Solo für Klarinette

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Film
Titel Solo für Klarinette
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Nico Hofmann
Drehbuch Susanne Schneider
Produktion Regina Ziegler,
Birgit Brandes
Musik Nikolaus Glowna
Kamera Hans-Günther Bücking
Schnitt Inge Behrens
Besetzung

Solo für Klarinette ist ein Psychokrimi[1] des Regisseurs Nico Hofmann aus dem Jahr 1998, in dem Corinna Harfouch und Götz George die Hauptrollen spielen. Produziert wurde der Film von Pro 7 und Regina Ziegler.[2] Im Anschluss an den RTL 2-Psychothriller Der Sandmann (1995) ist dies die vierte Zusammenarbeit zwischen Nico Hofmann und Götz George. Der Film basiert auf einem Roman[3] der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Elsa Lewin, dessen Handlung dabei von New York City in ein verregnetes Berlin verlegt wurde.

Kriminalkommissar Bernhard „Bernie“ Kominka verrichtet 1997 in Berlin seinen Dienst, fühlt sich dabei ausgebrannt, nachdem er in 21 Jahren 651 Mordfälle untersucht und 458 davon aufgeklärt hat. Er und seine Frau gehen sich aus dem Weg, sein geistig behinderter Sohn ist aggressiv – er hasst seinen Vater. So gesehen bietet die Arbeit mit seinem Kollegen Freddie, dem routinierten Polizisten, (den letzten) Halt.

In einem tristen Hochhaus wird eine männliche Leiche in unschönem Zustand gefunden. Dem Mann wurde beim Liebesspiel mit einer Klarinette der Schädel eingeschlagen und Teile seines Geschlechtsorgans abgebissen. Während die Spurensicherung noch läuft, verschwindet ein gelber Regenschirm vom Tatort, und Kominka nimmt im Augenwinkel eine Frau mit rotem Mantel wahr. Er sieht den Regenschirm wieder, und ihm gelingt es, ein Kfz-Kennzeichen zu notieren. Seine Ehe zerbricht endgültig, Bernie fliegt aus der gemeinsamen Wohnung. Sein bornierter Schwager, der zugleich sein Vorgesetzter ist, schickt ihn nach Wortwechsel und Handgreiflichkeit in den Zwangsurlaub. Kominka spürt auf eigene Faust dem Regenschirm und der potenziellen Zeugin hinterher. Dabei lässt er seine Wut an einer Prostituierten aus, die er krankenhausreif schlägt. Derweil rückt eine Ex-Frau des Getöteten ins Visier der Ermittler, und es scheint, als hätte dieser mit Pädophilen in Verbindung gestanden und den eigenen Sohn in diese Kreise vermittelt. Um seine eigene Spur weiterzuverfolgen und um mit der attraktiven Anna Weller – die stets einen roten Mantel trägt und einen gelben Schirm besitzt – in Kontakt zu treten, besucht Kominka in der Anonymität der Großstadt eine desillusionierende Single-Party. Die verletzlich wirkende, geschiedene Anna ist von Beruf Museumsführerin. Die Tatsache, dass er als Polizist sein Geld verdient, muss Kominka ihr verheimlichen. Trotz allen emotionalen Ballasts verlieben sie sich stürmisch ineinander.

Über der Amour fou vergisst Kominka seine Ermittlungen. Verdacht, Neugier und Begehren gehen Hand in Hand. Vorübergehend spenden beide einander Trost, und Kominka gerät zunehmend auf die schiefe Bahn. Allerdings kann er Anna mehrfach dabei beobachten, wie sie von einer Telefonzelle aus ihren eigenen Anrufbeantworter zuhause anruft und dort ihre Erlebnisse wie ein Geständnis aufspricht. Nach einer der Single-Partys war sie mit einem Mann gegangen, der ihr allerdings keine Zärtlichkeit geben, sondern nur ihren Körper haben wollte. Anna findet in der Jacke des mittlerweile suspendierten Kominka seinen noch nicht abgegebenen Dienstausweis und seine Dienstpistole. Anna gesteht gegenüber Kominka den ursprünglichen Mord, und er schlägt vor, die Sache zu vertuschen und gemeinsam ein neues Leben zu beginnen. Als Kominka bei Anna schläft, erschießt sie sich im Nebenzimmer mit der Dienstpistole. Freddie, der seinen ehemaligen Partner mittlerweile beschattet hat, stürmt in die Wohnung, doch Anna ist bereits tot. Um die Sache vor den eigenen Ermittlern zu verheimlichen und um Kominka zu schützen, nimmt Freddie die Dienstpistole an sich, demoliert einige Gegenstände in Annas Wohnung und verstreut ihren Schmuck auf dem Boden. Am nächsten Tag liest Kominka in der Zeitung, dass die Polizei Anna gefunden habe und nun rätselt, ob es sich um den Mord eines Einbrechers oder einen Suizid Annas gehandelt hat.

Heiko Rosner schilderte im Online-Angebot der Filmzeitschrift Cinema, dass Pro 7 ursprünglich an eine Produktion für die Fernsehausstrahlung dachte und eine Altersfreigabe ab 12 im Auge hatte, was das Buch bis zur Unkenntlichkeit entstellt hätte. Produzentin Regina Ziegler kam später hinzu und bearbeitete den „amphibischen[i 1] Stoff dann mit Pro 7 für die Leinwand.[4]

Der Film erfuhr seine Erstaufführung in der Bundesrepublik Deutschland am 15. Oktober 1998, am 6. April 1999 lief er auf Video an.[5]

  • „Kein Genrefilm im eigentlichen Sinn, der zwar Vorgaben des Kriminalfilms nutzt, um seine Geschichte transportieren zu können, dessen eigentliches Thema jedoch das existentielle Drama zweier Menschen ist, die ihrer inneren Isolation zu entkommen suchen. Schauspielerisch etwas zu forciert, bietet der klug durchdachte Film Unterhaltung auf beachtlichem Niveau.“ (Lexikon des internationalen Films)[5]
  • „Kamera, Regie und Schauspieler sind […] weit über Durchschnitt. […] Dabei ist auch das Berlin dieses Films höchst artifiziell, nämlich weit über die Alltagserfahrung düster, trostlos und regnerisch […] Stellt sich die Frage, warum es dann doch kein großer Film geworden ist. Die Antwort liegt auf der Hand und ist die fürs deutsche Kino übliche: das Drehbuch. Hier hat mal wieder jemand einfach zuviel gewollt, und zwar alles auf einmal. […] Nico Hofmann ist neben Dominik Graf gewiß der handwerklich beste deutsche Regisseur“ (Ekkehard Knörer: Jump Cut)[6]
  • „Schon sehr früh deutet jedoch eine sonore Stimme darauf hin, daß eher der Ermittler interessiert als der Fall. […] Immer wieder muß sich der Film an Krimi-Standardsituationen abstützen.“ (Merten Worthmann: Berliner Zeitung)[7]
  • „Die im Titel versprochene Poetik bleibt aus, düstere Schicksale dunkler perspektivloser perverser Gestalten im anonym grauen anstößigen Großstadtmillieu [sic] nehmen ihren Platz ein. […] Ein Film, der von kurzen, signalschwangeren Dialogen strapaziert wird, der die unendliche Müdigkeit des Polizisten Komika [sic] versinnbildlicht, und nur in der dadurch erreichten Langeweile überzeugt.“ (Frame 25)[8]
  • „eine heimtückische Mogelpackung […] Vom Thriller zum Problemfilm […] Nein, mit solchen Figuren möchte man eigentlich nichts zu tun haben“ (Rico Pfirstinger: Focus Online[9])
  • „Die Menschen sind kalt […] Was [Hofmann] aber nicht gelingt, ist, den Bildern unter ihrer Oberfläche der professionell durchstilisierten, ‚amerikanischen‘ Optik auch Gehalt, Tiefe und Aussagekraft zu verleihen. […] Was eine Figur fühlt, was sie bewegt, was sie tut und warum: Stets muß sie sich hinstellen und dies explizit erklären. […] Wie üblich weigert […] sich [Götz George] beharrlich, hinter seinem Charakter zu verschwinden […Corinna Harfouch gibt] der Anna Weller – den gekünstelten Dialogen, den danebengeratenen Thriller-Allüren des Buchs zum Trotz – in einer bravourösen tour de force so völlig überzeugend Leben, daß dem Film dann doch noch einige Momente von Wahrhaftigkeit geschenkt sind.“ (Thomas Willmann: Artechock[10])

Verschiedentlich wurden Ähnlichkeiten gesehen zu Hollywood-Thrillern wie Basic Instinct[11][i 2] (USA 1992, R: Paul Verhoeven), Sea of Love[12] (USA 1989, R: Harold Becker) oder sogar Sieben[13] (USA 1995, R: David Fincher). Ekkehard Knörer spricht von einem Blade-Runner-Wetter (USA 1982, R: Ridley Scott).[6][12]

Die Boulevardzeitung Bild titelte damals „Sexschock!“, der TV-Moderator Harald Schmidt stellte daraufhin in seiner Unterhaltungssendung Die Harald Schmidt Show die Szenen mit Mattel-Puppen nach, was Regisseur Hofmann wiederum „Entsetzlich“ fand.[i 3][14]

Einzelnachweise

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  1. Oliver Jahraus, Stefan Neuhaus: Der erotische Film: Zur medialen Codierung von Ästhetik, Sexualität und Gewalt. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2582-2, S. 155 (GoogleBooks).
  2. IMDb, „Company credits“, siehe Weblinks.
  3. Elsa Lewin: Solo für Klarinette, hammett-krimis.de, abgerufen am 9. November 2020
  4. Solo für Klarinette. In: cinema. Abgerufen am 4. April 2021.
  5. a b Solo für Klarinette. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  6. a b Ekkehard Knörer: Nico Hofmann: Solo für Klarinette (D 1998). In: Jump Cut. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  7. Merten Worthmann: Scheu vor dem Feuer. In: Berliner Zeitung, 15. Oktober 1998
  8. Solo für Klarinette. In: Frame 25. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  9. Rico Pfirstinger: PSYCHOTHRILLER: Detektivs-Depression. In: Focus Online. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  10. Thomas Willmann: Solo für Klarinette. In: Artechock. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  11. Solo für Klarinette. In: prisma. Abgerufen am 4. April 2021.
  12. a b reocities.com (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reocities.com
  13. Sascha Westphal: Solo für Klarinette. In: Amazon. Abgerufen am 19. Januar 2009 (aus der Amazon.de-Redaktion).
  14. „Ende August 1998 wurde diesem kleinen, leisen Film die Aufmerksamkeit der großen Boulevard-Presse zuteil […] Große Aufregung um einen grundsoliden und ernsthaften Film“ (Hans Messias, film-dienst); „Schundjournalismus“ (Rudi John, in: Kurier reocities.com (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reocities.com)

Nico Hofmann im Gespräch

  1. Eckard Fuhr, Hanns-Georg Rodek: Warum Kino und Fernsehen heute zusammengehören. In: Berliner Morgenpost. 6. Februar 2009, abgerufen am 10. Februar 2009.
  2. vgl. Dotzauer: „Regina Ziegler, die Produzentin, wollte immer ‚Basic Instinct‘. Ich habe gesagt: Das ist eher ‚Leaving Las Vegas‘ oder Louis Malles ‚Verhängnis‘. Wir wollten eine Männerfigur brechen: Wo wird Sexualität zum Ventil?“ (Nico Hofmann).
  3. Gregor Dotzauer: Interview: Nico Hofmann. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Oktober 1998, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. Januar 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/sz-shop.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)