Osterspiel

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Ein Osterspiel ist ein geistliches Spiel um die Auferstehung Jesu Christi, das im Rahmen der Osterfeier aufgeführt wird.

Osterspiele lassen sich bis ins Hochmittelalter zurückverfolgen. Ihre Keimzelle ist der Quem-quaeritis-Tropus, der sich seit dem 10. Jahrhundert zuerst im Kloster St. Gallen findet und oft als Ursprung des mittelalterlichen Theaters dargestellt wird. Der Wechselgesang zeigt die Frauen vor dem leeren Grab Christi (Visitatio). Die Erscheinung des auferstandenen Christus vor Maria Magdalena und der Wettlauf der Apostel kamen hinzu. So formierten sich vor allem im 12. Jahrhundert umfangreiche Spiele.

In dieser ersten Zeit gehörten die Osterspiele noch in den Rahmen der Liturgie, wurden in lateinischer Sprache und in der Kirche aufgeführt. Sie dienten zur Erklärung und Veranschaulichung des wichtigsten religiösen Festes. Alle Rollen wurden von Männern gespielt, in der ersten Zeit nur von Klerikern.

Seit dem 13. Jahrhundert flossen volkssprachliche Texte ein. Die Spiele wurden außerhalb der Kirche aufgeführt und von den Städten organisiert. Zu den Szenen, die oft auch sehr derb sein konnten, gehörten etwa: Pilatus- und Judenszene, Auferstehung, Grabwächterszene, Höllenfahrt, Teufelsszene mit Sünderrevue, Marienklage, Krämerszene, Visitatio, Apostellauf. Oft verlor sich der belehrende Aspekt, und die Freude am Spektakel, etwa bei den Teufelsszenen, trat hervor. Die Osterspiele wurden vor allem im 15. Jahrhundert zu Passionsspielen ausgeweitet oder konkurrierten mit diesen. So beinhaltet etwa der sogenannte Debs-Codex für den Tiroler Bereich die Verschriftlichung von vier Osterspielen im Verbund mit zahlreichen weiteren Passionsspielen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts. Reformation und Gegenreformation beendeten die Tradition vieler Osterspiele.

  • Rolf Bergmann: Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters. Beck, München 1986, ISBN 3-7696-0900-X.
  • Hildegard Elisabeth Keller, Ellinor Landmann: Osterspiele. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1357–1360.
  • Hansjürgen Linke: Osterfeier und Osterspiel. Vorschläge zur sachlich-terminologischen Klärung einiger Abgrenzungsprobleme. In: Max Siller (Hrsg.): Osterspiele. Texte und Musik (= Schlern-Schriften 293). Akten des 2. Symposiums der Sterzinger Osterspiele (12.–16. April 1992). Wagner, Innsbruck 1994, ISBN 3-7030-0263-8, S. 121–133.
  • Bernd Neumann, Hannes Obermair: Tiroler Spiele. In: Wilhelm Kühlmann et al. (Hrsg.): Killy Literaturlexikon, Bd. 11, Berlin-New York: Walter De Gruyter 2011, S. 546–548.
  • Max Siller (Hrsg.): Osterspiele. Texte und Musik (= Schlern-Schriften 293). Akten des 2. Symposiums der Sterzinger Osterspiele (12.–16. April 1992). Wagner, Innsbruck 1994, ISBN 3-7030-0263-8.
  • Barbara Thoran: Studien zu den österlichen Spielen des deutschen Mittelalters. (Ein Beitrag zur Klärung ihrer Abhängigkeit voneinander) (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Nr. 199). 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Kümmerle, Göppingen 1976, ISBN 3-87452-337-3 (Zugleich: Bochum, Universität, Dissertation, 1969).
Wiktionary: Osterspiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Hildegard Elisabeth Keller/Ellinor Landmann: Osterspiele. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1357–1360.
  2. ‚Augsburger Osterspiel‘. In: Verfasserlexikon. Band I, Sp. 524 f.