Rollo (Normandie)

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Rollo-Statue in Rouen
Das Grab Rollos in Rouen

Rollo (altnordisch Hrólfr) (* 846[1]; † 931 oder 932) ist der fränkisch-lateinische Name eines Wikingers, der im Jahr 911 den letzten großen Überfall der Wikinger auf das Westfrankenreich kommandierte. Dudo von Saint-Quentin hielt ihn für einen Dänen. Diese Aussage hat Gewicht, da sein Informant Raoul d’Ivry ein Halbbruder des Normannenherzogs Richard I. war. Zudem kam er mit einem dänischen Kontingent aus England.

Kontinentaleuropäische Überlieferung

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Rollo schloss mit Karl dem Einfältigen 911 den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte. Rollo ließ sich taufen, seitdem nannte er sich Robert. Nach der Taufe erhielt er ein Gebiet am Unterlauf der Seine als Lehen. Flodoard von Reims, der zeitlich den Ereignissen nahestand, nennt ihn nicht namentlich. Vielmehr wird er dort als princeps Normannorum (lateinisch für „Fürst der Normannen“) bezeichnet.

Die Grafschaft Rouen ist der Ursprung der heutigen Normandie. In erster Ehe war Rollo mit Poppa von Bayeux verheiratet. Mit ihr hatte er eine Tochter, Adele, Herzogin von Poitou, und einen Sohn namens Wilhelm (900–942). In einem Klagelied auf dessen Tod heißt es, er sei von einem transmarinus pater (einem Vater von jenseits des Meeres) gezeugt worden in errore paganorum permanente (in einem dauernden heidnischen Irrtum). Der Chronist Richer von Reims (940–995) beschreibt ihn als dux Rollo, fili Catilli („Herzog Rollo, Sohn des Catillus“) und Anführer von Piraten (lateinisch pyratae), die Neustrien und das Loiregebiet verheerten.[2] In einem Translationsbericht aus dieser Zeit werden er und seine Wikinger als beutegierig und grausam geschildert, ihnen wird auch Folter vorgeworfen.[2]

In zweiter Ehe soll er Gisela oder Gisla, eine Tochter Karls des Einfältigen, geheiratet haben.[3] Nach seinem Tod wurde er in der Kathedrale von Rouen bestattet.

Seine Nachfolger nannten sich Herzöge der Normandie und waren in das christliche Feudalsystem des früheren Frankreich integriert. Dessen Richtlinien lieferten dann auch später die Rechtsgrundlage für die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer, der ein direkter Nachfahre Rollos war.

Altnordische Quellen

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Der Landnámabók zufolge waren seine Eltern Hildr Hrólfsdóttir und Rǫgnvaldr Eysteinsson.[4]

Die altisländische Göngu-Hrólfs Saga aus dem 14. Jahrhundert handelt von der Brautwerbung ihres Helden Göngu-Hrólfr („Rollo der Geher“), dessen Name damit erklärt wird, dass ihn aufgrund seiner Körpergröße kein Pferd tragen konnte. Aus Ausgrabungen geht hervor, dass Pferde in Skandinavien zur damaligen Zeit nur eine Widerristhöhe von ca. 1,1 bis 1,3 m hatten. Der Sagenheld wurde gelegentlich mit Rollo identifiziert, jedoch gilt diese Zuweisung inzwischen als unsicher.[5]

Adaption in Literatur und Film

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Bereits im 17. Jahrhundert wurde ein Theaterstück namens Rollo Duke of Normandy geschrieben und aufgeführt, in dem Rollo die Hauptrolle spielt.[6]

In mehreren Liedern der Musikband Torfrock taucht die Figur „Rollo der Wikinger“ auf, die in deren Texten jedoch in der schleswig-holsteinischen archäologisch erschlossenen Wikingersiedlung Haithabu verortet wird. Die bekanntesten Liedtitel lauten „Rollo der Wikinger“, „Rollos Taufe“, „Rollos Wampe“ und „Volle Granate, Renate“.

In der französischen Comicserie Les Chroniques barbares (deutsch: „Chronik der Barbaren“) von Jean-Yves Mitton aus den 1990ern wird im zweiten Band, La Loi des Vikings (deutsch: „Das Gesetz der Wikinger“), der Vertragsschluss von Saint-Clair-sur-Epte frei interpretiert.

Rollo ist eine der Hauptfiguren in der kanadisch-irischen Fernsehserie Vikings von 2013. Darin ist der von Clive Standen gespielte Rollo der Bruder des im Mittelpunkt stehenden Ragnar Lodbrok. In der nicht historischen Serie wird die Beziehung zu seinem Bruder thematisiert.

Im Computerspiel Assassin’s Creed Valhalla von 2020 hat Rollo einen kleinen Auftritt im Rahmen der Eastseaxe Saga, wo er im Alter von 17 Jahren in die Ereignisse um Aldermann Birstan und seine Frau Estrid verwickelt wird.[7]

  • Claus Krag: Vikingtid og Rikssamling 800–1130. Aschehougs Norges Historie, Bd. 2, Oslo 1995.
  • Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhunderts. München 1977, ISBN 3-7705-1327-4.
Commons: Rollo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bertelsmann Lexikon in 15 Bänden, Band 12, Seite 248, Gütherloh 1993 H, ISBN 3-570-03892-0
  2. a b Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und Angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhundert. München 1977, S. 287.
  3. Robert von Torigni zum Jahr 912: Karolus filiam suam nomine Gislam („Karl seine Tochter mit Namen Gisla“), in: Léopold Delisle (Hrsg.): Chronique de Robert de Torigni, abbé de Mont-Saint-Michel, Rouen 1872. Die Angabe gilt als wenig glaubhaft, da Karl im Jahr 907 erstmals heiratete und Gisla die vierte seiner zwischen 908 und 916 geborenen sechs Töchter aus dieser Ehe war. Der Chronico Rotomagensi folgend starb Rollos Ehefrau Gisla (ohne Angabe, wer ihr Vater war) im Jahr 913 (Chronico Rotomagensi 913, RHGF IX., S. 88). In dieser Überlieferung tritt Bayeux als Herkunftsort Poppas nicht auf.
  4. Landnámabók (Sturlubók). Kap. 82 (isländisch, snerpa.is).
  5. Claus Krag: Vikingtid og Rikssamling 800–1130. Aschehougs Norges Historie, Bd. 2. Oslo 1995, S. 18
  6. Rollo Duke of Normandy. In: George Walton Williams (Hrsg.): The Dramatic Works in the Beaumont and Fletcher Canon. Band 10, S. 147 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Assassin's Creed Valhalla Wiki Guide: Old Wounds. 14. Dezember 2020, abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
VorgängerAmtNachfolger
Graf von Rouen (Herzog der Normandie)
911–927
Wilhelm I. Langschwert