Staubläuse

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Staubläuse

Trichadenotecnum sexpunctatum

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
ohne Rang: Metapterygota
ohne Rang: Eumetabola
ohne Rang: Paraneoptera
Ordnung: Staubläuse
Wissenschaftlicher Name
Psocoptera
Shipley, 1904
Staublaus (Larve)
Valenzuela flavidus
Ectopsocus sp.

Die Staubläuse (Psocoptera) sind eine Ordnung der Insekten, bis zum Jahr 2005 wurden weltweit etwa 5600 Arten beschrieben.[1] Etwa 100 Arten sind in Mitteleuropa verbreitet, davon 97 auch in Deutschland.[2] Die Tiere ernähren sich von Pilzgewebe, Sporen, Flechten, Grünalgen oder Ähnlichem. Entsprechend findet man sie an Pflanzen, unter Rinden, an Baumstämmen und Totholz, in Vogelnestern oder auch in Gebäuden, wie die Bücherläuse. Einige der Arten sind in der Lage, Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf aufzunehmen.

Die Staubläuse erreichen in der Regel eine Körpergröße von 0,7 bis 4 Millimeter, die größte Art ist Gigantopsocus metallicus. Eine Besonderheit dieser Tiere sind die Mundwerkzeuge, die eine Zwischenform zwischen dem kauend-beißenden Typ der Bodenläuse und dem saugenden Typ der anderen Läuse, Wanzen und Zikaden darstellen. Die Mandibeln der Tiere sind asymmetrisch, die Lacinien borsten- oder meißelförmig und sie können wie ein Meißel eingesetzt werden. Bei vielen Arten finden sich Spinndrüsen, die am Labium enden.

Eine Autapomorphie der Gruppe ist außerdem der Bau der Flügel. Der Hinterrand der größeren Flügel ist hakenförmig umgebogen und umgreift die verdickte Vorderkante des Hinterflügels. Bei den Weibchen kommen meist nur Stummelflügel vor oder sie fehlen völlig.

Nach neueren phylogenetischen Untersuchungen werden die Staubläuse (Psocoptera) in die Überordnung Psocodea gestellt. Die Psocodea sind monophyletisch und enthalten neben den Staubläusen auch die Tierläuse (Phthiraptera).[3] Sie bilden zusammen mit den Condylognatha, zu denen auch die Schnabelkerfe mit den Pflanzenläusen sowie die Blasenfüße gehören, die Gruppe der Paraneoptera.

Innerhalb der Staubläuse werden drei Unterordnungen unterschieden, die anhand der Anzahl ihrer Antennen- und Fußglieder (Tarsenglieder) identifiziert werden können:

Die Trogiomorpha besitzen lange Antennen mit 22 bis 50 Gliedern, dreigliedrige Tarsen und verdickte Hinterschenkel. In diese Gruppe gehören beispielsweise die in Häusern zu findende Art Psyllipsocus ramburi sowie die aufgrund ihres typischen Klopfens in morschem Holz bekannte Totenuhr (Trogium pulsatorium). Sie bestehen aus den fünf folgenden Familien:

  • Lepidopsocidae
  • Trogiidae
  • Prionoglarididae
  • Psyllipsocidae
  • Psoquillidae

Die Antennen der Troctomorpha besitzen nur 15 bis 17 Glieder, die Tarsen können zwei- oder dreigliedrig sein. In diese Gruppe gehört die Bücherlaus Liposcelis simulans oder der Höhlenbewohner Badonellia titei.

Die meisten der heimischen Arten gehören in die Gruppe der Psocomorpha oder Echten Staubläuse. Bei ihnen bestehen die Antennen immer aus 13 Gliedern, die Tarsen können zwei- bis dreigliedrig sein. Hierher gehören etwa die nur parthenogenetisch lebende Art Psoculus neglectus, die häufig in Vogelnestern oder Wohnungen zu findende Lachesilla pedicularia, der Bodenbewohner Kolbea quisquiliarum und die auf Laubgehölzen anzutreffende Valenzuela flavidus. Weitere Arten sind Loensia variegata und Metylophorus nebulosus.

Die artenreichsten Familien der Unterordnung sind die Caeciliusidae, Pseudocaeciliidae, Ectopsocidae, Lachesillidae und Psocidae.

Der älteste, eindeutig der Ordnung Psocoptera angehörende fossile Vertreter stammt aus dem Jura. (Ein als Staublaus beschriebenes Fossil aus dem Unteren Perm könnte nach Ansicht anderer Autoren ein Fransenflügler sein.) Aus Baltischem Bernstein sind alle drei Unterordnungen mit Vertretern aus jeweils mehreren Familien bekannt.[4] Auch in Bernstein anderer tertiärer und kreidezeitlicher Lagerstätten wurden Staubläuse in großer Formenvielfalt gefunden. Einige fossile Arten sind rezenten, heute zumeist die Tropen und Subtropen besiedelnden Verwandten sehr ähnlich.[5][6][7]

Arten (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Alfonso N. García Aldrete (2006): New genera of Psocoptera (Insecta), from Mexico, Belize and Ecuador (Psoquillidae, Ptiloneuridae, Lachesillidae). Zootaxa 1319: S. 1–14, doi:10.5281/zenodo.273553 (Volltext als PDF).
  2. Charles Lienhard (2003) Verzeichnis der Staubläuse (Psocoptera) Deutschlands. Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 8 (= Entomofauna Germanica, Band 6): 54–71.
  3. David Grimaldi, Michael S. Engel: Evolution of the Insects. Cambridge University Press, New York 2005, S. 147 u. S. 261, ISBN 0-521-82149-5.
  4. C. Gröhn: Einschlüsse im Baltischen Bernstein. Kiel/Hamburg 2015. ISBN 9783529054570.
  5. George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0.
  6. Wolfgang Weitschat und Wilfried Wichard: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein, 256 S., zahlr. Abb., Pfeil-Verlag, München 1998. ISBN 3-931516-45-8.
  7. Adolf Bachofen-Echt: Der Bernstein und seine Einschlüsse, 204 S., 188 Abb., Springer-Verlag, Wien 1949.
  • David Grimaldi, Michael S. Engel: Evolution of the Insects. Cambridge University Press, New York 2005, ISBN 0-521-82149-5.
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