, siehe: Günther Weisenborn (Hrsg.): Der lautlose Aufstand: Bericht über d. Widerstandsbewegung d. dt. Volkes 1933–1945. Frankfurt/Main: Röderberg-Verlag, 1981, S. 280.
  4. Dietfrid Krause-Vilmar: Zur Vertreibung und Vernichtung der deutsch-jüdischen Bevölkerung Nordhessens in der Zeit der NS-Diktatur. In: Mitteilungen ’98 des Geschichtsvereins Naumburg e. V. Naumburg 1999, S. 19–28. PDF-Manuskript (145 kB).
  5. The Brown Book of The Hitler Terror, 1933, S. 240.
  6. Julius Dahlberg (Memento des Originals vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.synagoge-voehl.de [sic!], bei Synagoge Vöhl.