Rohrbombe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine Rohrbombe mit Stolperdraht zur Auslösung. Trainingsattrappe für US-Militärpersonal.
Explodierte schwarzpulvergefüllte Rohrbombe aus einem FBI-Versuchsaufbau. Das Auftreten des typischen Längsrisses eines dünnwandigen zylindrischen Druckbehälters ergibt sich aus der Kesselformel.

Rohrbombe ist die allgemeine Bezeichnung für einen Sprengkörper mit einer länglichen Metallhülle, die während der Reaktion der Inhaltsstoffe so stark unter Druck gesetzt wird, dass sie zerbirst, wodurch sich das Gas explosionsartig in die Umgebung ausdehnt.

Verschiedene Rohrbomben, Zeichnung aus einem Report des US-Außenministeriums

Rohrbomben können verschiedene Sprengsubstanzen enthalten z. B. Schwarzpulver oder Ekrasit.

Das Rohr wird durch hohen Druck zum Bersten gebracht. Dies kann geschehen, indem im Inneren des verschlossenen Rohres eine chemische Reaktion abläuft, bei der ein Gas freigesetzt wird. Dies kann durch Verbrennung sein, oder es entsteht ein Gas aus einer Suspension heraus. Bei dieser Kategorie handelt es sich nicht um Sprengstoffe im engeren Sinne, da die Stoffe für sich nicht detonieren. Um eine verheerende Wirkung zu erreichen, werden metallische Hüllen (Rohrstücke) verwendet.

Die Bombe selbst besteht in der Regel aus einem Metallrohr mit zwei Gewinden, einem sogenannten „Nippel“, der an beiden Enden mit einer Blindkappe („Stopfen“) verschlossen ist und den Füllstoff enthält. Der Zünder wird meist durch ein Loch in das Rohr eingeführt.

Gesicht (a) und linke Hand (b) eines 19-Jährigen nach der unbeabsichtigten Explosion einer selbstgebauten Rohrbombe.[1]

Aufgrund der nicht-industriellen Qualität der einzelnen Bestandteile der Rohrbombe (insbesondere des Sprengstoffes) besteht während Bau und Transport der Bombe jederzeit das reale Risiko einer vorzeitigen Explosion. Die Bombe kann z. B. durch Schock, Stoß, Hitze, Reibung, elektrische Entladung (statische Elektrizität) etc. vorzeitig ausgelöst werden. Eine Rohrbombe kann andererseits auch nicht korrekt zünden und so keine unmittelbare Explosion erzeugen. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn der Druckaufbau im Inneren des Rohres nicht planungsgemäß abläuft, weil durch Undichtigkeiten (z. B. der Gewinde oder beim Anschluss für den Zünder) das expandierende Gas vorzeitig entweichen kann und der Druck nicht groß genug wird, um das Rohr zu sprengen. Auch kann die Bombe zwar vollkommen dicht, aber der Druck der expandierenden Gase im Inneren an sich zu gering sein, um die Bombenhülle zu sprengen. In diesem Fall ergibt sich eine unter hohem inneren Druck stehende Rohrbombe, die zwar noch nicht explodiert ist, dies aber jederzeit tun kann.

Sicherheitsabstand

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wird eine Bombe aufgefunden, sollten bis zu ihrer Entschärfung Sicherheitsabstände eingehalten werden. Der notwendige minimale Sicherheitsabstand hängt von der Lage der Bombe und ihrer (vermuteten) Sprengkraft ab. Die Sprengkraft der Bombe wird aus Sicherheitsgründen so abgeschätzt, als ob ihr gesamtes Volumen mit TNT aufgefüllt wäre.[2] Typische Rohrbomben enthalten eine Sprengstoffmenge, die einem Äquivalent von ca. 2 kg TNT entspricht.

Masse des Sprengstoffes
(TNT-Äquivalent)
Sicherheitsabstand
in Gebäuden
Sicherheitsabstand
außerhalb von Gebäuden
0,2 kg 20 m[3] 250 m[3]
2,3 kg 21 m[2] 259 m[2]

Es sollte immer versucht werden, alle Personen weiter als bis zum Sicherheitsabstand außerhalb von Gebäuden zu evakuieren.[2]

Bekannte Einsätze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rohrbomben werden aufgrund der relativ einfachen Herstellung meist von Terroristen, einfachen Kriminellen oder sonstigen Personen verwendet, die keinen Zugang zu hochwertigen Sprengstoffen und komplexeren Technologien besitzen. Mitunter wird der Bau und Einsatz von Rohrbomben, ohne schädliche Absichten, auch als Freizeitvergnügen betrieben.[4][5]

Vielfache Nutzung über längere Zeiträume

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Einzelfälle und Kleinserien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Rohrbombe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rohrbombe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ekkehard M. Kasper, Markus M. Luedi, Pascal O. Zinn, Peter A. D. Rubin, Clark Chen: Retained transorbital foreign body with intracranial extension after pipe bomb explosion. In: Surgical Neurology International. Band 1, 2010, ISSN 2229-5097, S. 94, PMID 21246061, PMC 3019363 (freier Volltext) – (surgicalneurologyint.com). doi:10.4103/2152-7806.74241 (zurzeit nicht erreichbar).
  2. a b c d Bomb Threat Stand-Off Distances. (PDF) Office of the Director of National Intelligence.
  3. a b Hans-Dieter Nüßler: Gefahrgut-Ersteinsatz. ecomed-Storck, 2013, ISBN 978-3-86897-141-5, S. 381.
  4. Georgia College Girl Arrested for Alleged Pipe Bomb ‘Hobby’. abcnews.go.com, 2012 (englisch).
  5. Texas House candidate says probation for pipe bomb stems from blowing up tree stumps. In: The Texas Tribune. 2018 (englisch, texastribune.org): “Growing up, I blew up tree stumps recreationally”
  6. Campbell McCutcheon: Small Arms Training III other Weapons – 8–Home-made Grenades. In: The Home Guard Manual 1941. Amberley Publishing Limited, 2012, ISBN 978-1-4456-1103-7, S. 77 (books.google.com).
  7. John Davison Lawson, Robert Lorenzo Howard: American State Trials. A Collection of the Important and Interesting Criminal Trials which Have Taken Place in the United States, from the Beginning of Our Government to the Present Day – with Notes and Annotations. Band 12. Thomas Law Book Company, 1919, S. 64 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. mak: Oktoberfest-Attentat – Nach 30 Jahren neue Ermittlungen gefordert. In: Spiegel Online vom 12. September 2010.
  9. J. Jüttner: Der Fall Dagobert – „Wir waren wie zwei Boxer“. In: Spiegel Online, 12. März 2012.
  10. Briefbombenattentäter Franz Fuchs ist tot. In: Spiegel Online, 26. Februar 2000.
  11. Spuren des Todes, tote Spuren. In: Der Spiegel. Nr. 30, 2001 (online).
  12. Konrad Litschko: Festnahme 16 Jahre nach Anschlag: „Ausgesprochen plausibel“. In: Die Tageszeitung. 1. Februar 2017.
  13. telegraph.co.uk
  14. (aar/ulz/dpa/Reuters): Bombenalarm. Tasche im Bonner Hauptbahnhof gesprengt. Spiegel Online, 10. Dezember 2012.